Binnenschifffahrt auf der Elbe Oberelbe-Häfen mit positiver Bilanz in schwierigem Umfeld
Zur allgemein angespannten Wirtschaftslage schlug der Brückeneinsturz in Dresden 2024 bei der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe ins Kontor. Die Bilanz ist trotz allem positiv - mit deutlicher Warnung.
![Binnenhäfen an der Elbe mit Verlusten](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/12/ddc21a2a-fb33-4c19-b7b2-ef4032ffb980.jpeg?w=1024&auto=format)
Dresden - Die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO) verzeichnete mit gut 2,65 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr trotz schwierigster Bedingungen einen leichten Rückgang des Güterumschlags. Das waren nach Angaben des Unternehmens mit zwei Standorten auch in Tschechien von Mittwoch 1,5 Prozent weniger als 2023 aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Mit dem April 2024 endete die Beteiligung am Hafen Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt. Die SBO habe dennoch ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt, sagte Geschäftsführer Heiko Loroff.
Der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden und die fast fünfmonatige Sperrung der Wasserstraße Elbe danach verhinderten laut Loroff eine noch bessere Bilanz. Mit einem Umsatz von etwas über 22 Millionen Euro konnte der Hafenverbund „nicht unser gezieltes Wachstum erreichen“. Loroff geht von einem Jahresüberschuss im fünfstelligen Bereich aus - 2023 waren es mit knapp unter 25 Millionen Euro etwa 300.000 Euro.
Plus bei Containerumschlag und Rückgang bei Schiff und Lkw
Der Containerumschlag der SBO konnte leicht zulegen mit insgesamt 36.512 Einheiten, 858 oder 2,41 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Güterumschlag per Binnenschiff in den Oberelbe-Häfen sank um 5,64 Prozent auf insgesamt 106.120 Tonnen, in Decin und Lovosice lag der Rückgang bei 4,07 Prozent. Der Güterverkehr per Eisenbahn indes konnte trotz mehrfacher Gleissperrung an der deutsch-tschechischen Grenze mit knapp 27 Prozent kräftig zulegen.
In den Häfen des Verbundes wurden nach SBO-Angaben insgesamt rund 2,66 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen, im Güterverkehr per Bahn erreichte er mit insgesamt rund 1,21 Millionen Tonnen den dritthöchsten Umschlag seiner Geschichte, vor allem durch deutliche Steigerungen in den Häfen Dresden, Torgau und Lovosice. Der Lkw-Umschlag ging um über 173.000 Tonnen auf knapp 1,34 Millionen Tonnen zurück.
Schwieriges Umfeld für Binnenschifffahrt
„Wir befinden uns momentan in Krisenzeiten“, beschrieb Loroff die aktuelle Lage der SBO. Die Ansiedler an den Häfen hätten derzeit „die Handbremse angezogen“ angesichts der wirtschaftlichen Bedingungen: geringe Auftragslage, gestiegene Kosten, die Personalentwicklung. Das führe zu erhöhten Belastungen in einzelnen Hafenstandorten. Die Unterbrechung des Schiffsverkehrs wegen der Carolabrücke habe die tschechischen Häfen in außergewöhnlicher Weise getroffen. Aufträge seien weggebrochen, Kunden verloren gegangen. „Es geht jetzt darum, sie mit Akribie zurückzugewinnen und zu zeigen, dass die Elbe ein wichtiger und nutzbarer Weg ist.“
Sechsstelliger Umsatzverlust für Sachsens Binnenhäfen
Die fast fünfmonatige Zwangspause im Zuge des Brückeneinsturzes hat „dramatische Auswirkungen“ für die SBO und ihre Partner elbaufwärts. Loroff sprach von einem hohen sechsstelligen Umsatzverlust, „im Bereich 500.000 Euro bis 600.000 Euro“. September bis April ist nach seinen Angaben normalerweise Hochkonjunktur, da werden der meiste Schiffsraum und die meisten Güter bewegt. „Es gab durchgehen perfekte Wasserstände, die konnten wir nicht nutzen; das hatten wir noch nie“.
Seit der Wiederfreigabe der Elbe in Dresden Anfang Februar passierten bereits drei Güterschiffe die Carolabrücke sowie die ebenfalls marode und gesperrte Brücke in Bad Schandau problemlos. Weitere vier Schubschiffe von je 110 Meter Länge mit großen Gastanks für die chemische Industrie sollen Anfang März folgen. „Die Planungen dafür laufen auf Hochtouren“, sagte Geschäftsführer Heiko Loroff. Die in Tschechien produzierten Behälter für den Export müssen in den Hafen Hamburg.
Die SBO bemüht sich, alle noch wartenden Güter zu befördern und von der Schiene zurückzuverlegen. Es koste Überzeugungsarbeit, dass der Fluss als Verkehrsweg auf Dauer frei ist und Güter auch ankommen, sagte Loroff. „Im Mai rechnen wir schon wieder mit fallenden Wasserständen.“ Er warnte mit Blick auf den weiteren Abbruch der Carolabrücke und den anstehenden Abriss in Bad Schandau vor einer weiteren monatelangen Sperrung. „Das würde für uns dramatisch, das können wir uns nicht mehr leisten.“ Vielmehr müsse in Absprache mit den Binnenschiffern überlegt werden, wann das für sie bestmögliche Zeitfenster dafür ist.