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Artenvielfalt Pfeifengras und Wiesenmahd im Havelland

Im Havelland zeigt ein Bio-Hof, wie Landwirtschaft und Naturschutz zusammen funktionieren können. Auf einer der artenreichsten Flächen Ostdeutschlands duftet, summt und brummt es. Nun wurde gemäht.

Von dpa 06.08.2024, 06:00
Durch schonendes Mähen soll die Fauna möglichst wenig gestört werden.
Durch schonendes Mähen soll die Fauna möglichst wenig gestört werden. Jens Kalaene/dpa

Schönwalde-Glien - In Schönwalde-Glien (Landkreis Havelland) wurden die artenreichen Pfeifengraswiesen gemäht. Auf der Fläche zeigt sich, wie Landwirtschaft und Artenvielfalt miteinander verbunden werden können, wie die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V. mitteilte. Durch eine schonende Bewirtschaftung werden wertvolle Pfeifengras- und Flachland-Mähwiesen erhalten. Die Fläche gehört den Angaben zufolge zu einer der artenreichsten Flächen Ostdeutschlands.

Schonende Wiesenmahd für mehr Artenschutz

Bei der sogenannten Wiesenmahd handelt es sich um eine schonende Mäh-Art, bei der die Wiese nicht vollständig gemäht wird, sondern nur auf Teilflächen. Dadurch bleibt ausreichend Deckung und Insekten finden weiterhin genügend Nahrung. 

Auf den Pfeifengraswiesen werden leichte Mähwerke mit Messerbalken eingesetzt. Diese funktionieren laut Fördergemeinschaft wie mehrere Scheren mit zwei Schneiden. „Die weit verbreiteten Kreiselmäher sorgen dafür, dass durch die kräftige Drehung der Scheibenmesser Insekten und andere Kleinstlebewesen von der Wiese in die Messer gezogen werden. Das wird durch die nachweislich schonendere Mähtechnik des Messerbalkens stark reduziert.“ 

Vor der Mahd werden die Nistplätze von Vögeln kartografiert und bei der Mahd umfahren.

110 bedrohte Pflanzenarten 

Die schonende Bewirtschaftungsweise auf der Fläche zahlt sich aus: Auf den Pfeifengraswiesen wachsen 110 Pflanzenarten, die auf der Roten Liste Brandenburgs als „gefährdet bis bedroht“ eingestuft werden, so er Verein. Eine dieser Pflanzen ist etwa der in kräftigem Blau-Lila blühende Lungen-Enzian. Benannt ist das Wiesen-Biotop nach dem heimischen Pfeifengras, das ebenfalls auf der Fläche wächst. 

Seit sieben Jahren betreiben Lisa Querhammer und Sascha Fiedler vom Biohof Betula auf den Flächen im FFH-Schutzgebiet „Muhrgraben mit Teufelsbruch“ und in der „Döberitzer Heide“ Naturschutz durch schonende Beweidung und Mahd. Die Abkürzung FFH steht für Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Seit Anfang 2024 ist der Biohof ein sogenannter „Demonstrationsbetrieb für Naturschutz in der Landwirtschaft in Brandenburg“.

Schafe und Ziegen als tierische Landschaftspfleger

Mit dem Ziel die Artenvielfalt zu erhalten, werden verschiedenste Methoden angewandt. Unter anderem werden etwa rund 350 Schafe und 14 Ziegen als tierische Landschaftspfleger eingesetzt, um die Wiesen und Weiden mager und frei von Gehölz zu halten. Zudem wird auf der Fläche auf Düngung verzichtet und eine Heumahd mit boden- und faunaschonender Technik eingesetzt. 

Das Modellprojekt Naturschutzberatung Brandenburg wird von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e. V. in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL), dem Landesamt für Umwelt (LfU) und Landwirtschaftsbetrieben durchgeführt. Fünf Demonstrationsbetriebe Naturschutz (Biohof Betula, Gut Kienberg, Landwirtschaftsbetrieb Domin, Moorhofer Grünlandhof, NaturKonkret – Großtrappenhof) vermitteln im Rahmen des Projekts Wissen und Erfahrungen und stehen Interessierten für Besuche offen, so die Fördergemeinschaft.