Tödliche Einsätze Polizei-Schüsse: „Das ist nicht an der Tagesordnung“
Im vergangenen Jahr rückte die Polizei in Niedersachsen zu mehr als 1,5 Millionen Einsätzen aus. Nur selten greifen die Beamten zur Waffe.

Oldenburg - Tödliche Polizeischüsse wie zuletzt in Oldenburg kommen in Niedersachsen selten vor. „Das ist nicht an der Tagesordnung“, sagte ein Sprecher des Innenressorts. Seit der Jahrtausendwende seien höchstens ein oder zwei Einsätze pro Jahr tödlich ausgegangen. Eine Ausnahme ist das Jahr 2020: Damals erschossen niedersächsische Polizisten in drei Fällen Menschen. In der Regel könnten brenzlige Situationen jedoch ohne tödliche Schüsse gelöst werden.
Polizist schießt fünfmal in Richtung eines 21-Jährigen
Dieses Jahr ist bisher ein Mensch in Niedersachsen durch Polizeikugeln gestorben: Ein Beamter hatte in der Nacht zu Ostersonntag fünfmal in Richtung eines 21-Jährigen in der Oldenburger Fußgängerzone geschossen. Laut Obduktion wurde er an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf verletzt. Drei Schüsse trafen ihn von hinten, ein vierter Schuss soll ihn am Oberschenkel gestreift haben.
Nach Angaben der Polizei hatte der junge Mann zuvor vor einer Diskothek Reizgas versprüht und mehrere Menschen leicht verletzt. Dann flüchtete der Angreifer. Als Streifenpolizisten ihn stellen wollten, sei er bedrohlich auf die Beamten zugegangen und habe Reizgas in ihre Richtung gesprüht.
Der 27-jährige Schütze wurde vorläufig suspendiert, das ist in solchen Fällen üblich. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg führt gegen ihn ein Verfahren wegen Totschlags, auch das ist Standard.
Zwei tödliche Schuss-Einsätze im vergangenen Jahr
Nach den Vorschriften des Niedersächsischen Polizeigesetzes dürfen Schusswaffen gegen Menschen als letztes Mittel eingesetzt werden. Ein tödlicher Schuss darf nur abgegeben werden, wenn jemand in großer Gefahr ist.
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei landesweit mehr als 1,5 Millionen Einsätze, wie das Innenministerium mitteilte. In fünf Fällen setzten Beamte ihre Pistole gegen Menschen ein, davon endeten zwei Einsätze tödlich.
Ende März 2024 hatten Polizisten in Nienburg einen 46-jährigen Mann aus Gambia erschossen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Verden hatte der Mann Aufforderungen, ein Messer fallen zu lassen, ignoriert und in die Richtung von zwei Polizisten gestochen. Drei Polizisten schossen demnach mehrfach auf den Angreifer, zwei Schüsse waren tödlich. Das Verfahren gegen die Beamten wurde eingestellt.
Außerdem starb ein vermutlich psychisch kranker Mann Mitte Dezember 2024 durch Schüsse aus der Dienstwaffe eines Beamten. Der 35-Jährige soll zuvor eine Frau in Göttingen grundlos angegriffen und geschubst haben. Als die Polizei eintraf, soll der Drogenkranke die Beamten sofort attackiert und einem Polizisten eine Stichverletzung zugefügt haben. Daraufhin feuerte ein Beamter mehrere Schüsse ab.