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Süchten vorbeugen Präventionszentrum: Im Bereich Jugend viel zu tun

Gaming, Social Media, Glücksspiel – wann wird aus Spaß eine Sucht? Das Präventionszentrum für Verhaltenssüchte sieht einen enormen Bedarf an Aufklärung. Jugendliche stehen im Fokus.

Von dpa 16.03.2025, 06:00
„Wir alle nutzen soziale Medien, wir sind am Handy und im Internet unterwegs. Uns geht es darum, dass sich daraus kein krankhaftes Verhalten entwickelt, also ein exzessives Ausmaß bestimmter Verhaltensweisen“, sagt Schmid. (Symbolbild)
„Wir alle nutzen soziale Medien, wir sind am Handy und im Internet unterwegs. Uns geht es darum, dass sich daraus kein krankhaftes Verhalten entwickelt, also ein exzessives Ausmaß bestimmter Verhaltensweisen“, sagt Schmid. (Symbolbild) Christoph Schmidt/dpa

Berlin - Ein Jahr nach dem Start des Präventionszentrums für Verhaltenssüchte sieht Projektleiterin Sophie Schmid großen Bedarf. „Das erste Jahr hat gezeigt, dass viel zu tun ist“, sagt Schmid der dpa. „Wir sehen, dass der Bedarf riesengroß ist, gerade was Prävention im Jugendbereich angeht.“ Vor allem Schulen und Eltern würden anfragen und Unterstützung und Tipps im Umgang mit Jugendlichen oder Kindern und der Prävention von Suchtverhalten suchen. 

Das Präventionszentrum für Verhaltenssüchte (PZVS) nahm am 20. März 2024 die Arbeit auf. Grundsätzlich arbeiten sie zu allen Verhaltenssüchten, Schwerpunkte liegen aber in der Präventionsarbeit zu Glücksspielsucht, Mediennutzung und Social-Media- und Gaming-Sucht. Weitere sind Pornografiekonsum oder exzessives Kaufverhalten. Im ersten Jahr seien Themen gesammelt und Konzepte entwickelt und Zielgruppen eingebunden worden. Das soll in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden. 

Normale Verhaltensweisen oder krankhaftes Verhalten?

Im Rahmen von Präventionsworkshops und anderen Schulveranstaltungen seien seit dem Start mehr als 1.000 Schülerinnen und Jugendliche erreicht worden, teilte Schmid mit. Es gehe bei der Prävention um die Unterscheidung zwischen normalen Verhaltensweisen und krankhaftem Verhalten. 

„Wir alle nutzen soziale Medien, wir sind am Handy und im Internet unterwegs“, sagt Schmid. „Viele Verhaltensweisen können und wollen wir nicht verhindern. Uns geht es darum, dass sich daraus kein problematisches oder sogar krankhaftes Verhalten entwickelt, also ein exzessives Ausmaß bestimmter Verhaltensweisen.“

Gerade am Handy schleiche sich schnell ein unbewusster Konsum ein. „Uns geht es darum, sich wieder bewusster zu machen: Warum hole ich jetzt gerade mein Handy raus? Was möchte ich eigentlich gerade? Was ist mein Bedürfnis dahinter?“ Es gehe darum, Automatismen vorzubeugen. Auf solche Verhaltensweisen könnten etwa Achtsamkeitsübungen aufmerksam machen, auch mithilfe von Apps könne man seinen Medienkonsum kontrollieren und sich bewusster machen. Oft gehe es auch darum, Denkprozesse anzustoßen. 

Im Rahmen der Präventionsarbeit gehen Schmid und ihre fünf Kolleginnen und Kollegen in Schulen, Unternehmen, Kitas und starten Kampagnen im öffentlichen Raum. Vor allem bei Jugendlichen komme es sehr darauf an, dass sie die Mechanismen verstünden, die hinter Spielen oder Apps steckten. Mehr als 20 Veranstaltungen wie Workshops oder Vorträge habe es auch für Fachkräfte und Multiplikatoren gegeben. 

Grundsätzlich könne sich jeder an das PZVS wenden, häufig hätten sie aber mit Schulen oder Jugendfreizeiteinrichtungen zu tun oder sensibilisierten Erzieherinnen und Erzieher in Kitas mit Blick auf Kinder aus Familien mit Verhaltenssüchten, sagt Schmid. 

Auch Unternehmen sind Zielgruppe

Unternehmen hätten häufig bereits Alkohol- oder Tabakkonsum im Blick, auch hier seien aber Präventionsmaßnahmen zum Thema Mediennutzung, Pornografiekonsum und Glücksspielsucht möglich. Auch Stressmanagement wirke präventiv, um Suchterkrankungen nicht entstehen zu lassen. Die Präventionsstelle unterstütze Unternehmen dabei, diese Themen zu verankern und gemeinsam mit Mitarbeitenden Maßnahmen zu entwickeln. 

Wer sich Sorgen um den eigenen Konsum macht, ist wahrscheinlich beim Zentrum für Verhaltenssucht der Caritas besser aufgehoben, das kostenfreie Beratung bietet. Auch die Deck24 Glücksspielberatung sei eine der zentralen Anlaufstellen. „Wir vermitteln aber auch gerne weiter“, sagt Schmid.