Landgericht Erfurt Prozess wegen versuchten Mordes begonnen
Es sind Szenen, die wie aus einem Drehbuch klingen, aber Inhalt der Anklage sind. In Erfurt müssen sich vier Menschen wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes und Drogengeschäften vor Gericht verantworten.
Erfurt - Eine Frau wird unter vorgehaltener Waffe gezwungen, ihr eigenes Grab zu schaufeln, ein Mann wird so heftig getreten und geschlagen, dass er fast stirbt. So lauten die Vorwürfe der Anklage am Landgericht Erfurt - und all das soll mit Drogengeschäften zu tun haben. Drei Männer und eine Frau müssen sich hierfür seit Montag verantworten. Konkret wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten im Alter von 30, 34, 34 und 32 Jahren unter anderem gemeinschaftlichen versuchten Mord und unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln - beziehungsweise Beihilfe zu dem Drogenhandel - vor.
Nach der Verlesung der Anklageschrift erklärte der Anwalt des 30 Jahre alten Angeklagten, dass sich sein Mandant bei einem nächsten Termin zu den Vorwürfen einlassen werde. Auch die Verteidiger der mitangeklagten Ehefrau des 30-Jährigen und eines weiteren Angeklagten stellten in Aussicht, dass sich ihre Mandanten möglicherweise äußern würden. Der Verteidiger des vierten Angeklagten sagte, sein Mandant werde zunächst keine Angaben machen.
Ausgangspunkt soll laut Anklage der Entschluss des angeklagten Paares sein, spätestens ab einem Zeitpunkt im Jahr 2022 gemeinsam ins Drogengeschäft einzusteigen. So sollen der 30-Jährige und die 34-jährige Frau von einem gesondert Verfolgten Metamphetamin zu einem Kaufpreis von 17.000 Euro übernommen haben.
Unter anderem sollen sie dann einen Mann durch Gewalt und Drohungen dazu bewogen haben, dessen Keller als Drogenlager nutzen zu können. Im Oktober 2022 sollen die vier deutschen Angeklagten den Mann nach einer Autofahrt schließlich abseits der Straße immer wieder derart geschlagen und getreten haben, dass dieser lebensgefährlich verletzt wurde.
Zuvor soll der Mann unter anderem bereits mit einer mit Stahlkugeln geladenen gegen den Kopf gehaltenen Pistole bedroht worden sein, um eine Drogenkurierfahrt zu übernehmen. Im Zusammenhang mit dieser soll der Geschädigte laut Anklage aus Verzweiflung selbst die Polizei verständigt und eine Selbstanzeige gemacht haben, da er Angst vor weiteren Repressalien durch die Angeklagten gehabt habe.
Das Paar und das spätere Opfer hatten sich nach ihrem Umzug nach Bad Sulza wegen ihrer Hunde kennengelernt, wie der Staatsanwalt auf dpa-Nachfrage am Rande des Prozesses sagte. Zunächst sei das Verhältnis freundschaftlich gewesen.
In der Anklage spielt auch eine weitere Geschädigte eine Rolle. Die Angeklagten warfen ihr demnach vor, von ihren Drogen gestohlen zu haben. Der 30 und der 34 Jahre alte Angeklagte sollen mit der Frau daraufhin auf ein Feld gefahren sein. Dort sollte sie unter vorgehaltener manipulierter Schreckschusswaffe ihr eigenes Grab schaufeln. Der 34-Jährige soll dabei auch die mit Platzpatronen geladene Waffe in die Luft gefeuert haben. Später sollen sie die Frau laufen haben lassen, damit diese die gesuchten Drogen wieder beschaffen hätte können.
Der Prozess soll am 22. August weitergehen. Bis Mitte Dezember sind in der Sache mehr als zehn Verhandlungstermine geplant.