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Arbeitsmarkt Qualifizierung bleibt zentrale Aufgabe für Arbeitsverwaltung

Für das laufende Jahr erwarten Experten eine weiter steigende Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig suchen Unternehmen Fachkräfte. Wie bringt man das zusammen?

Von dpa 22.01.2025, 12:55
Markus Behrens, Leiter der Regionaldirektion der Arbeitsagentur für Sachsen-Anhalt und Thüringen, sieht das Thema Qualifizierung als zentral an für die Zukunft. (Archivbild)
Markus Behrens, Leiter der Regionaldirektion der Arbeitsagentur für Sachsen-Anhalt und Thüringen, sieht das Thema Qualifizierung als zentral an für die Zukunft. (Archivbild) Simon Kremer/dpa

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt steigt die Arbeitslosigkeit, parallel gibt es immer noch eine relativ hohe Nachfrage nach Arbeitskräften. Es sei die Kernherausforderung, dass in den seltensten Fällen die Arbeitslosen mit ihren Qualifikationen zu den Anforderungen der Unternehmen passten, sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens, in Magdeburg. Dem solle mit zunehmender Qualifizierung Arbeitssuchender, aber auch von Menschen in Beschäftigung begegnet werden. 

Selten ein Match zwischen Arbeitslosen und Unternehmen

In 81 Prozent der Stellenangebote würden qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. Unter den Arbeitslosen seien derzeit aber 61 Prozent Helfer und nur 30 Prozent Fachkräfte. Selbst bei einem Match stellten sich Fragen wie: passt die Region, die Kinderbetreuung, der öffentliche Nahverkehr, so Behrens. 

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werde in diesem Jahr voraussichtlich um 0,3 Prozent zurückgehen auf etwa 790.900. Die Arbeitslosigkeit sei schon 2024 um 2,6 Prozent gestiegen und werde Prognosen zufolge im laufenden Jahr weiter um 2,3 Prozent zunehmen. Sachsen-Anhalt stehe damit etwas besser da als Ostdeutschland insgesamt. 

Nachfrage nach Personal „immer noch sehr, sehr hoch“

Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Sachsen-Anhalt gehe seit 2022 kontinuierlich zurück, sei aber mit rund 20.000 gemeldeten offenen Stellen „immer noch sehr, sehr hoch“, sagte Behrens. Er geht davon aus, dass die Unternehmen insgesamt fast 40.000 Arbeitskräfte suchten, in vielen Fällen werde die Arbeitsverwaltung nicht eingeschaltet. 86.000 Arbeitslose stünden dem gegenüber. 

Die große Herausforderung bleibe die demografische Entwicklung. Sachsen-Anhalt habe den größten Rückgang bei der Bevölkerung und damit auch der erwerbsfähigen Menschen. Zwei Aussteigern aus dem Berufsleben stehe nur ein Neueinsteiger gegenüber. 

Blick auf jeden einzelnen Schulabgänger

Deshalb kümmere sich die Arbeitsverwaltung noch stärker um junge Menschen. „Niemand darf verloren gehen. Wir brauchen alle, unabhängig von dem erreichten Schulabschluss.“ Künftig erhalte die Bundesagentur für Arbeit die Daten aller Schulabgängerinnen und -abgänger. 

So könne jedem ein Angebot unterbreitet werden. Es könne verfolgt werden, wer noch nicht mit einem Ausbildungsplatz versorgt sei. Zuletzt sei die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahre im Land gestiegen. Von den 8.260 jungen Frauen und Männern hätten über 75 Prozent keine Ausbildung.

Ausländer unverzichtbar auf dem Arbeitsmarkt

Zudem richte sich das Augenmerk auf die Qualifizierung Zugewanderter. „Das ist für uns die Hauptentwicklungsmöglichkeit bei der Integration in Beschäftigung.“ Seit September 2017 gehe in Sachsen-Anhalt die Zahl der deutschen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zurück um etwa 50.000. Das sei kompensiert worden durch ausländische Arbeitnehmer. Das seien insgesamt rund 63.000 im Land. „Wir brauchen sie dringend, weil die demografische Entwicklung so ist, wie sie ist: Zwei Aussteiger altersbedingt, nur ein Einsteiger.“