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Kunst Rieckhallen für Gegenwartskunst bleiben: Nationalgalerie

Die renommierte Leihgabe der Flick Collection ist nach langer Unsicherheit passé. Doch der Ausstellungsort scheint nun gesichert. Das schafft neue Perspektiven für zeitgenössische Kunst in Berlin.

Von Gerd Roth, dpa Aktualisiert: 25.09.2021, 08:23

Berlin - Die Rieckhallen am Hamburger Bahnhof bleiben als Teil der Nationalgalerie in Berlin erhalten. Ursprünglich sollten die Hallen, bisher Raum für Ausstellung aus Beständen der Flick Collection, abgerissen werden. Nach rund einjährigen Verhandlungen zwischen dem Land Berlin und dem Immobilienbesitzer CA Immo ist eine Lösung für den Erhalt gefunden worden.

In einer Absichtserklärung heißt es nach Angaben der Kulturverwaltung, Berlin strebe an, die Rieckhallen durch einen Grundstückstausch in gleichem Wert zu erwerben. Verhandelt werde noch über Vertragsfragen und Wertermittlungen. Die Vereinbarung sei der erste Schritt zur Sicherung der Rieckhallen. „Der Abriss steht nicht mehr unmittelbar bevor“, der bestehende Mietvertrag werde zunächst um ein Jahr verlängert.

Die Rieckhallen seien ein bereits bestehender, einfacher, reduzierter Bau, „der nicht nur für Exponate zeitgenössischer Kunst bestens geeignet ist, sondern sich auch sehr wirtschaftlich betreiben lässt“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sprach von einem „großartigen Tag für die Kulturstadt Berlin“, die sich „nicht leisten könne so einen Kulturstandort zu verlieren“.

Für die CA Immo sagte Vorstandschef Andreas Quint: „Wir haben den Hamburger Bahnhof immer als Gewinn für das junge und gemischt genutzte Quartier Europacity angesehen.“ Am Abend fügte er hinzu: „Wir wollten nicht diejenigen sein, die am Ende die Abrissbirne ansetzen müssen.“

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung preußischer Kulturbesitz, verwies darauf, dass das Museum für Gegenwart ohne die Rieckhallen die Hälfte der Ausstellungsfläche verloren hätte und die zeitgenössische Kunst ihren wichtigsten Ort in Berlin. „Berlin und Kunst, da darf es keine B-Lösungen geben“, sagte Parzinger.

Die Leiterin des Hamburger Bahnhofs, Gabriele Knapstein, nannte das Ensemble aus dem historischen Haupthaus und den Rieckhallen einen weltweit geschätzten, einzigartigen Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst. „Die Rieckhallen haben sich für die Präsentation von großen thematischen wie monografischen Ausstellungen in den vergangenen Jahren bestens bewährt, und sie bieten Künstlerinnen und Künstlern großzügige und flexibel zu nutzende Räume für neue Produktionen.“

„Diese einzigartigen Räume sind der zentrale Museumsort Berlins für die zeitgenössische Kunst“, sagte Gabriele Quandt, Vorsitzende der Freunde der Nationalgalerie. „Nur an wenigen Orten in der Welt kann die Gegenwartskunst im musealen Kontext so wirkungsvoll gezeigt werden, weshalb es ein großes Glück ist, dass die Rieckhallen nun in vollem Umfang erhalten bleiben.“

Hoffnung gibt es auch für den Erhalt des Hamburger Bahnhofs, über den der Bund mit CA Immo verhandelt. „Alle Beteiligten streben eine langfristige Sicherung des Erhalts des Museums im Hamburger Bahnhof an“, hieß es dazu am Donnerstag aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Derzeit würden verschiedene Optionen geprüft. „Ziel beider Parteien ist, schnellstmöglich eine für beide Seiten wirtschaftlich darstellbare Lösung zu erarbeiten.“

Die renommierte Sammlung des Unternehmers Friedrich Christian Flick war seit 2004 künstlerische Basis für fast zwei Dutzend Ausstellungen. Umstritten war die auch wegen der Debatte um die Rieckhallen inzwischen beendete Leihgabe wegen der NS-Vergangenheit von Friedrich Flick, der als Rüstungsunternehmer während des Nationalsozialismus von Zwangsarbeitern profitierte. Sein Enkel beteiligte sich nicht am Entschädigungsfonds und gründete stattdessen eine eigene Stiftung.