1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kontroverse um Gedenken: Russische Botschaft kritisiert Ausladung zu Kriegsgedenken

Kontroverse um Gedenken Russische Botschaft kritisiert Ausladung zu Kriegsgedenken

Dürfen russische Vertreter an Veranstaltungen zum Kriegsgedenken teilnehmen? Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten will das nicht und notfalls ihr Hausrecht durchsetzen.

Von dpa Aktualisiert: 22.04.2025, 19:06
Die russische Botschaft sieht eine Empfehlung des Auswärtigen Amts sehr kritisch, keine Vertreter von Russland und Belarus zu Kriegsgedenken einzuladen. (Archivbild)
Die russische Botschaft sieht eine Empfehlung des Auswärtigen Amts sehr kritisch, keine Vertreter von Russland und Belarus zu Kriegsgedenken einzuladen. (Archivbild) Soeren Stache/dpa

Berlin - Die russische Botschaft in Deutschland pocht auf die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und wendet sich gegen eine Empfehlung des Auswärtigen Amts. „Der 80. Jahrestag des Sieges über den Nazismus ist ein heiliger Tag für alle Völker der ehemaligen Sowjetunion“, heißt es in einer Erklärung der Botschaft auf Anfrage.

Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten – zu der die Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück gehören – will Vertreter der russischen Botschaft bei Gedenkveranstaltungen dagegen nicht akzeptieren: „Wir haben die russische Botschaft seit dem Überfall auf die Ukraine von allen Jahrestagen ausgeladen“, sagte der Direktor der Stiftung, Axel Drecoll, der „Bild“-Zeitung, „wenn der Botschafter trotzdem kommt, werden wir unser Hausrecht durchsetzen – in enger Abstimmung mit Sicherheitskräften.“

Das Auswärtige Amt hatte bereits zuvor in einer Handreichung davon abgeraten, die Teilnahme von russischen und belarussischen Vertretern bei Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs zuzulassen. Damit will das Ministerium verhindern, dass Russland diese Veranstaltungen „instrumentalisieren und mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen“ könnte.

Botschaft: Brauchen keine Einladung

Die russische Botschaft nannte die Empfehlung „äußerst bedauerlich“. „Wir haben im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Menschen verloren, die meisten davon waren Zivilisten. Dieser Krieg gegen die Sowjetunion war ein Vernichtungskrieg, dem Völkermord gleich“, erklärte die Botschaft. „Dabei brauchen wir keine besondere Einladung, um an öffentlich zugänglichen Orten das Andenken an die sowjetischen Befreier und die Opfer des Nazismus zu ehren und den Tag des Sieges feierlich zu begehen.“

Gedenken in Sachsenhausen und Ravensbrück

In der Gedenkstätte Sachsenhausen ist das Hauptgedenken zur Befreiung des Konzentrationslagers vor 80 Jahren mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) für den 4. Mai vorgesehen. Am gleichen Tag soll das zentrale Gedenken an die Befreiung des damaligen KZ Ravensbrück stattfinden. Dazu werden die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, und Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) erwartet.

Russischer Botschafter bei Gedenken

Russlands Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, hatte in der vergangenen Woche an einem stillen Gedenken an die Schlacht auf den Seelower Höhen vor 80 Jahren teilgenommen. Er war nicht vom Landkreis Märkisch-Oderland und der Stadt Seelow eingeladen worden, wurde aber von deren Vertretern freundlich begrüßt. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev kritisierte dagegen die Teilnahme scharf – vor allem das Tragen des Sankt-Georgs-Bands, eines russischen Militärabzeichens.