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Ehemalige Zwangsprostituierte wegen Falschbeschuldigung angeklagt "Sachsensumpf"-Prozess: Richter weisen Vorwürfe zurück

09.11.2012, 01:11

Dresden (dapd) l In dem gestern wieder aufgenommenen Verleumdungsprozess gegen zwei ehemalige Leipziger Zwangsprostituierte hat der frühere Leipziger Landgerichts-Vizepräsident Jürgen Niemeyer seinen Anspruch bekräftigt, durch das Verfahren vollständig rehabilitiert zu werden. Er sei nie in einem Bordell und schon gar nicht im Kinderbordell "Jasmin" gewesen. Auch sein späteres relativ mildes Urteil im Prozess gegen den Bordellbetreiber sei nicht auf eventuelle Verstrickungen zurückzuführen.

Der 72-jährige Niemeyer tritt in dem Verfahren vor dem Dresdner Amtsgericht als Nebenkläger auf, wurde aber als Zeuge gehört. Die beiden angeklagten Frauen wollen ihn bei Befragungen durch die Staatsanwaltschaft in den Jahren 2000 und 2008 unabhängig voneinander auf Fotos als ehemaligen Freier aus dem Jahr 1993 wiedererkannt haben.

Drei in ähnlicher Weise verdächtigte hochrangige Justizbeamte hatten daraufhin Anzeigen gegen die Frauen erstattet. Die Staatsanwaltschaft Dresden erhob Anklage.

Die Ermittlungen standen im Zusammenhang mit Dossiers des Landesamtes für Verfassungsschutz, die 2007 eine als "Sachsensumpf" bekannt gewordene Korruptionsaffäre vermuten ließen. Ein Teil dieser Vorwürfe betraf Leipziger Verfilzungen zwischen Verwaltung, Justiz, Immobilienbranche und Rotlichtszene. Von der Staatsregierung wurden sie als haltlos erklärt, ein Untersuchungsausschuss des Landtages ermittelt weiter. Der ebenfalls in Verdacht geratene heutige Präsident des Landgerichtes, Norbert Röger, bezeichnete die Vorwürfe als "Fantasiegebilde". Das "Jasmin"-Bordell war Ende Januar 1993 von der Polizei geschlossen worden.

Die Angeklagte Mandy K. hat ihre Bereitschaft zur Aussage bekundet, allerdings erst nach Heranziehung weiterer entlastender Akten und Vernehmungsnotizen. Das Gericht hat dies kurzfristig zugesagt. Gegenüber Journalisten wies sie erneut darauf hin, dass sie überhaupt kein Motiv habe, Niemeyers Ruf vorsätzlich zu schädigen. Das aber behauptet die Anklage. Sie sei erst durch die Befragungen der Staatsanwaltschaft wieder auf die traumatischen Erlebnisse im Bordell gestoßen worden.

Der Prozess geht heute weiter.