Schau mir in die Augen, Opossum Schielende Heidi zeigt sich Besuchern
Wer dem Opossum Heidi in die Augen schaut, muss wegen ihres Silberblicks unweigerlich schmunzeln. Ab morgen können Besucher das Opossum im Leipziger Zoo bewundern.
Leipzig (dpa). Silberblick, Übergewicht und dazu ein fetter Rattenschwanz: Für eine Karriere als Superstar bringt das Opossum Heidi aus dem Leipziger Zoo nicht gerade die besten Voraussetzungen mit. "Wenn man so eine zu Hause auf dem Dachboden hat, holt man den Kammerjäger", sagt Tierpfleger Michael Ernst. Aber er meint es eher nett, schließlich hat sich Heidi längst in die Herzen der Menschen geschielt.
Ab morgen können Besucher des Leipziger Zoos sich selbst ein Bild von dem schielenden Opossum machen: Dann nämlich öffnet auf dem Gelände die Riesentropenhalle Gondwanaland für die Besucher. Die Beutelratte wird dann erstmals dem Publikum gezeigt.
Man muss dem Opossum lassen, dass es sehr effizient zu Ruhm gekommen ist. Ein paar Filmchen im Regionalfernsehen, einige wenige offizielle Fotos, ein paar Infos zur dringend nötigen Opossum-Diät – viel mehr gab es nicht von Heidi, als Anfang das Jahres ein weltweiter Hype losbrach. Zu putzig guckte Heidi einfach über Kreuz in die Gegend.
Zoo-Chef Jörg Junhold, ein Veterinärmediziner mit einem Händchen für Marketing, gibt zu: "Ich habe das unterschätzt. Ich hätte nicht gedacht, dass Heidi der Star wird." Und sie war überall: Heidi auf Titelseiten, Heidi im US-Fernsehen als Orakel bei der Oscar-Verleihung, Heidi auf Facebook mit bis heute ungefähr 326000 Fans – das hat noch kein anderes Opossum vor ihr geschafft.
Als Heidi Anfang Juni aus ihrer alten Bleibe im nichtöffentlichen Teil des Zoos ins schicke Gondwanaland umzog, trotteten 50, 60 Fotografen, Kameraleute und Journalisten hinter dem Opossum her. Für Leipziger Verhältnisse ein erstaunlicher Andrang. Heidi guckte erst neugierig – und legte sich dann lässig aufs Ohr.
Vielleicht war der medienwirksame Umzug für sie zur falschen Tageszeit angesetzt. Opossums sind nachtaktive Tiere, und wenn sie bei strahlendem Sonnenschein in einem Katzenkorb quer durch den Leipziger Zoo getragen werden, dann kriegen sie einen Jetlag. Inzwischen, teilt der Zoo mit, habe sich die 4,6 Kilogramm schwere Heidi gut eingelebt. Die Fensterscheiben in ihrem Vulkanstollen sind poliert, die Fans von Heidi der Schielenden können kommen.
Der Bau der Tropenhalle hat fast 67 Millionen Euro gekostet. Sie ins Werk zu setzen, dauerte insgesamt zehn Jahre. 16500 Quadratmeter Fläche werden von einer freitragenden Stahlkonstruktion überdacht. Im Inneren kann der Besucher den Urwald auf verschiedenen Routen erkunden. Auf verschlungenen Wegen, über Hängebrücken in den Bäumen oder im Boot. Die Bootsfahrt auf dem 400 Meter langen Fluss mit dem Kunstnamen Gamanil dauert 11 Minuten. Mit der Tropenhalle baut der Zoo weiter an seinem Konzept "Zoo der Zukunft". Laut Direktor Jörg Junhold soll der Leipziger Zoo bis 2015 zu einem der modernsten und innovativsten Tiergärten der Welt werden. Das Pongoland etwa ist ein Gemeinschaftprojekt mit der Max-Planck-Gesellschaft.