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Museen „Der Ozean und wir“ - Neue Dauerschau im Schifffahrtsmuseum

Das Deutsche Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven zeigt in einem sanierten Gebäudeteil eine neue Dauerausstellung. Sie beleuchtet die moderne Schifffahrt und lässt die dunklen Seiten nicht außen vor.

Von Janet Binder, dpa 16.07.2024, 05:30
Museums-Direktorin Ruth Schilling vor der Installation eines Forschungsschiffes
Museums-Direktorin Ruth Schilling vor der Installation eines Forschungsschiffes Sina Schuldt/dpa

Bremerhaven - 34 Meter lang, 7,5 Meter breit und 13 Meter hoch: mit einer imposanten Größe präsentiert sich eine begehbare Forschungsschiff-Installation als Mittelpunkt einer neuen Dauerausstellung im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven. „Die Besucher können sich selbst auf Expedition begeben“, sagte Museumsdirektorin Ruth Schilling.

Besucher stehen am Steuerstand 

Erlebbar sind etwa das Arbeitsdeck eines Forschungsschiffes, von dem Arbeitsgeräte zu Wasser gelassen werden, der Laderaum, ein Labor oder auch eine private Kabine. „So kann das Fahren, Forschen und Leben nachempfunden werden“, erläuterte Niels Hollmeier, einer der Kuratoren.

Ganz oben auf der Installation dürfen die Besucherinnen und Besucher den Steuerstand betreten. Auf einem virtuellen Kartenschiff können sie die Routen von historischen und aktuellen Polarexpeditionen verfolgen. 

Mehr als 2.000 Exponate 

Die Schau „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ mit mehr als 2.000 Exponaten ist ab Donnerstag für das Publikum geöffnet.

Die vom Berliner Szenografiebüro „chezweitz“ gestaltete Schau im lichtdurchfluteten Bangert-Bau des Museums gewährt auf 2.800 Quadratmetern Einblicke in die Themen moderner Schiffbau, Schiffsausrüstung, Physik des Meeres sowie Auswirkungen von Schiffen auf die Umwelt. So wird etwa die Verunreinigung der Meere durch Plastik thematisiert. 

„Wem gehören die Ressourcen des Meeres?“

Ein Teil der Ausstellung widme sich der „düsteren Geschichte“ der Schifffahrt, sagte Schilling. So ist eine Harpunenkanone von 1889 zu sehen, die das Töten von Walen vereinfachte.

Noch im 20. Jahrhundert sei auf Wale Jagd gemacht worden, um die Produktion von Ölen, Margarine und Waschpulver sicherzustellen, sagte Sven Bergmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Schifffahrtsmuseum. Über dem Themenbereich schwebt das Skelett eines Pottwals.

„Ein großer Bereich befasst sich mit dem Thema: Wem gehören die Ressourcen des Meeres“, sagte Bergmann. Zu sehen sind Modelle von Fischdampfern bis hin zu modernen Supertrawlern, die von der Deutschen Stiftung Meeresschutz als „Fischereimonster“ bezeichnet werden.

Forschung als Hoffnungsträger 

Anhand von Bildern und Objekten wird auch das Abwracken wirtschaftlich betriebener Schiffe dokumentiert. Wegen der verschärften Umwelt- und Arbeitsschutzstandards in Europa und den USA wurde die Abwrackindustrie in Länder mit weniger strengen Regulierungen verlagert.

Die Geschichte des modernen Schiffbaus und der Forschungsschifffahrt stehe dazu im Gegensatz, betonte Schilling: „Die Forschung ist für uns der Hoffnungsträger, damit wir künftig mit den Ozeanen besser umgehen können.“

Ausgaben von über 40 Millionen Euro

Die Schau ist im frisch sanierten sogenannten Bangert-Bau des Museums zu sehen, der zwei Jahre geschlossen war. Zusammen mit dem 2021 fertiggestellten Forschungsdepot seien für die Sanierung und Neugestaltung 43 Millionen Euro ausgegeben worden, sagte Schilling.

2017 war bereits die Kogge-Halle des Museums modernisiert worden. Darin steht das Wrack eines Handelsschiffes aus dem Mittelalter.

Als Nächstes muss das marode Hauptgebäude des Museums, der sogenannte Scharoun-Bau, saniert werden. Die Gesamtkosten für die weiteren Maßnahmen liegen den Angaben zufolge bei 46 Millionen. Es fehle aber noch die Finanzierungszusage vom Bund, sagte der kaufmännische Geschäftsführer des Museums, Matthias Templin. 

Bis zu 100.000 Besucher jährlich sollen wieder kommen

Das Schifffahrtsmuseum ist eines von acht Leibniz-Forschungsmuseen in Deutschland, es wurde 1975 eröffnet. Zur Einrichtung gehören auch sechs historische Schiffe im Museumshafen sowie weitere drei, die an Land stehen. Einige von ihnen sind für Besucherinnen und Besucher begehbar.

Obwohl ein Großteil der Ausstellungsfläche geschlossen gewesen sei, seien zuletzt noch 40.000 Besucher pro Jahr gezählt worden, sagte Schilling. Das Museum will künftig wieder eine Zahl von bis zu 100.000 Besucher erreichen.