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„King of Pop“ Michael Jackson Kindesmissbrauchs-Klage des "Neverland"-Jungen Robson abgelehnt

Vorwurf des sexuellen Missbrauchs: Die Nachlassverwalter von Michael Jackson konnten eine Klage von Wade Robson abwenden. Erfand der Australier die Geschichte?

Von Samantha Günther 27.4.2021, 14:34
Die Kombo zeigt den US-Choreographen Wade Robson und Popstar Michael Jackson.
Die Kombo zeigt den US-Choreographen Wade Robson und Popstar Michael Jackson. Archivfoto: dpa

Los Angeles. Die vierstündige HBO-Dokumentation "Leaving Neverland" des britischen Regisseurs Dan Reed sorgte 2019 weltweit für Aufsehen. Die beiden Männer James Safechuck und Wade Robson warfen darin der Popstar-Ikone Michael Jackson vor, sie in den späten 1980er und frühen 1990er-Jahren sexuell missbraucht zu haben. "Er war einer der gütigsten, sanftesten, liebevollsten Menschen, die ich kannte“, sagt Robson in der Doku über sein ehemaliges Idol. "Und er hat mich über sieben Jahre sexuell missbraucht."

„Er war einer der gütigsten, sanftesten, liebevollsten Menschen, die ich kannte. Und er hat mich über sieben Jahre sexuell missbraucht.“

Wade Robson

Die beiden durften letztes Jahr rechtliche Ansprüche gegen zwei von Jacksons Firmen geltend machen, nachdem frühere Klagen abgewiesen worden waren. Laut BBC-Bericht gelang es am 26. April jedoch den Anwälten von "MJJ Productions" und "MJJ Ventures", ein Urteil im Schnellverfahren zu erwirken, das Robsons Ansprüche abwies. Damit spricht sich derselbe Richter für dasselbe Urteil aus, das er auch schon bei James Safechuck letztes Jahr gefällt hatte. Auch er wollte die Firmen Michael Jacksons verklagen.

Vom gefeierten Superstar zum "verurteilten" Pädophilen

Michael Jackson steht als erfolgreichster Entertainer aller Zeiten im Guinness-Buch der Rekorde. Doch der "King of Pop" zog nicht nur durch seine erfolgreiche Musikkarriere das öffentliche Interesse auf sich, sondern ihn verfolgten auch etliche Gerüchte rund um seine geliebte "Neverland"-Ranch, die er im Jahr für 1988 für 17 Millionen US-Dollar kaufte. Der Künstler war bekannt dafür, Kinder auf die Ranch in Kalifornien einzuladen. 

Die Neverland-Ranch des verstorbenen Musikers Michael Jackson
Die Neverland-Ranch des verstorbenen Musikers Michael Jackson
EPA FILE

So kam es 2005 zu einem Sensationsprozess, in dem Gavin Arvizo den US-Musiker sexuellen Missbrauch vorwarf. Auch Robson sagte im grotesken Gerichtsprozess gegen Michael Jackson zugunsten Arvizos aus. Die zwölf Geschworenen befanden den "King of Pop" in allen zehn Anklagepunkten für nicht schuldig, im Frühjahr 2003 einen 13-jährigen Jungen sexuell missbraucht und ihm Alkohol gegeben zu haben.

Michael Jackson verließ den Gerichtssaal als freier, aber gebrochener Mann. Er besuchte danach nie wieder seine Ranch und überschrieb sie 2008 der Investorengruppe Colony Capital LLC. Ein Jahr später, mit erst 50 Jahren starb der weltweit bekannte Musiker an einer Überdosis des Narkosemittels Propofol.

Schwere Vorwürfe von Wade Robson

Der Australier Wade Robson, inzwischen 36, war fünf Jahre alt, als er Jackson zum ersten Mal traf. Er hatte einen Tanzwettbewerb gewonnen, dessen Preis in einem Treffen mit dem Superstar bestand. Als er sieben Jahre alt war, zog der heutige Choreograf mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Los Angeles, um in der Nähe von Jackson sein zu können, der seine Tanzkarriere förderte.

Fans protestieren gegen die Austrahlung der Dokumentation «Leaving Neverland» in Köln. Foto: Henning Kaiser
Fans protestieren gegen die Austrahlung der Dokumentation «Leaving Neverland» in Köln. Foto: Henning Kaiser
dpa

2019 in einem Interview mit dem US-Sender CBS erklärte Robson, wie er Michael Jackson damals wahrnahm und erhob schwere Vorwürfe gegen dem damaligen "Neverland-Ranch"-Besitzer: "Michael hat angefangen, meine Beine und meinen Schritt über der Hose zu berühren. Es ging so weit, dass er Oralsex an mir praktizierte und mir zeigte, wie ich es bei ihm tun sollte." Damals habe er sich noch als etwas Besonderes gefühlt. Angst oder Unbehagen habe nicht geherrscht.

Zudem fügte der Tänzer im CBS-Interview hinzu, dass Michael Jackson ständig Personal und Sicherheitskräfte um sich herum gehabt habe. Diese sollen dafür gesorgt habe, dass sie die entsprechende "Privatsphäre" erhielten. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Leute nichts wussten oder sich nicht fragten, was da vor sich ging." Sieben Jahre soll Robson missbraucht worden sein. Mit zwölf Jahren habe er sich zunehmend unwohler dabei gefühlt.

Robson scheitert vor dem Gericht

Laut "BBC" urteilte der Richter, dass die Unternehmen "MJJ Productions" und "MJJ Ventures" keine Beziehung zu Robson gehabt hätten, die eine gesetzliche Verpflichtung für sie begründen würde, ihn vor dem mutmaßlichen Missbrauch zu schützen. Zudem hätten diese keine rechtlichen Möglichkeiten gehabt, Jacksons Verhalten zu kontrollieren, da er der alleinige Eigentümer der Firmen gewesen war und "alle Vorstandsmitglieder ohne Grund oder Ankündigung" hätte entfernen lassen können.

Es wird erwartet, dass Robson gegen die Entscheidung Berufung einlegt. Sein Anwalt Vince Finaldi sagte, das Urteil enthalte "fatale Fehler" und dass er die Ansprüche seines Mandanten "wenn nötig bis zum Obersten Gerichtshof" bringen werde.