Britische Royals Vom Märchenprinz zur Schattenfigur - Prinz Andrew ist 65
Zum 65. Geburtstag gibt es für den jüngeren Bruder von König Charles nicht viel zu feiern: Der Ruf ist ruiniert und die royalen Aufgaben sind weg. An eine Rückkehr ins Rampenlicht ist nicht zu denken.
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London - Es gab eine Zeit, da galt Prinz Andrew als „most eligible bachelor“ (begehrenswertester Junggeselle) in Großbritannien. Das ist Anfang der 80er-Jahre, als der damals gut aussehende jüngere Bruder von König Charles III. eine Karriere in der Royal Navy macht und als Hubschrauberpilot am Falkland-Krieg teilnimmt. Als zweitältester Sohn von Queen Elizabeth II. steht er zudem auf Platz zwei der britischen Thronfolge.
Heute wird Andrew nun 65 Jahre alt, und von dem einstigen Charme des Märchenprinzen ist nichts geblieben. Schlimmer noch, er ist zur Schattenfigur geworden in der Königsfamilie, nicht gänzlich ausgestoßen, aber entbunden von seinen royalen Aufgaben, seiner militärischen Ränge beraubt und zu einem Dasein im Abseits gezwungen. Doch wie konnte es dazu kommen?
Andrew lässt es krachen
Das Junggesellendasein endet für Andrew im Jahr 1986, als er Sarah „Fergie“ Ferguson heiratet, die er ein Jahr zuvor erst kennengelernt hatte. Das Paar bekommt zwei Töchter, Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie. Da ist die Welt noch in Ordnung.
Doch das Glück ist nicht von langer Dauer, bereits 1992 trennen sie sich, vier Jahre später kommt die Scheidung. Für Schlagzeilen sorgt vor allem ein Foto, auf dem Fergie dabei zu sehen ist, wie sie sich in Saint-Tropez von ihrem Finanzberater die Zehen abküssen lässt. Später sind es weniger Liebesaffären als die ständige Geldnot, welche die rothaarige „Fergie“ auf die Titelseiten der Klatschblätter bringt.
Auch Andrew lässt es krachen. Er reist um die Welt, zeigt sich auf zahlreichen Partys der Schönen und Reichen. Er ist als Randy Andy („geiler Andy“) und „Party-Prinz“ verschrien. „Ich weiß nicht, warum ich mir diesen Titel eingehandelt habe, weil ich eigentlich nie wirklich gefeiert habe“, behauptet er später. Doch zahlreiche Fotos, auf denen er bei ausgelassenen Partys mit jungen Frauen zu sehen ist, zeigen ein anderes Bild. Wegen seiner regen Reisetätigkeit als Botschafter für die britische Wirtschaft auf Regierungskosten wird er auch als „Air-Miles-Andy“ verspottet.
Zweifel an seiner Urteilsfähigkeit
Anders als ihr Ex-Mann, mit dem sie sich noch immer ein - sehr großzügiges - Anwesen auf dem Gelände von Schloss Windsor teilt, schafft es „Fergie“, ihren Ruf zu rehabilitieren. Das gelingt nicht zuletzt durch ihren mutigen Umgang mit verschiedenen Krebserkrankungen. Andrew kann auf eine solche zweite Chance nicht hoffen. Das liegt in erster Linie an seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den US-Millionär Jeffrey Epstein.
Zweifel an Andrews Urteilsfähigkeit gibt es schon früh. Sie kommen vor allem durch die Wahl der Menschen auf, mit denen er sich umgibt. Zu seinen Freunden zählt beispielsweise Saif al-Islam, der Sohn des damaligen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi.
Doch Epstein ist eine andere Kategorie, denn der US-Geschäftsmann ist die zentrale Figur eines Missbrauchsrings, dem wohl Dutzende Mädchen und junge Frauen zum Opfer fallen. Andrew ist nicht nur mit Epstein befreundet, sondern es werden auch Vorwürfe gegen ihn selbst laut. Als der bereits verurteilte und erneut angeklagte Epstein im Sommer 2019 im Gefängnis in New York Suizid begeht, gerät Andrew in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Ein fatales Interview
Nur Monate nach Epsteins Tod lässt er sich zu einem Interview mit der BBC hinreißen. Doch was als Befreiungsschlag gedacht ist, wird zum Desaster. Andrew redet sich um Kopf und Kragen. Er lässt kaum Mitleid mit den Opfern Epsteins erkennen. Er bereut nicht einmal, mit ihm befreundet gewesen zu sein.
Als er mit den Vorwürfen einer der jungen Frauen, Virginia Giuffre, konfrontiert wird, die sagt, als Minderjährige zum Sex mit ihm gezwungen worden zu sein, streitet er ab, sie jemals getroffen zu haben. Dabei gibt es ein Foto, das die beiden Arm in Arm zeigt, Andrews Hand ruht dabei auf der Hüfte von Giuffre. Auch im Bild zu sehen ist Epsteins Gehilfin Ghislaine Maxwell, die für ihre Rolle in dem Skandal zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde.
Im Interview tischt Andrew krude Alibis auf, wie den Besuch im Restaurant einer Pizza-Kette, an den er sich deswegen so gut erinnern könne, weil das normalerweise nicht sein Niveau sei. Dann behauptet er, nicht schwitzen zu können, weil er im Falkland-Krieg einen übermäßigen Adrenalinschub erlitten habe. Giuffre hatte sich an seine Schweißausbrüche erinnert.
Das Interview ist der Schlusspunkt seiner offiziellen Rolle als Repräsentant für das Königshaus. Andrew muss seine Aufgaben niederlegen. Später erkennt ihm die Queen seine militärischen Ehrenränge ab. Und obwohl er alle Vorwürfe Giuffres strikt von sich weist, lässt er sich 2022 in einer US-Zivilklage auf einen angeblich millionenschweren Vergleich mit ihr ein.
Andrew ist inzwischen vierfacher Opa
Inzwischen ist Prinz Andrew bereits vierfacher Großvater. Doch das hält ihn nicht davon ab, mit immer neuen Eskapaden aufzuwarten. Zuletzt geriet er wieder wegen eines Vertrauten in die Schlagzeilen, der verdächtigt wird, für die Kommunistische Partei in China tätig zu sein. Andrews Teilnahme am traditionellen Weihnachtsfest der Royals auf dem königlichen Landsitz Sandringham wurde daraufhin abgesagt.