1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Energie: Tausende Strom- und Gassperren in Berlin

EIL

Energie Tausende Strom- und Gassperren in Berlin

Wer seine Energierechnung nicht bezahlen kann, muss mit einer Sperre rechnen. Die Linksfraktion präsentiert neue Zahlen und leitet daraus politische Forderungen ab.

Von dpa 12.02.2025, 17:35
Strom- und Gassperren haben in der Regel einen längeren Vorlauf. (Symbolbild)
Strom- und Gassperren haben in der Regel einen längeren Vorlauf. (Symbolbild) Sina Schuldt/dpa

Berlin - Unternehmen und Netzbetreiber haben im vergangenen Jahr Tausenden Haushalten in Berlin wegen offener Rechnungen Strom oder Gas abgestellt. Das geht aus den Antworten der Wirtschaftsverwaltung auf entsprechende parlamentarische Anfragen der Linke-Fraktion im Abgeordnetenhaus hervor.

Demnach gab es 2024 genau 9.731 Stromsperren. Das waren deutlich mehr als in den Jahren 2023 (5.569) und 2022 (8.281). Zudem drohte allein der Grundversorger Vattenfall in 57.580 Fällen derartige Sperren an. Viele solcher Androhungen können indes noch abgewendet werden, etwa durch Vereinbarungen über neue Zahlungsmodalitäten wie Ratenzahlungen.

Leichter Rückgang bei Gassperren

Die Gaszufuhr wurden im Vorjahr laut Wirtschaftsverwaltung bei 1.130 Haushalten unterbrochen (2023: 1.398). Die Zahl der Gassperren bewege sich damit auf dem niedrigsten Niveau seit 2014, teilte die Linke-Fraktion mit, die die Daten regelmäßig abfragt. 

Sperrandrohungen summierten sich 2024 auf 27.811. In den Jahren 2014-2022 bewegte sich diese Zahl zwischen 85.000 und 140.000 jährlich. Die Linke führt den Rückgang auf neue Regelungen zurück, wonach Anbieter seit Juni verpflichtet seien, ihren Kunden ein Angebot zur Ratenzahlung zu unterbreiten. 

Hohe Außenstände bei Gasversorger 

Aus den Angaben der Wirtschaftsverwaltung geht auch hervor, dass sich allein die offenen Forderungen des Grundversorgers Gasag bei Privatkunden zum 31. Dezember 2024 auf etwa 16 Millionen Euro beliefen. Ab einem Zahlungsverzug von 150 Euro werde ein Sperrprozess eingeleitet. Die durchschnittlichen Zahlungsrückstände der von Sperrung betroffenen Gaskunden lagen zum Zeitpunkt der Terminankündigung bei 1.188 Euro.

Linke fordert Verbot von Energiesperren   

„Die Versorgung mit Energie gehört zum Grundbedarf für ein menschenwürdiges Leben“, sagte der Sprecher für Energiepolitik der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Sebastian Scheel. „Daher müssen Strom- und Gassperren verboten werden“, forderte er. „Das Mindeste wäre die Einführung einer Genehmigungspflicht und behördliche Prüfung.“ 

Nur so könne sichergestellt werden, dass besonders schutzbedürftigen Haushalten nicht die nötige Energie abgestellt werde und Sozialbehörden und Jugendämter rechtzeitig aktiv werden könnten.

Die Wirtschaftsverwaltung verweist auf den bestehenden Härtefallfonds für Energieschulden, der auch im Jahr 2025 weitergeführt werde. Dieser verhindere erfolgreich Sperren der Gas- oder Stromversorgung von Privathaushalten oder hebe diese auf. Empfänger der einmaligen Beihilfe verpflichten sich demnach, eine Energieschuldenberatung aufzusuchen.