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Gesellschaft Topjobs in Ministerien zur Hälfte mit Ostdeutschen besetzt

In den Chefetagen der Thüringer Ministerien arbeiten Menschen mit ostdeutscher und westdeutscher Herkunft. Abteilungsleiter sind aber eher männlich und aus dem Westen.

Von dpa 22.03.2025, 04:00
Machtzentrale Thüringer Staatskanzlei: In den Ministerien der Landesregierung sind knapp die Hälfte der Führungspositionen mit gebürtigen Ostdeutschen besetzt. (Archiv-Symbolbild)
Machtzentrale Thüringer Staatskanzlei: In den Ministerien der Landesregierung sind knapp die Hälfte der Führungspositionen mit gebürtigen Ostdeutschen besetzt. (Archiv-Symbolbild) Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Erfurt - Knapp jeder zweite Führungsposten in den Thüringer Ministerien ist mit Ostdeutschen besetzt. Das geht aus Daten der Thüringer Staatskanzlei hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Demnach kommen gebürtige Ostdeutsche auf einen Anteil von 49,4 Prozent bei der Besetzung von Leitungsjobs. Die Daten sind vom Februar und beziehen sich auf die Ebenen der Minister, Staatssekretäre, Abteilungsleitungen, Stabsstellenleitungen und Referatsleitungen.

Wenige Ostdeutsche in Topjobs im Justizministerium 

Am höchsten ist der Anteil der Ostdeutschen in Leitungspositionen im Bildungsministerium, wo er 73,5 Prozent beträgt, im Justizministerium und im Innenministerium ist er mit 31,4 Prozent und 34,2 Prozent am geringsten.

Die Daten weisen nur den Anteil der in ostdeutschen Bundesländern geborenen Führungspersonen aus - Menschen, die etwa im Westen geboren wurden, aber dennoch in einem der neuen Bundesländer aufwuchsen, sind nicht abgebildet. 

„Fest verwurzelt“ oder gebürtig

Die Thüringer Staatskanzlei erklärte, Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) lege großen Wert darauf, dass die Mitglieder seiner Regierung im Land verwurzelt seien und eine enge Verbindung zu den Thüringerinnen und Thüringern hätten. „Dabei ist nicht der Geburtsort, aber die Bindung zum Land und den Menschen wichtig“, hieß es aus der Staatskanzlei.

Kaum ostdeutsche Abteilungsleiter

Ein Blick auf die verschiedenen Sprossen der Karriereleiter zeigt, dass der Anteil Ostdeutscher auf der Ebene der gut bezahlten Abteilungsleiter besonders gering ist, nur etwas mehr als ein Drittel (34,2 Prozent) dieser Posten ist mit Ostdeutschen besetzt. Ein ähnliches Bild hatte sich bereits beim Frauenanteil gezeigt, der bei den Abteilungsleitern sogar nur 18,4 Prozent beträgt. Abteilungsleiter in Thüringen sind also mehrheitlich männlich und stammen aus dem Westen. 

Bei den Staatssekretären und den Ministern ist die Ossi-Quote höher: Sieben der neun Ministerinnen und Minister kommen aus dem Osten und neun der zum Zeitpunkt der Auswertung noch zwölf Staatssekretäre ebenfalls. Bei den Stabsstellenleitungen machten Ostdeutsche 46,2 Prozent aus, bei den Referatsleitungen 49,6 Prozent.

Staatskanzlei sieht Ostdeutsche nicht unterrepräsentiert

Die Brombeer-Landesregierung aus CDU, BSW und SPD verfolgt das Ziel, gebürtige Thüringerinnen und Thüringer oder hier fest verwurzelte Menschen dazu zu motivieren, in Führungspositionen in der Landesverwaltung zu arbeiten. In den Ministerien und der Staatskanzlei gebe es „keine signifikante Unterrepräsentanz ostdeutscher Führungskräfte“, hieß es. „Mit dem Renteneintritt von Führungskräften wird es in den kommenden Jahren weiter zu natürlichen Verschiebungen in der Herkunftsstruktur von Führungskräften kommen.“

Hintergrund ist, dass kurz nach der Wiedervereinigung viele Menschen aus den westlichen Bundesländern nach Thüringen kamen, um beim Aufbau der Verwaltung mitzuwirken. „Nach der Wende sind relativ viele Posten mit Menschen aus dem Westen besetzt worden“, sagt die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler. Wenn man eine Verwaltung aufbaue, die ganz anders sei als die vorherige, brauche es Leute, die wüssten, wie das funktioniere. „Die haben dann Karriere gemacht.“ Viele seien geblieben. 

Ohler sagte, es gebe aber auch Mentalitätsunterschiede. Wenn es um die Karriere geht, stürmten Menschen aus Westdeutschland vielleicht eher nach vorne als Ostdeutsche. Es gehe beim Karrieremachen auch darum, die richtigen Unterstützer zu finden. Deshalb seien Mentoren-Programme wichtig. 

Auswahl nach Leistung, nicht nach Herkunft

„Die Landesregierung setzt weiterhin auf ein transparentes und leistungsorientiertes Auswahlverfahren für Führungspositionen, das allen qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern – unabhängig von ihrer Herkunft – faire Chancen bietet“, hieß es aus der Staatskanzlei. Eine Verwurzelung in Thüringen und eine Identifikation mit dem Land sei stets wichtig. „Eine gute Kenntnis der Anliegen, Alltagssorgen und Herausforderungen der Thüringerinnen und Thüringer stärkt die Qualität der Arbeit in der Verwaltung des Freistaates.“