Tarifstreit Warnstreik legt am Montag Berlins Nahverkehr lahm
Fahrgäste müssen sich erneut auf erhebliche Einschränkungen bei der BVG einstellen. Die Gewerkschaft Verdi erhöht in den Tarifverhandlungen den Druck. Die Zeichen stehen auf Konfrontation.
Berlin - Im Tarifstreit bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) hat die Gewerkschaft Verdi für kommenden Montag erneut zum Warnstreik aufgerufen. Ab 3.00 Uhr morgens solle der Berliner Nahverkehr für 24 Stunden weitgehend zum Erliegen kommen, teilte die Arbeitnehmerseite mit. Montag ist für die Schülerinnen und Schüler in Berlin der erste Schultag nach einer Woche Winterferien.
Es ist bereits der zweite Arbeitskampf in der laufenden Tarifrunde. Verhandlungen am vergangenen Freitag waren ohne Ergebnis vertagt worden. Die S-Bahn ist von dem Ausstand nicht betroffen. Sie wird nicht von der BVG, sondern von der Deutschen Bahn betrieben.
„Die Verdi-Tarifkommission bei der BVG weist nach ausführlicher Diskussion mit den Beschäftigten das Angebot des Vorstands vom 31. Januar zurück“, teilte die Gewerkschaft mit. Verhandlungsführer Jeremy Arndt sagte: „Die angeblichen 15 Prozent Lohnerhöhung sind eine Nebelkerze. Wir brauchen ernsthafte Verhandlungen ohne Zahlenspielereien.“
Die BVG wiederum teilte mit, „keinerlei Verständnis“ für den erneuten Warnstreik zu haben. „Bisher gab es keine inhaltliche Reaktion auf das konstruktive und ernsthafte Einstiegsangebot der BVG.“ Die Gewerkschaft eskaliere die Verhandlungen auf dem Rücken der Fahrgäste - „ohne auch nur eine Minute inhaltlich mit der BVG über das Angebot gesprochen zu haben“.
Angebot und Forderung liegen deutlich auseinander
Bei der Deutung des BVG-Angebots liegen beide Seiten weit auseinander. Nach Angaben des Unternehmens sieht es 15,3 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten bei einer Laufzeit von vier Jahren bis Ende 2028 vor. Der neue Tarifvertrag soll demnach rückwirkend ab 1. Januar 2025 gelten.
Enthalten seien auch deutliche Steigerungen von bis zu 84 Prozent bei Zulagen, insbesondere für Schichtarbeit und für die 7.400 Fahrerinnen und Fahrer, hieß es. BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe bezeichnete die Offerte seinerzeit als „ernsthaftes Angebot“, das zeige, dass das Unternehmen eine gute und zügige Lösung wolle. Die lange Laufzeit gebe dem Unternehmen Planungssicherheit auf dem Weg zur Stabilisierung.
Gewerkschaft sieht im BVG-Angebot Reallohnverlust
Verdi teilte nun dagegen mit, dass das Angebot für die Beschäftigten „einen deutlichen Reallohnverlust bedeuten“ würde, da die Inflation der vergangenen Jahre nicht ausgeglichen werde. „Dass der Vorstand uns jetzt real die Löhne kürzen will, macht die Kolleginnen und Kollegen wirklich sauer“, sagte Janine Köhler, Mitglied der Tarifkommission und Vorsitzende des Gesamtpersonalrats bei der BVG.
Die BVG wiederum ließ wissen: „Die Verdi-Darstellung zu den Entgeltsteigerungen bei der BVG in den letzten Jahren kann die BVG nicht nachvollziehen und hält die Darstellung schlicht für falsch.“
Die Gewerkschaft will für die rund 16.000 Beschäftigten monatlich 750 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten durchsetzen. Zudem fordert sie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro. Die nächste Verhandlungsrunde ist für nächsten Dienstag angesetzt - also kurz nach Ende des Warnstreiks.
Warnstreikaufruf nach Rückkopplung mit den Beschäftigten
Verdi hat nach den Verhandlungsrunden bisher stets die BVG-Beschäftigten zum weiteren Vorgehen befragt. Auf Grundlage dieser Rückmeldungen entschieden sich die Arbeitnehmervertreter nun zum erneuten Arbeitskampf.
Schon beim vorigen Warnstreik vergangene Woche Montag war der Bus-, Tram- und U-Bahnverkehr in Berlin weitgehend zum Erliegen gekommen.