Handel Verdi ruft zu Warnstreik bei Galeria auf
Die Gewerkschaft wirft den neuen Eigentümern vor, den Beschäftigten in Berlin und Brandenburg vergiftete Angebote zu machen. Und dann ist die Zukunft der Filiale am Alex auch noch völlig offen.
Berlin - Angesichts der angespannten Lage bei der Warenhauskette Galeria ruft die Gewerkschaft Verdi heute zu einem eintägigen Warnstreik in Berlin und Brandenburg auf. Man fordere den neuen Eigentümer „nachdrücklich auf, unmoralische, vergiftete Angebote“ an die Verkäuferinnen und Verkäufer zu unterlassen und sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren, teilte die Gewerkschaft mit. Auch über die Pläne, nach denen der Galeria-Standort am Berliner Alexanderplatz Ende 2025 zunächst geschlossen werden soll, zeigen sich die Gewerkschafter besorgt.
Seit dem 1. August hat der Warenhauskonzern neue Eigentümer. Die US-Investmentgesellschaft NRDC und eine Beteiligungsfirma des Unternehmers Bernd Beetz haben das Sagen bei der Galeria S.à r.l. & Co. KG, wie der neue Firmenname lautet. Kaufhof und Karstadt sind aus dem Firmennamen gestrichen worden.
Hintergrund des heutigen Warnstreiks ist den Gewerkschafts-Angaben zufolge, dass das Galeria-Management den Verzicht der Beschäftigten auf einen Tarifvertrag zur Bedingung für eine Lohnerhöhung macht. Zudem soll die Lohnerhöhung demnach nur gezahlt werden, wenn 90 Prozent der Beschäftigten einer Filiale auf einen Tarifvertrag verzichten. Mehr Geld sollen Verdi zufolge auch nur jene bekommen, die dem Verzicht zustimmen. Gestreikt werden soll an den sechs Berliner Standorten sowie jenem in Potsdam. Dort arbeiten der Gewerkschaft zufolge gut 1.000 Beschäftigte. Vor der Filiale in Steglitz ist um 11.00 Uhr eine Verdi-Kundgebung geplant.
Verdi: Beschäftigte haben die Wahl zwischen Pest und Cholera
„Die neuen Eigentümer stellen mehr Geld für die Beschäftigten in Aussicht, was ja tatsächlich dringend notwendig ist. Aber sie verlangen im Gegenzug den Verzicht auf den Tarifvertrag“, sagte Conny Weißbach, Landesfachbereichsleiterin Handel Berlin-Brandenburg. So würden die Verkäuferinnen und Verkäufer in die Ecke getrieben, denn sie hätten nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Mit Blick auf den Alexanderplatz war kürzlich bekanntgeworden, dass der Immobilien-Eigentümer Commerz Real das Gebäude ab Januar 2026 mit dem Ziel der anschließenden Mischnutzung umbauen will. „Die bauliche und technische Struktur“ sei weder räumlich für eine Mischnutzung ausgerichtet, noch entspreche das Gebäude in seiner aktuellen Form den künftigen energetischen Anforderungen und den Anforderungen der EU-Taxonomie, teilte die Commerzbank-Tochter auf Anfrage mit. Zudem habe sich das Einkaufsverhalten der Menschen signifikant verändert und werde sich weiter verändern, weshalb der Einzelhandel weniger Fläche brauche.
Immobilien-Eigentümer will „positive, von Kultur geprägte Entwicklung am Alex“
Man sei mit Galeria im Gespräch, „um eine nachhaltige und dauerhafte Einzelhandels-Lösung für die Zeit nach dem Umbau zu finden“. Zudem sei man sowohl mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH als auch mit dem Senat in Gesprächen über eine mögliche Nutzung des Gebäudes sowohl von Galeria als auch der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB). „Wir können uns beides gut vorstellen und sehen großes Potenzial für eine positive, von Kultur geprägte Entwicklung am Alexanderplatz.“ Allein die Ansiedlung der ZLB „könnte an dem leider kriminalitätsbelasteten Ort einen Unterschied machen“, hieß es von der Commerz Real.
Man wolle auf jeden Fall vermeiden, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Gemeinsam mit Galeria wolle man ein Nutzungskonzept entwickeln, das die nächsten 20 Jahre funktioniere. Der gesamte Komplex solle „eine lebendige Mischung aus Arbeit, Kultur und Shopping bieten“.
Verdi teilte angesichts der Gespräche mit zwischen der Commerz Real und dem Senat dagegen mit, dass die Beschäftigten enorm verunsichert seien. „Das, was die Beschäftigten und ihre Familien auszuhalten haben, geht weit über das Maß des Erträglichen hinaus. Wir erwarten, dass die Arbeitsplätze für die rund 350 Menschen gesichert werden“, sagte Weißbach.