Öffentlicher Nahverkehr Tarifabschluss bei der BVG - Keine weiteren Streiks
An acht Tagen legte Verdi die Berliner Verkehrsbetriebe in der laufenden Tarifrunde lahm. Gewerkschaft und Unternehmen brachten lange keine Einigung zustande. Nun gibt es einen Schlussstrich.

Berlin - Die rund 16.000 Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bekommen rückwirkend zum 1. Januar mehr Geld. Die Verdi-Tarifkommission stimmte dem neuen Tarifvertrag mit dem kommunalen Unternehmen auf Grundlage einer Mitgliederbefragung zu, wie die Gewerkschaft mitteilte.
65 Prozent der Verdi-Mitglieder hätten sich dafür ausgesprochen, das Angebot der BVG anzunehmen, hieß es. Nach rund dreieinhalb Monaten ist der Tarifkonflikt damit endgültig beigelegt.
Verdi-Verhandlungsführer: Ungünstige Rahmenbedingungen
Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt sprach von einem „ehrlichen Ergebnis“ der Abstimmung. Es habe intensive Diskussionen in der Belegschaft über das Angebot gegeben, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Am Ende sei es um die Abwägung gegangen, ob über einen unbefristeten Streik signifikant mehr hätte erreicht werden können.
Arndt betonte, dass die Rahmenbedingungen der Tarifverhandlungen ungünstig gewesen seien. Der Nachholbedarf beim Entgelt sei wegen der Inflation groß gewesen. Hinzu gekommen seien die leeren Kassen des Landes.
BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe sagte: „Ich bin froh, dass wir nach hartem Ringen einen für alle Seiten guten und nachhaltigen Kompromiss erzielt und die Tarifrunde letztlich zu einem Abschluss gebracht haben.“ Der Abschluss sei für das Unternehmen ein finanzieller Kraftakt.
Während der Verhandlungen hatte Verdi fünfmal zum Warnstreik aufgerufen. Busse, Trams und U-Bahnen in der Bundeshauptstadt standen an insgesamt acht Tagen weitgehend still. Nach einer erfolgreichen Urabstimmung hätte die Gewerkschaft zuletzt sogar zu unbefristeten Streiks aufrufen können.
Den Durchbruch brachten zwei ehemalige Ministerpräsidenten
Vermitteln zwischen BVG und Verdi konnten schließlich die beiden ehemaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD, Brandenburg) und Bodo Ramelow (Linke, Thüringen). Knackpunkt war die Verdi-Forderung nach einer Erhöhung des Grundgehalts um 750 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Der neue Tarifvertrag sieht nun ein Plus von 430 Euro monatlich vor. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre, rückwirkend zum Januar 2025. Die erste Erhöhung erfolgt mit 380 Euro zum 1. Juni dieses Jahres. Weitere 50 Euro zusätzlich folgen ein Jahr später. Für die ersten fünf Monate des Vertrags ist eine Einmalzahlung in Höhe von 1.500 Euro vereinbart. Außerdem sollen Fahrdienst- und andere Zulagen sowie das Weihnachtsgeld angehoben werden.
2026 könnte Verdi die BVG wieder lahmlegen
Mit der Verdi-Zustimmung zu dem neuen Tarifvertrag sind streikbedingte Einschränkungen im Berliner Nahverkehr erst einmal ausgeschlossen. Allerdings haben Fahrgäste nicht zwingend bis zum Auslaufen des neuen Tarifvertrags Ende 2026 Ruhe.
Denn Ende dieses Jahres läuft der Manteltarifvertrag aus, den BVG und Verdi vor gut einem Jahr abgeschlossen haben. Er regelt unter anderem die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Ab Januar 2026 wären also wieder Arbeitskämpfe bei den Berliner Verkehrsbetrieben möglich.