Wegen LGBTQ-Gesetz US-Lehrerin zeigt Schülern Disney-Film – Nun wird gegen sie ermittelt
Eine Lehrerin aus Florida zeigte ihrer Klasse einen Disney-Film und hat dabei möglicherweise ein Gesetz gebrochen. Nun muss sie mit Konsequenzen durch das Bildungsministerium rechnen. Alles über die absurde Geschichte erfahren Sie hier.

Brooksville / DUR – Jenna Barbee aus Brooksville in Florida wollte ihren Schülern nach einem anstrengenden Vormittag eine Pause gönnen und zeigte ihnen, wie so viele andere Lehrer auch, einen Disney-Film. Nun ermitteln die Behörden gegen die junge Lehrerin. Der Grund: Die Hauptfigur des Films ist schwul.
Wie der britische Guardian berichtet, zeigte die Lehrerin ihrer fünften Klasse den Animationsfilm Strange World. In diesem geht es um eine Abenteurer-Familie, welche sich auf eine gefährliche Reise in eine neue Welt begibt um eine überlebenswichtige Pflanze zu finden. Der Film bietet die typischen Eigenschaften eines Disney-Films: Herz-Schmerz, Witze und Songs die ins Ohr gehen. Und er beinhaltet den 16-jährigen Protagonisten Ethan Clade, welcher schwul ist.
Das wäre kein Problem, würde die Schule nicht im US-Bundesstaat Florida liegen. Denn dort hat der republikanische Gouverneur ein absurdes Gesetz erlassen.
Strafe für Disney-Film: Lehrerin könnte gegen LGBTQ-Gesetz verstoßen haben
Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis hat im vergangenen Jahr das sogenannte „Don’t Say Gay“-Gesetz unterzeichnet. Dieses verbietet Pädagogen in Florida, mit jüngeren Schülern über sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität zu sprechen. Die rechtliche Grundlage des Gesetzes geht sogar so weit, dass verärgerte Eltern die Schulen in Zukunft vor Gericht verklagen dürfen, sollten sich die Lehrkräfte nicht an die neuen Standards halten.
Laut eigener Angabe wollte Jenna Barbee ihren zehn- und elfjährigen Schülern nach einem anstrengenden Vormittag voller Prüfungen einen Film zeigen um ihnen eine Pause zu gönnen. Dazu holte sie sich sogar das Einverständnis aller Eltern ein, um den als PG gekennzeichneten Film zeigen zu können. PG steht für „Parental Suggested“ und ist eine Kennzeichnung der Filmindustrie, die empfiehlt, dass die gekennzeichneten Filme von den Eltern begleitet werden sollten.
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Da der gezeigte Disney-Film auch so eine Kennzeichnung hat und von dem „Don’t Say Gay“-Gesetz betroffen ist, ermitteln nun die örtlichen Schulbehörden gegen die Lehrerin.
Lehrerin verteidigt sich per Video-Erklärung
In einem sechsminütigen Video-Clip auf der Plattform TikTok verteidigt die junge Lehrerin die Entscheidung den Film gezeigt zu haben. Laut eigener Aussage seien viele ihrer Fünftklässler, lange bevor sie den Film gezeigt habe, zu ihr gekommen und hätten ihr davon berichtet, dass sie Teil der LGBTQ-Gemeinschaft sind. Sie empfand es als ganz normal, als ihre Schüler ihr dies erzählten: „Für mich ist das keine große Sache. Also habe ich einfach gesagt: Ok, super, ich dränge nichts, ich akzeptiere einfach. Das ist es, was ich tue.“
Mutter ist Mitglied von rechter Gruppe
Dabei hatte Barbee aber nicht mit Shannon Rodiguez gerechnet – denn diese schwärzte die Lehrerin bei einer Schulratssitzung an. Rodiguez ist Mitglied im Schulaufsichts-Gremium und selbst Mutter. Zusätzlich ist sie aber auch Mitglied der rechten Gruppe „Moms for Liberty“. Sie selber teile die radikalen Ansichten von Gouverneur DeSantis und fordert wie er, Bücher, die sie selbst „Schmutz“ und „Porno“ nennt, aus den Schulregalen zu entfernen.
Die Behörden sehen nun vor, im Rahmen der Ermittlungen, einzelne Schüler aus der betroffenen Klasse zu holen und diese zu verhören. Die Junge Lehrerin ist über diese Vorgehensweise entsetzt: „Wissen Sie, was für ein Trauma das bei einigen meiner Schüler auslösen wird?“ Sie selbst habe nur das Ziel verfolgt, „die Botschaft der Freundlichkeit, der Positivität und des Mitgefühls zu verbreiten.“
Disney reicht Klage gegen das „Don’t Say Gay“-Gesetz ein
Der Unterhaltungskonzern Disney klagte Ende April bereits gegen das Gesetz von Gouverneur Ron DeSantis vor dem Bundesgericht in Tallahassee. In der Klage heit es, dass der republikanische Politiker eine „gezielte Vergeltungskampagne“ gegen das Unternehmen führe.
Disney wirft dem Gouverneur vor, das Unternehmen „bestrafen“ zu wollen, da es einen politischen Standpunkt geäußert habe. Bereits im vergangenen Jahr gerieten der Unterhaltungskonzern und DeSantis aneinander: Damals kritisierte der Konzern das von Floridas Gouverneur vorangetriebene „Don’t Say Gay“-Gesetz.