Sechsjähriger aus Bremervörde Chronik des Falls Arian: Kinderleiche stammt vom vermissten Jungen - Spendenaufruf für die Beerdigung
Seit dem 22. April 2024 galt der sechsjährige Arian als vermisst. Nun ist klar: Er ist tot. Eine Chronik des Falls.
Bremervörde. - Seit dem 22. April 2024 galt der sechsjährige Arian Arnold aus Bremervörde im Landkreis Rotenburg in Niedersachsen als vermisst.
Da Arian ein Autist ist und als äußert scheu gilt, gestalteten sich die Suchmaßnahmen besonders schwierig. Lesen Sie hier die Chronik der Ereignisse. Den aktuellsten Stand finden Sie immer ganz oben. Dieser Text wird fortlaufend aktualisiert.
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Arian Arnold aus Bremervörde - Eine Chronik des Verschwindens
5. Juli: Eine Freundin von Arians Familie hat im Internet Geld für die Beerdigung von Arian gesammelt. "Es ist eine unglaublich schwere Zeit für die Familie, denn Eltern sollten niemals ihr eigenes Kind beerdigen müssen", schreibt die Freundin auf der Plattform "gofundme". "Jede noch so kleine Spende hilft, Arian eine schöne Beisetzung zu ermöglichen." Weitere Details zur geplanten Beerdigung wurden aus Rücksicht auf die Familie nicht genannt.
Bis zum Ende der Spendensammlung am Freitagmittag kamen 33.290 Euro zusammen. Das Spendenziel von 12.000 Euro wurde damit bei Weitem übertroffen. Das Geld, das nicht für die Beerdigung benötigt wird, soll nun für die Arbeit mit verwaisten Familien, traumatisierten Kindern und jungen Autisten verwendet werden. "Wir möchten die Spenden auch nutzen, um den Vereinen, Verbänden, Institutionen zu danken, die bei der Suche nach Arian geholfen haben", schreibt die Freundin.
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27. Juni: Nach dem Fund einer Kinderleiche im Norden Niedersachsens hat die Obduktion keine Hinweise auf ein Fremdverschulden ergeben. Das teilte die Polizei in Rotenburg an der Wümme gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Stade mit. Anhaltspunkte für strafbare Handlungen sind demnach nicht festgestellt worden.
Nun ist klar: Sie stammt vom sechsjährigen Jungen.
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25. Juni: Über zwei Monate nach dem Verschwinden des sechsjährigen Arian hat ein Landwirt im Norden Niedersachsens eine Kinderleiche gefunden. Derzeit lasse sich nicht zweifelsfrei sagen, um wen es sich bei dem gefundenen Kind handele, teilte die Polizei mit. Die „Ermittlungsgruppe Arian“ halte aber einen Zusammenhang mit dem verschwundenen Sechsjährigen für wahrscheinlich.
Rechtsmediziner sollen nach Polizeiangaben nun die Identität des toten Kindes klären. Mit einem Ergebnis sei aber frühestens im Laufe der Woche zu rechnen. Spezialisten hätten auch den Fundort bis in die Nacht akribisch unter die Lupe genommen.
Ein Landwirt fand die Kinderleiche am Montagnachmittag gegen 16.30 Uhr bei Mäharbeiten auf einer Wiese in Estorf im Landkreis Stade - genauer gesagt im Ortsteil Behrste und damit im Gebiet der Suche nach dem vermissten Jungen.
19. Juni: Wie der NDR berichtet, ist über ein mögliches Ende der Arbeit der Ermittlungsgruppe im Fall Arian noch nicht entschieden worden. Dies teilte ein Sprecher der Polizei Rotenburg mit. "Es gebe derzeit keine neue Spur und immer weniger Hinweise, wo sich der sechsjährige Junge befinden könnte", heißt es. Die fünfköpfige Ermittlungsgruppe gehe jedoch weiter jedem konkreten Hinweis nach.
12. Juni: Christian Matzdorf, Professor für Kriminalistik, äußert in einem Interview einen traurigen Verdacht. "Aktuell dürfte die Intention nicht mehr sein, ein lebendiges Kind zu finden, sondern vielleicht über ein vermutlich totes Kind herauszufinden, ob von einer Straftat auszugehen ist", so Matzdorf.
Der Fall Arian könnte also zu einem sogenannten Cold Case werden.
11. Juni: Auf die Hilfe der bekannten ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" haben die Ermittler bisher nicht zugegriffen. In einem Interview hat die Chefredakteurin der Sendung nun gesagt, dass der Vermisstenfall des Jungen für die ZDF-Redaktion bislang kein Thema gewesen sei.
Aber: "Vielleicht startet die Polizei nach Abarbeitung aller Hinweise nochmals zu einem späteren Zeitpunkt eine Öffentlichkeits-Initiative. Wenn die Polizei unsere Hilfe wünscht und braucht, sind wir natürlich sofort dabei."
Die Polizei hat laut eines Sprechers diese Möglichkeit in Betracht gezogen. Ob die Sendung noch genutzt werde, sei offen.
Hilfreiche Tipps kommen laut Medienberichten mittlerweile nicht mehr bei der Ermittlungsgruppe an – eher "gut gemeinte Hinweise". Wie lange die Ermittlungsgruppe noch bestehen wird, ist zudem offen: Die Arbeit war bisher bis Ende Juni geplant.
10. Juni: Nun wurde bekannt, dass am Abend des Verschwindens die Familie wohl zusammen Fernsehen geschaut haben soll. Dies sei ein Familienritual, heißt es in einem Facebook-Beitrag. Der autistische Junge Arian habe jedoch immer wieder Pausen auf der Treppe gemacht. Seine Eltern seien dann regelmäßig in den Flur gegangen, um nach dem Jungen zu sehen, heißt es.
Eine neue Theorie besagt nun laut Medienberichten, dass die Familie gegebenenfalls die Sendung "Unser Sandmännchen" im Kika gesehen haben könnte. Dies ist jedoch laut Medienberichten unklar.
Dort lief von 18.50 bis 19 Uhr ausrechnet am Tage des Verschwindens eine Folge mit einem Cowboy auf einem Motorboot. Um 19.15 Uhr soll das Verschwinden des Jungen bemerkt worden sein. Arian könnte also aufgebrochen sein, um derartige Motorboote zu beobachten.
9. Juni: In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vertritt Christian Matzdorf, ehemaliger Ermittler der Landespolizei Berlin und jetzt Professor für Kriminalistik in Berlin, die These, dass der Fall Arian Parallelen zum Verschwinden der kleinen Inga aus Sachsen-Anhalt im Landkreis Stendal hat.
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"Das Verschwinden der kleinen Inga in einem Wald im Landkreis Stendal in einer Spielsituation und nahezu unter Aufsicht von Erwachsenen. Der Vergleich drängt sich auf", so Matzdorf gegenüber der Zeitung.
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Hintergrund: Vor achteinhalb Jahren war im abgelegenen Stendaler Ortsteil Wilhelmshof die fünfjährige Inga scheinbar spurlos verschwunden. Mit der Grabung Ende 2023 gingen die Ermittler neuen Hinweisen nach. Spürhunde eines privaten Vereins sollen angeschlagen haben.
29. Mai: In einem Interview erklärt Christian Matzdorf, Professor für Kriminalistik und 30 Jahre lang bei der Landespolizei Berlin aktiv, dass er einen traurigen Verdacht habe. "Aktuell dürfte die Intention nicht mehr sein, ein lebendiges Kind zu finden, sondern vielleicht über ein vermutlich totes Kind herauszufinden, ob von einer Straftat auszugehen ist", so Matzdorf.
Aufgrund der Autismus-Krankheit, Arians Alter und der Hilflosigkeit des Kindes sei ein Unglücksfall zwar wahrscheinlich, aber auch alles andere, wie eine Straftat, sei nicht absolut unmöglich.
23. Mai: Im Verlauf des Donnerstags hat die für den Vermisstenfall Arian zuständige Ermittlungsgruppe der Rotenburger Polizei noch einmal die Oste von Bremervörde bis zur Mündung in die Elbe mit Drohnen absuchen lassen.
An dem Fluss wurden kurz nach dem Verschwinden Spuren gefunden, die möglicherweise von Arian stammen könnten. Die Ermittler halten es für möglich, dass sich der Junge in der Nähe der Oste aufgehalten hat. Zudem wurden Fußspuren in der Nähe des Flusses gefunden, die von Arian stammen könnten.
Insgesamt kamen für die aktuelle Suche auf dem etwa 70 Kilometer langen und in vier Sektoren unterteilten Flussabschnitt 18 Drohnen und rund sechzig Einsatzkräfte zum Einsatz. Mehrere Teams flogen die Bereiche von Bremervörde bis Gräpel, Gräpel bis Hechthausen, Hechthausen bis Osten und Osten bis zur Mündung ab - ohne Erfolg.
22. Mai: Ein Monat nach Verschwinden von Arian: Wie geht es weiter? Die Polizei wertet die vielen Hinweise aus. Neue Suchen sind erst einmal nicht genau terminiert. Wie die Polizei zu einer neuen Hypothese erklärte, sei die Fließgeschwindigkeit der Oste sehr hoch gewesen.
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Auch sei das Ostesperrwerk geöffnet gewesen, weshalb der Leichnam des Jungen ungehindert fortgetrieben sein könnte. Ein Stück Holz wäre innerhalb von zehn Stunden auf die offene See getrieben, schätzen die Ermittler ein. Falls dieses Szenario eingetroffen sein sollte, gilt ein Auffinden Arians in der Nordsee als nahezu unmöglich. Die Ermittler hoffen jedoch weiterhin, den Jungen lebend zu finden.
18. Mai: In der Zwischenzeit wurde bekannt: Die Polizei plant vorläufig, dass die fünfköpfige Ermittlergruppe für zwei Monate lang tätig ist.
16. Mai: Die Polizei äußerte inzwischen verschiedene Theorien. Die wahrscheinlichste Hypothese sei es, dass Arian einen Unfall ohne fremde Beteiligung hatte. Gegen einen Kriminalfall sprächen kleine Fußabdrück, die die Einsatzkräfte an der Oste gefunden haben. Diese stammen laut Polizeiangaben wohl von Arian.
Eine zweifelsfreie Zuordnung sei allerdings nicht möglich. Auch wurden immer wieder Parallelen zum Vermisstenfall Joe aus Oldenburg gezogen. Der Achtjährige war 2022 nach tagelanger Suche in einem Gully gefunden worden.
Vermisstenfall Arian: Ermittler haben "Berg von Hinweisen" nach erneuter Suche
15. Mai: In den Wochen nach dem Verschwinden gingen nach Ermittlerangaben ein "Berg von Hinweisen" aus dem In- und Ausland ein. Die Polizisten arbeiteten diese nach und nach ab.
14. Mai: Knapp drei Wochen nach dem Verschwinden wurde am 14. Mai bekannt, dass die fünfköpfige "Ermittlungsgruppe Arian" an zwei Tagen in mehreren Orten an der Oste Suchmaßnahmen geplant hatte. Mit Sonarbooten suchten Polizeikräfte den Fluss in beide Richtungen ab. Außerdem kamen Taucher und spezielle Spürhunde im tidengeprägten Mittellauf zwischen den Ortschaften Kranenburg und Nieder Ochtenhausen zum Einsatz.
Zudem wurden Bewohner nochmal befragt. Grund für den Einsatz sei die Drei-Wochen-Theorie. "Nach drei Wochen ist etwa die Zeit, bei der ertrunkene Körper an die Oberfläche auftreiben und auch nicht mehr untergehen", so ein Polizeisprecher. Trotzdem hofften die Einsatzkräfte immer noch, Arian lebend zu finden, betonte er.
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Vermisster Arian: Zeugin sieht Gegenstand im Wasser der Oste
8. Mai: Mehr als zwei Wochen nach dem Verlassen des Elternhauses ging die "Ermittlungsgruppe Arian" am 8. Mai einem Zeugenhinweis nach. Eine Frau aus Süddeutschland hatte sich im Internet den Livestream einer Webcam, der die Oste in Höhe der Schwebefähre Osten-Hemmoor zeigt, angeschaut.
"Dabei habe sie einen Gegenstand im Wasser treiben sehen und sofort die Polizei darüber informiert. Die Ermittlungsgruppe veranlasste, dass die örtliche Polizei aus Hemmoor die wichtige Mitteilung sofort überprüfte", heißt es von Seiten der Beamten. Der Hinweis bestätigte sich nicht. Bislang sei unklar, um welchen Gegenstand es sich auf der Übertragung der Webcam gehandelt haben könnte.
27. April: In den weiteren Tagen fand die Polizei immer wieder Spuren. Diese mussten geprüft werden, ob sie etwas mit dem Vermisstenfall Arian zu tun haben. Die Bereiche rund um das Wohnhaus wurden nun nochmals mit einer langen Kette von mehr als 800 Einsatzkräften abgesucht.
Skybeamer sollten bei Suche nach vermissten Arian helfen
26. April: Anders als zuvor, setzte die Polizei am 26. April die Suche mit einer leisen Strategie fort. Dabei suchten die Einsatzkräfte in dieser Nacht in kleinen Gruppen zu Fuß in eingeteilten Korridoren. Mit Nachtsichtgeräten ausgestattet, sollten die Sucheinheiten unter anderem auch an neuralgischen Punkten verharren und das Einsatzgebiet beobachten.
Am Abend wurden sogenannte Skybeamer aufgestellt. Dabei handelt es sich Projektionsscheinwerfer, die einen Lichtkegel in den Himmel projizieren. Zudem wurden Kinderlieder abgespielt. Ziel sollte sein, Anreize für den vermissten Jungen zu setzen, diese Bereiche aufzusuchen. Um diese Maßnahmen nicht zu gefährden, bat die Polizei darum, die betreffenden Bereiche zu meiden und keinesfalls aufzusuchen.
Verschwundener Arian: Spur führte an die Oste
25. April: Am 25. April, drei Tage nach dem Verschwinden, gingen die Einsatzkräfte mit Hilfe von rund 250 Bundeswehrsoldaten einer möglichen Spur des Jungen entlang der Oste nach. Spürhunde, sogenannte Mantrailer, bestätigten die Annahme. Die Suche wurde bis in das etwa zwölf Kilometer entfernte Kranenburg im Landkreis Stade fortgeführt.
"Als besondere Herausforderung mussten die Einsatzkräfte zahlreiche Tümpel durchwaten und kleinere Gewässer erkunden. Die Polizei setzte dabei auch Taucher ein", hieß es.
24. April: Am 24. April war dann klar, dass der Junge allein von zu Hause verschwunden ist. Die Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera bestätigten diese Annahme. Von dem Wohngebiet könnte der Sechsjährige laut Polizei in eines der angrenzenden Waldgebiete gegangen sein. Seit dem Verschwinden waren die Suchmaßnahmen der Einsatzkräfte auch dorthin fokussiert worden.
Bei der Suche halfen Hunderte Menschen. Waldgebiete und die Feldmark wurden systematisch mithilfe von Suchkorridoren durchsucht, am Boden und mit Drohnen sowie einem Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera in der Luft. Auf der Oste waren sogar Sonarboote und Taucher im Einsatz - erfolglos.
Arian aus Bremervörde: Vermisst seit dem 22. April 2024
23. April: In der Nacht zum 23. April waren hunderte Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz (DRK) ohne Erfolg im Einsatz. Die Polizei setzte Suchhunde und eine Drohne ein, die Feuerwehr suchte mit einem Boot auf dem nahegelegenen Fluss Oste.
Wenig später wurde in Hinweistelefon eingerichtet. Die Beamten sind unter der Telefonnummer 04761/7489135 oder 04761/7489144 erreichbar.
Am Dienstagnachmittag wendete sich die Polizei an die Bewohner des Stadtteils Elm: "Es scheint durchaus möglich, dass der immer noch vermisste Arian Arnold auf einem privaten Grundstück von einer privaten Überwachungskamera aufgenommen worden sein könnte. Deshalb bitten die Beamten, eigene Kameraaufzeichnungen zu überprüfen. Obwohl die Ortschaft Elm von Einsatzkräften durchsucht worden ist, könnte sich der vermisste Junge auch in einem Schuppen oder einem ähnlichen Versteck aufhalten."
22. April: Am Montagabend, 22. April, verschwand der sechsjährige Arian Arnold aus seinem Elternhaus in der Straße Ohfeldring in Bremervörde, Ortsteil Elm. Dort wurde er zuletzt lebend gesehen. Wie er verschwinden konnte, war anfangs laut Polizei noch unklar.
"Der Junge ist Autist, kann sich nicht artikulieren und reagiert auch nicht auf Ansprache. Er hat dunkelblonde Haare. Zuletzt war er bekleidet mit einem orangefarbenen, längeren Pullover, einer schwarzen Jogginghose mit Drachenmuster und Socken", heißt es von Seiten der Beamten wenige Stunden nach dem Verschwinden.