1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Konjunktur: Wirtschaft erwartet Stagnation - und will Personal halten

Konjunktur Wirtschaft erwartet Stagnation - und will Personal halten

Wie geht es 2025 mit Thüringens Wirtschaft weiter? Diese Frage hat der Arbeitgeberverband den Unternehmen im Feiststaat gestellt. Viel Optimismus gab es bei den Antworten nicht.

Von dpa Aktualisiert: 24.01.2025, 16:02
Fast jedes zweite Unternehmen in Thüringen rechnet damit, dass sich die Wirtschaft im Freistaat in den kommenden Monaten schlechter entwickele als im ersten Halbjahr 2024. (Symbolbild)
Fast jedes zweite Unternehmen in Thüringen rechnet damit, dass sich die Wirtschaft im Freistaat in den kommenden Monaten schlechter entwickele als im ersten Halbjahr 2024. (Symbolbild) Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Erfurt - Thüringens Unternehmer sind so pessimistisch wie seit Jahren nicht. Fast jedes zweite Unternehmen erwarte, dass sich die Wirtschaft im Freistaat in den kommenden Monaten schlechter entwickelt als im ersten Halbjahr 2024, sagte der Präsident des Verbandes der Wirtschaft (VWT), Hartmut Koch, in Erfurt. „Das ist die pessimistischste Einschätzung aller Befragungen seit 2010.“ 

Wirtschaft im Krisenmodus

17 Prozent der Unternehmen gingen von einer besseren, rund 30 Prozent von einer gleichbleibenden Entwicklung wie in der ersten Jahreshälfte 2024 aus. Gründe für die verhaltene Bewertung seien vielfach eine angespannte Auftragslage und geringere Gewinnaussichten, geht aus der Befragung hervor. Nur zwölf Prozent der befragten Firmen rechneten mit mehr Aufträgen als vor einem Jahr. Jedes vierte Unternehmen berichtete von einer sinkenden Produktion und weniger Investitionen. „Der Krisenmodus bleibt bestehen“, sagte VWT-Geschäftsführer Matthias Kreft. 

Prognose: Wirtschaft stagniert 2025   

Trotzdem täten die Unternehmen viel dafür, ihre Belegschaften zu halten. Der Fachkräftemangel, die schnelle Besetzung offener Stellen und die Nachwuchsgewinnung seien nach wie vor eines der größten Probleme der Wirtschaft im Freistaat. 

Dass trotzdem die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat gestiegen ist, begründete Koch damit, dass es in der Regel einige Zeit dauere, bis Neueinstellungen erfolgen könnten. Teilweise sei auch ein Branchenwechsel mit Qualifizierungen oder Umschulung nötig. „Es gibt nach wie vor eine große Zahl offener Stellen.“ Kleinere Unternehmen, wie der Kommunikationstechnikanbieter FMT aus Marksuhl berichteten, dass sie ihre Fachkräfte vor allem aus der Region bekämen. Es gebe beispielsweise gute Kontakte zur örtlichen Regelschule, aus der drei der vier derzeitigen Azubis stammten.

Nur 60 Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten 

Insgesamt werde in diesem Jahr eine Stagnation auf Vorjahresniveau prognostiziert, sagte Koch. „Mit einem wirtschaftlichen Aufschwung wird erst 2026 gerechnet.“ Nach Angaben des Verbandes ist Thüringens Wirtschaft von Tausenden kleinen Unternehmen geprägt. Nur etwa 300 Unternehmen hätten mehr als 250 Beschäftigte, nur 60 mehr als 1.000. 

Auf die Herausforderungen durch die Energiewende zu weniger CO2-Ausstoß, Digitalisierung und eine immer stärkere internationale Vernetzung reagierten viele Firmen mit einer Überprüfung und Anpassung ihrer Geschäftsmodelle, um Umsatz, Gewinn und Arbeitsplätze zu sichern, sagte Kreft. 83 Prozent der Firmen stellten sich die Frage, wie und mit welchen Produkten und Dienstleistungen sie in Zukunft ihr Geld verdienten. 72 Prozent der Befragten passten ihr Geschäftsmodell regelmäßig an. 

Die größte Bedrohung sehen die Firmenchefs laut Umfrage in steigenden Energiekosten (57 Prozent), Fachkräftemangel (48 Prozent) und geopolitischen Risiken wie beispielsweise hohen Importzöllen (46 Prozent). Aber auch IT-Ausfälle oder gestörte Lieferketten werden als Problem gesehen.