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Magdeburg-Anschlag Viele Helfer für Angehörige und Retter bei Anschlag vor Ort

Wie wurden Angehörige von Opfern sowie Polizisten und Rettungskräften während und nach dem Einsatz auf dem Alten Markt geholfen, mit dem Erlebten umzugehen? Im Landtag wird das beleuchtet.

Von dpa Aktualisiert: 28.04.2025, 14:32
Im Nachgang sind Polizisten, Rettungskräfte sowie Angehörige von Experten betreut worden. (Archivbild)
Im Nachgang sind Polizisten, Rettungskräfte sowie Angehörige von Experten betreut worden. (Archivbild) Heiko Rebsch/dpa

Magdeburg - Im Zuge des Magdeburg-Anschlags haben sich vor Ort etwa 100 Personen um die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) von Angehörigen von Opfern sowie Rettungskräften gekümmert. Teilweise seien sogar zu viele PSNV-Kräfte gleichzeitig vor Ort gewesen, berichteten Vertreter von Hilfsorganisationen im Untersuchungsausschuss im Landtag. Die Helfer hätten sich abwechseln können, niemand habe durchhalten müssen, hieß es.

Auch im Nachgang sind Polizisten, Rettungskräfte sowie Angehörige von Experten betreut worden. Ein Polizeipsychologe berichtete, dass der Einsatz für viele Beamte sehr belastend gewesen sei. „Sie waren einfach fertig“, sagte er. Einige Betroffene hätten auch Wochen nach dem Anschlag über innere Leere oder hohe Anspannung geklagt. Mit der Zeit hätten die Stresssymptome jedoch in vielen Fällen abgenommen.

Erben fordert gleiche Standards

SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben erklärte, die psychosoziale Notfallversorgung habe zwar gut funktioniert. Dennoch gebe es Defizite bei der Nachsorge von Einsatzkräften. Erben fordert einen Rechtsanspruch auf PSNV für ehrenamtliche Feuerwehrleute und Helfer im Katastrophenschutz wie es ihn etwa in Sachsen oder Berlin gibt. „Nur wenn es eine klare Regelung gibt, ist auch gewährleistet, dass alle betroffenen Einsatzkräfte nach gleichen Standards betreut werden“, so Erben.

Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2024, war ein 50-Jähriger aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden sechs Menschen getötet und mehr als 300 weitere verletzt. Der Täter sitzt in Untersuchungshaft. Taleb A., war seit 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg im Salzlandkreis als Stationsarzt tätig.

Freistellung von Ärztlichem Direktor aufgehoben

Der Klinikbetreiber Salus hat inzwischen die Freistellung des Ärztlichen Direktors des Maßregelvollzugs Bernburg aufgehoben. Ein Zwischenbericht lasse „bereits jetzt erkennen, dass dem Ärztlichen Direktor im Zusammenhang mit der Beschäftigung des Attentäters keine Vorwürfe gemacht werden können, die arbeitsrechtliche Maßnahmen rechtfertigen“, teilte die Salus mit. Die Freistellung sei bereits am 18. März 2025 beendet worden. 

Die Salus ist eine gemeinnützige Betreibergesellschaft für sozialorientierte Einrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt. Es wurde eine Sonderprüfung in Auftrag gegeben. Dabei geht es unter anderem um Auffälligkeiten im Beschäftigungsverhältnis, fachliche Kompetenzen und das Verhalten des Attentäters. „Da es sich nur um einen Zwischenbericht handelt, können Details noch nicht ausgeführt werden“, hieß es.

Anfang Februar war bekanntgeworden, dass sich ein Kollege ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von Taleb A. machte und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergab. Kurze Zeit später war der Ärztliche Direktor freigestellt worden.