Krankenhausreform Vier Fünftel der Brandenburger Kliniken in roten Zahlen
Die Brandenburger Krankenhäuser stehen unter Druck, sich weiterzuentwickeln - viele sind in Schieflage. Die Klinik Hennigsdorf könnte ein Patient der Krankenhausreform werden.
Potsdam - Ein Großteil der Brandenburger Kliniken hat nach Zahlen des Gesundheitsministeriums deutliche finanzielle Probleme. Mindestens 80 Prozent der Krankenhäuser schrieben rote Zahlen, sagte der Abteilungsleiter für Gesundheit, Michael Zaske, im Gesundheitsausschuss des Landtags in Potsdam. Der Anteil könne noch steigen, wenn nichts getan werde. Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos) warnte vor weiteren Insolvenzen und forderte Hilfe vom Bund. In Hennigsdorf (Kreis Oberhavel) gibt es Pläne, das stationäre Angebot der Klinik zu schließen.
Das Krankenhaus in der 27.000-Einwohner-Stadt soll nach Plänen des Landkreises Oberhavel in einigen Jahren keine stationäre Versorgung mehr haben. Eine Studie schlage vor, die stationären Kliniken Oranienburg und Hennigsdorf an einem Standort zu konzentrieren, sagte eine Sprecherin des Kreises. Oranienburg sei hierfür sinnvoller, auch weil der Bestand in Hennigsdorf aus den 1940er und 1950er Jahren stamme.
Umbau zur Grundversorgung in Hennigsdorf
In Hennigsdorf soll demnach keine stationäre Versorgung, aber eine Grundversorgung sowie die Klinik für Psychiatrie und die Notfallversorgung erhalten bleiben. In Oranienburg sei ein Neubau vorgesehen. Kein Personal solle verloren gehen, sagte die Sprecherin. Als Grund für die Pläne wird die Krankenhausreform angegeben. Der Kreistag muss darüber noch entscheiden. Mehrere Medien hatten zuvor berichtet. Müller hält den geplanten Umbau für sinnvoll. „Es ist ein langfristiges Projekt, was zur Standortsicherung beitragen soll“, sagte sie. „Ich halte das auch für richtig.“ Es dürfe aber keinen Abbau ohne Alternativangebot geben.
Landrat Alexander Tönnies (SPD) und der Geschäftsführer der Oberhavel Kliniken, Detlef Troppens, kündigten an, dass die medizinische Grundversorgung an den drei Standorten Hennigsdorf, Oranienburg und Gransee gesichert, die Erstversorgung von Schlaganfall und Herzinfarkt erhalten werden soll. „Auch wenn wir in Oberhavel aktuell noch solide dastehen, müssen wir jetzt unsere Strukturen überdenken, um für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet zu sein“, sagte Troppens, Chef der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg.
Ministerin dringt auf Hilfe
Die Krankenhausreform des Bundes soll den finanziellen Druck mindern und für mehr Spezialisierung sorgen. Vorgesehen ist die Umsetzung bis 2029. Die Ministerin warnte vor einer Verschärfung von Schieflagen bei Kliniken. „Es besteht hier dringender Handlungsbedarf, um nicht noch weitere Insolvenzen zu erleben“, sagte Müller im Ausschuss. „Der Bund muss hier seiner Verantwortung gerecht werden und dazu stehen, eine Überbrückungsfinanzierung zur Verfügung zu stellen.“
Nach dem Krankenhaus in Spremberg im Jahr 2022 hatte das Naëmi-Wilke-Stift Guben im vergangenen Jahr ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angekündigt. Das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg forderte im Januar dringende finanzielle Unterstützung. Die Kliniken stehen vor Problemen. „Die Nachfrage nach Krankenhausleistungen ist teilweise erheblich zurückgegangen an den Standorten“, sagte Abteilungsleiter Zaske. Außerdem fehlten flächendeckend Fachkräfte von Ärzten über Pflegekräfte bis zu Hebammen.