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Gesundheitsversorgung Voigt: Wollen langfristige Strukturen im Gesundheitswesen

Für die Landesregierung aus CDU, BSW und SPD hat die Gesundheitsversorgung höchste Priorität. Bei einem Treffen mit Vertretern des Gesundheitswesens skizziert sie ihre Vorstellungen.

Von dpa Aktualisiert: 27.03.2025, 17:21
Die Thüringer Landesregierung will langfristig wirksame Strukturen in der Gesundheitsversorgung aufbauen. (Symbolbild)
Die Thüringer Landesregierung will langfristig wirksame Strukturen in der Gesundheitsversorgung aufbauen. (Symbolbild) Christian Charisius/dpa

Weimar - Die Landesregierung will nach Angaben von Ministerpräsident Mario Voigt die Gesundheitsversorgung in Thüringen langfristig stabilisieren. Es gehe um Gesundheitsstrukturen für die nächsten 15 bis 20 Jahre, sagte der CDU-Politiker bei einem Spitzentreffen von Landesregierung und Vertretern des Gesundheitswesens in Weimar. 

Dies betreffe Krankenhausstandorte ebenso wie Arztpraxen und telemedizinische Angebote. Eine engere Vernetzung von ambulanten und stationären Behandlungen – sprich von Praxen und Kliniken – sei notwendig. 

Ziel sei der Erhalt eines „20-Minuten-Landes“ in der Gesundheitsversorgung, sagten Voigt und Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD). Damit ist gemeint, dass Menschen bei Bedarf innerhalb von etwa 20 Minuten ein Gesundheitszentrum, eine Praxis oder eine Apotheke erreichen können. Derzeit sei das bei Hausärzten und Apothekern der Fall, sagte Schenk.

Auf Veränderungen einstellen

„Wir haben den Anspruch, Strukturentscheidungen zu treffen“, sagte Voigt. Dies werde auch mit Veränderungen einhergehen. „Da muss man der Bevölkerung reinen Wein einschenken.“ Das gilt vor allem für kleine Kliniken jenseits der städtischen Zentren. 

Eine Zusage, dass alle derzeit bestehenden mehr als 40 Krankenhäuser in Thüringen in der jetzigen Form bestehen bleiben, könne sie nicht geben, sagte Schenk. „Wir wollen nicht Kliniken erhalten, nur weil sie Kliniken sind.“ Sie sollten aber als Einrichtungen der Gesundheitsversorgung erhalten bleiben.

Zustimmung kam von der größten gesetzlichen Krankenkasse in Thüringen, der AOK Plus. „Wir stehen in Thüringen vor großen Herausforderungen: steigende Kosten, Fachkräftemangel, veraltete Strukturen“, erklärte deren Vorstand Rainer Striebel. „Ein einfaches Weiter so ist keine Option.“ Es brauche Mut zur Veränderung, klare Strukturen und ein verlässliches Miteinander aller Akteure.

Geld für die Umwandlung von Kliniken

Für die Umstrukturierung von Krankenhäusern in Gesundheitszentren wolle die Landesregierung bis 2027 rund 100 Millionen Euro in einem sogenannten Transformationsfonds bereitstellen, sagte Voigt. Ein erster Teilbetrag von 20 Millionen Euro sei im Landeshaushalt 2025 vorgesehen, über den der Landtag Anfang April entscheide. Ein weiteres Finanzierungsinstrument zur Unterstützung von Klinikinvestitionen werde derzeit entwickelt.

In Thüringen hatte es im vergangenen Jahr in der Folge von Insolvenzen Schließungen von Klinikstandorten in Schleiz und Neuhaus am Rennweg gegeben. Auch andere Häuser kämpfen wegen gestiegener Personal-, Energie- und Sachkosten bei gleichzeitigen Umsatzausfällen wegen sinkender Patientenzahlen mit wirtschaftlichen Problemen. Voigt zufolge haben fünf Häuser Bedarf an einer Zwischenfinanzierung angemeldet.

18 Millionen Arztbesuche jährlich

In Thüringer Krankenhäusern werden jährlich etwa 500.000 Patienten behandelt. Die Praxen ambulant tätiger Ärzte verzeichnen pro Jahr etwa 18 Millionen Behandlungen, das entspricht etwa neun Arztbesuchen pro Einwohner jährlich. Thüringen gehört zu den Bundesländern mit der niedrigsten Dichte an Praxisärzten. Auf 100.000 Einwohner kommen 206 Mediziner, wie aus kürzlich vorgelegten Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervorgeht. Die Zahl der unbesetzten Hausarztsitze in Thüringen ist auf aktuell 117 gestiegen. 

Im Gesundheitswesen in Thüringen arbeiten nach Daten des Statistischen Landesamtes etwa 148.000 Menschen (Stand Ende 2022). An Krankenhäusern sind rund 5.600 Ärzte und rund 15.000 Pflegekräfte und medizinisch-technische Mitarbeiter beschäftigt. In Praxen arbeiten rund 3.700 Ärzte. Es gibt 495 öffentliche Apotheken mit rund 1.300 Pharmazeuten.