Ski-Star in Garmisch Vonn über Comeback-Kritiker: „Sie verstecken sich einfach“
Von „Vollschuss“ ist die Rede, auch von „Verarschung“. Vor dem Comeback erfährt Skirennfahrerin Vonn teils hässliche Kritik. Dann verblüfft sie sportlich. Von den Kritikern hört sie nun nichts mehr.
Garmisch-Partenkirchen - Trotz ihres erstaunlichen Comebacks im Ski-Weltcup hat Lindsey Vonn von den zuvor lautstarken Kritikern noch keine persönliche Entschuldigung erhalten. „Sie verstecken sich einfach“, sagte die Amerikanerin der Deutschen Presse-Agentur vor dem Renn-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen. Sie habe lediglich vom Schweizer Bernhard Russi gehört, der um Verzeihung für seine Kommentare gebeten habe. „Aber das tat er in einem Podcast - mein Telefon hat bislang noch nicht geklingelt“, sagte Vonn.
Die Ausnahme-Rennfahrerin war kurz vor Weihnachten im Alter von 40 Jahren und mit einer Teilprothese im Knie in den Weltcup zurückgekehrt, nachdem sie knapp sechs Jahre zuvor ihre Karriere eigentlich beendet hatte. Einige Experten kommentierten dies sehr gehässig: Österreichs Ski-Legende Franz Klammer etwa unterstellte Vonn bei ihrem Plan einen „Vollschuss“, der deutsche Olympiasieger Markus Wasmeier sprach im Herbst von „Verarschung“.
Vonn findet, Hass und Kritik schaden dem Sport
„Es motiviert mich immer, wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht tun kann, so war das schon meine ganze Karriere lang“, schilderte Vonn. „Aber es war unglaublich enttäuschend für mich, dass Leute, die in dem Sport so erfolgreich waren, grundlos derart negativ über mich reden.“
Sie sei auch deshalb in den Rennsport zurückgekehrt, um andere zu inspirieren und zu ermutigen, etwa Mädchen oder Frauen. „Außerdem tue ich ja niemandem weh.“ All die negativen Kommentare schadeten dem Sport, unterstrich Vonn und sagte in Richtung ihrer Kritiker: „Es war enttäuschend, aber ehrlich gesagt eher ein Spiegelbild von ihnen und ihren Unsicherheiten als von mir.“
Große Erwartungen an Garmisch
Die ehemalige Weltcup-Gesamtsiegerin, zweimalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin von 2010 hatte jüngst mit zwei Top-6-Platzierungen in St. Anton verblüfft. In Cortina d'Ampezzo, wo sie zwölf ihrer insgesamt 82 Weltcup-Siege gefeiert hatte, verpasste sie danach vordere Platzierungen wegen eines Fahrfehlers in der Abfahrt und eines Sturzes im Super-G.
Das will sie am Wochenende in Garmisch besser machen - in dem bayerischen Wintersportort gewann Vonn bereits acht Speed-Rennen. Vor der Abfahrt am Samstag (10.15 Uhr) und dem Super-G am Sonntag (11.00/jeweils ZDF und Eurosport) aber verspricht sie nicht zu viel. „Natürlich sind meine Erwartungen hoch, weil ich weiß, was ich kann“, sagte sie. „Aber ich tüftle noch an vielen Dingen, und es geht zunächst darum, besser zu werden.“
Geduldig sein? „Darin bin ich überhaupt nicht gut“
Vonns großes Ziel sind die Olympischen Winterspiele im nächsten Jahr in Cortina d'Ampezzo. Bis dahin will sie den großen Trainingsrückstand im Vergleich zu den Rivalinnen wettgemacht und das perfekte Material gefunden haben. Geduldig zu sein falle ihr aber schwer. „Es ist sehr hart, darin bin ich überhaupt nicht gut. Aber hoffentlich bin ich in der Hinsicht ein bisschen älter und ein bisschen schlauer.“