Grüner Wasserstoff Wasserstoffprojekte in Sachsen-Anhalt wackeln
Sachsen-Anhalt will Modellregion für den Ausbau von grünem Wasserstoff werden. Mehrere große Projekte mit einem Millionenvolumen wurden gestartet. Aber an einigen Stellen gibt es Probleme.
Magdeburg - Mehrere Wasserstoffprojekte in Sachsen-Anhalt geraten ins Stocken. Wie das Energieunternehmen Mibrag auf Anfrage mitteilte, wird der Bau eines großen Elektrolyseurs am Standort Profen erst einmal verschoben.
In den vergangenen Monaten sei intensiv an einem Antrag für EU-Fördermittel gearbeitet worden, teilte ein Mibrag-Sprecher mit. „Leider mussten wir die Entscheidung treffen, den Antrag nicht abzugeben, da zwei wesentliche Voraussetzungen für die Wirtschaftlichkeit des Projekts derzeit nicht gegeben sind.“
Zum einen werde die erforderliche Wasserstoffinfrastruktur noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen, zum anderen fehle es an Abnehmern, die bereit seien, sich schon heute vertraglich zu binden, sagte der Unternehmenssprecher.
„Vor diesem Hintergrund haben wir das Projekt Elektrolyseur nicht gestoppt, jedoch das Umsetzungstempo den vorhandenen Rahmenbedingungen angepasst.“ Bereits Ende November war bekanntgeworden, dass auch die Finanzierung eines größeren Wasserstoffprojekts in Leuna ungeklärt ist.
Das Wirtschaftsministerium in Magdeburg hatte auf Anfrage bestätigt, dass bisher keine Einigung mit dem Bund zur Kofinanzierung des Elektrolyse-Vorhabens der Firma Linde erzielt worden sei.
Land formulierte schon vor drei Jahren Wasserstoffstrategie
Im Jahr 2021 hatte die damalige Landesregierung ihren Plan vorgestellt, der Sachsen-Anhalt zur Modellregion für grünen Wasserstoff machen soll. Grüner Wasserstoff wird mit Strom aus erneuerbaren Quellen per Elektrolyse hergestellt.
Bei der Wasserelektrolyse in einem Elektrolyseur wird Wasser mit Hilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Mit dem Wasserstoff soll der Energiebedarf etwa der Stahl- oder Chemieindustrie gedeckt werden.
Trotz Problemen bei einzelnen Projekten hält Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann (SPD) am Ausbau von Wasserstoff fest. „Ich baue darauf, dass sich die Erkenntnis sehr bald durchsetzen wird, dass uns der grüne Wasserstoff in den nächsten Jahrzehnten bei der Klimaneutralität unserer Industrie weiterhilft“, sagte Willingmann der Deutschen Presse-Agentur.
„Aber ich bin nicht naiv. Ich sehe, dass wir momentan sehr stark in Vorleistung gehen.“ Derzeit werde vielerorts parallel gearbeitet. Ziel müsse sein, grünen Wasserstoff kostengünstiger und damit zu wettbewerbsfähigen Preisen zu bekommen.
Auch im Landesnorden sind mehrere Anlagen für grünen Wasserstoff geplant. In Osterweddingen befindet sich ein Elektrolyseur im Bau. Er soll 2025 fertig werden und rund 900 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren. In Staßfurt sollen 2026 die ersten Fahrzeuge, wie zum Beispiel Busse, vor Ort produzierten Wasserstoff tanken. Verschiebungen sind bei beiden Anlagen nicht bekannt.
Gasleitungen umstellen
Die Arbeiten am Wasserstoff-Netz in Sachsen-Anhalt schreiten ebenfalls voran. In diesem Jahr soll der erste Kunde, die Total-Raffinerie in Leuna, angeschlossen werden. Netzbetreiber Ontras baut im Gebiet zwischen Berlin, Halle und Salzgitter ein etwa 600 Kilometer langes Netz. Rund 80 Prozent der Leitung sollen umgestellte Erdgasleitungen sein.
Das Unternehmen bereitet aktuell die Raumordnungsverfahren für die Neubau-Leitungen zwischen Wefensleben und Salzgitter (67 Kilometer) und Angersdorf und Preußlitz (32 Kilometer) vor. Einem Sprecher zufolge sei man beim Netzausbau „auf Kurs“. Das deutsche Kernnetz soll 2032 fertig sein.