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Verbrechen in Niedersachsen Wegen vierfachen Mordes angeklagter Soldat schweigt weiter

Aus Hass und Rache soll ein Mann vier Menschen aus dem nahen Umfeld seiner Noch-Ehefrau erschossen haben. Die Angehörigen der Opfer hoffen auf die Höchststrafe für den Angeklagten.

Von Christina Sticht, dpa Aktualisiert: 05.09.2024, 13:28
Der wegen Mordes angeklagte Soldat verfolgte die Verhandlung äußerlich ungerührt.
Der wegen Mordes angeklagte Soldat verfolgte die Verhandlung äußerlich ungerührt. Christina Sticht/dpa

Verden - Der wegen einer Mordserie angeklagte Bundeswehrsoldat schweigt im Landgericht Verden weiter zu den tödlichen Schüssen auf vier Menschen. „Wir rennen nicht hinterher, ob Sie aussagen oder nicht aussagen“, sagte der Vorsitzende Richter Volker Stronczyk zu dem 33 Jahre alten Angeklagten. Am 2. Oktober soll der psychiatrische Gutachter gehört werden. Im Gespräch mit ihm hatte der Deutsche Angaben zu den vorgeworfenen Taten gemacht. 

Laut Staatsanwaltschaft soll der Fallschirmjäger in der Nacht zum 1. März dieses Jahres im Landkreis Rotenburg aus Hass und Rache vier Menschen getötet haben. Dabei sei er nachts mit einer Axt in die Häuser eingebrochen: Zunächst soll er in Westvesede den 30 Jahre alten neuen Partner seiner getrennt lebenden Frau und dessen Mutter erschossen haben, danach im rund zehn Kilometer entfernten Brockel die beste Freundin seiner Noch-Ehefrau sowie deren dreijährige Tochter.

Äußerlich ungerührt von erschütternden Details

In der nur einstündigen Verhandlung wurde der Bericht der Rechtsmediziner verlesen, die die Leichen von Mutter und Kind begutachtet haben. Der Angeklagte im dunklen Hemd mit akkuratem, militärischem Haarschnitt verfolgte die Schilderung erschütternder Details der Verletzungen äußerlich ungerührt. 

Den Angehörigen der Opfer gehe es darum, dass der Angeklagte nicht mehr aus dem Gefängnis herauskomme, sagte Anwältin Helen Wienands. Sie vertritt unter anderem den sechsjährigen Sohn des getöteten 30-Jährigen als Nebenkläger. Der Junge habe alles mitbekommen, sagte sie. „Er hat Angst, dass er noch etwas zu befürchten hat.“

Der Soldat ging der Anklage zufolge wie in einem Häuserkampf vor, für den er bei der Bundeswehr ausgebildet worden war. Seine Opfer soll er zuvor in „primäre“ und „sekundäre Ziele“ eingeteilt haben. Als Opfer der ersten Kategorie stufte er demnach den neuen Freund seiner früheren Partnerin und dessen Eltern ein, als Opfer der zweiten Kategorie die beste Freundin der Noch-Ehefrau. 

Leichen lagen auf dem Kinderbett

Nach Angaben eines Gerichtssprechers räumte der Soldat im Vorfeld des Prozesses die tödlichen Schüsse ein, gab aber an, das Kleinkind in den Armen seiner Mutter nicht bemerkt zu haben. Mindestens 14 Mal soll er auf die beiden geschossen haben. Die Leichen lagen auf dem Kinderbett.

Für die nächtliche Mordserie war der Mann laut Staatsanwaltschaft mit Molotowcocktails, einer halbautomatischen Pistole, einem Selbstladegewehr, Munition und der schweren Axt - einem Spalthammer - bewaffnet. Die Waffen stammten nicht aus Beständen der Bundeswehr.

Die meisten Angehörigen sind nach Angaben der Nebenanklage-Anwältin psychisch nicht in der Lage, den Prozess zu verfolgen. Weil sie selbst körperlich nicht verletzt wurde, kann die inzwischen von dem Soldaten geschiedene Ehefrau nicht als Nebenklägerin auftreten. Sie ist zu einem späteren Zeitpunkt als Zeugin geladen. Auch sein Mandant plane, im Verlauf des Prozesses noch eine Aussage zu machen, sagte Verteidiger René Lancker vor Beginn der Sitzung. 

Für den Mordprozess sind insgesamt 35 Verhandlungstage angesetzt, das Urteil könnte nach dieser Planung Ende März gesprochen werden.