Todesfahrt in Magdeburg Weiteres Todesopfer nach Weihnachtsmarkt-Anschlag
Nach der Todesfahrt in Magdeburg hat sich die Zahl der Opfer noch einmal erhöht. Der Täter wird in ein anderes Bundesland verlegt. Dies geschieht auch aus Sicherheitsgründen.
Magdeburg/Dresden - Zweieinhalb Wochen nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist die Zahl der Todesopfer auf sechs gestiegen. Eine 52-Jährige sei an ihren Verletzungen gestorben, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg. Die Frau verstarb laut Polizei am Montag in den frühen Morgenstunden in einem Krankenhaus im Magdeburger Umland.
Der 50-jährige Täter wurde unterdessen in die Justizvollzugsanstalt Dresden verlegt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Die Verlegung wurde von Spezialkräften des Justizvollzugs durchgeführt.
Ein Sprecher des Justizministeriums in Magdeburg bestätigte allgemein die Verlegung eines Untersuchungsgefangenen, der bislang in der Justizvollzugsanstalt Burg (Landkreis Jerichower Land) untergebracht gewesen war. „Die Verlegung erfolgte aus Sicherheitsgründen auf dem Luftweg und wurde von Kräften der Landespolizei Sachsen-Anhalt sowie den Sicherheitsbehörden des Freistaats Sachsen unterstützt. Besondere Vorkommnisse waren nicht zu verzeichnen.“ Weitergehende Angaben wollte er aufgrund von Sicherheitsbelangen nicht machen.
Knapp 300 Verletzte und noch mehr Betroffene
Kurz vor Weihnachten war ein 50-jähriger Mann mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Ums Leben kamen ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren. Zudem gab es knapp 300 Verletzte. Taleb A. war seit 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Stationsarzt tätig. Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen.
Der Bundesopferbeauftragte geht nach dem Anschlag von mehr als 531 Betroffenen aus. Als Betroffene gelten Personen, die durch die Tat Angehörige verloren haben, verletzt wurden oder sich im Einwirkungsbereich des Täters aufgehalten haben.
Verlegung seit Tagen vorbereitet
Angesichts der hohen Zahl der Betroffenen und der Tatsache, dass der Mann selbst im Maßregelvollzug arbeitete, wurde die Verlegung seit Tagen vorbereitet. In Sicherheitskreisen hieß es, damit solle auch eine räumliche und menschliche Nähe des Täters zu Betroffenen oder Menschen, mit denen er früher dienstlich zu tun hatte, vermieden werden.
Immer wieder werden im Justizvollzug Gefangene im Rahmen von Sicherheitspartnerschaften verlegt. Die Bundesländer unterstützen sich gegenseitig dabei. In Dresden ist der 50-Jährige in einem besonders gesicherten Haftraum untergebracht.
Der aus Saudi-Arabien stammende Mann stand vor der Tat bei Ermittlungsverfahren immer wieder in Kontakt mit den Behörden. Zwischen April 2023 und Oktober 2024 trat er in sieben Ermittlungsverfahren in Erscheinung. In fünf Fällen war er Anzeigenerstatter, in zwei Fällen Beschuldigter.
Zwischen Ampel und Betonblocksperre hindurchgefahren
Nun rückt die Frage der Schuldfähigkeit des Mannes ins Zentrum der Ermittlungen. Laut der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wird ein Gutachten erstellt, ob und wie er psychisch erkrankt ist.
Zudem geht es bei den Ermittlungen um das Einsatzkonzept der Polizei und das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts. Der Mann war zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren. Laut dem Innenministerium in Magdeburg betrug der Abstand zwischen der Ampel und der Sperre zu beiden Seiten der Ampel jeweils rund sechs Meter. Der Standplan des Veranstalters sah eine Durchfahrtbreite von insgesamt vier Metern vor.
Weiterhin soll aufgearbeitet werden, wieso Flucht- und Rettungswege nicht mit Stahlketten gesichert waren. Auch warum ein Polizeifahrzeug ein paar Meter entfernt von einem vorgesehenen Standort stand, wird untersucht.