… Hendrik Möser, Diplom-Pädagoge "Wer klärt Kinder auf – und wie?"
Wie sind die Missbrauchsfälle im Feriencamp auf der niederländischen Insel Ameland zu erklären? Philipp Hoffmann befragte Hendrik Möser, Diplom-Pädagoge im Bereich Jungenarbeit beim Deutschen Familienverband Sachsen-Anhalt in Magdeburg.
Volksstimme: Herr Möser, nach den Missbrauchsfällen richtet sich der Fokus sehr auf die Betreuer. Zu Recht?
Hendrik Möser: Man stürzt sich jetzt auf etwas, das man greifen kann. Natürlich geht es auch um Verantwortlichkeit. Das darf aber nicht die einzige Ebene der Aufarbeitung sein.
Volksstimme: Sondern?
Möser: Es geht um die Frage, welchen Anteil die Gesellschaft daran hat, dass so etwas passieren kann. Es ist ja nicht das erste Mal. Wir müssen als Gesellschaft eine Haltung und ein Bewusstsein entwickeln, auf solche Phänomene einzugehen. Jungen haben hier eine Grenze überschritten – homosexuelle Techniken gepaart mit Quälgedanken – und man muss hinterfragen, warum.
Volksstimme: Was denken Sie?
Möser: Wenn Jugendliche mit Erwachsenenphänomenen wie Gewalt und Pornografie allein gelassen werden, entwickeln sie ihre eigene Wahrheit, und die kann sehr schräg sein. Wir Erwachsenen sind gefordert, uns mit den Themen, die Jugendliche bewegen, auseinanderzusetzen. Wir müssen uns fragen: Wer klärt Kinder auf? Und wie? Wenn es für Jugendliche heute Standard ist, Gewalt- und Pornovideos auf dem Handy zu haben, reicht es vielleicht nicht mehr aus, ihnen zu erklären, wie ein Kind entsteht.