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Kultur Wie Wittenberge Kunst in den ländlichen Raum geholt hat

In Wittenberge ist am Freitag ein ungewöhnliches Kunstexperiment zu Ende gegangen. Unter dem Motto „Xtrem:Normal“ sollte Kunst in den ländlichen Raum geholt werden.

Von dpa Aktualisiert: 03.09.2022, 14:39
Die Stadt Wittenberge ist von einer Elbebrücke aus zu sehen.
Die Stadt Wittenberge ist von einer Elbebrücke aus zu sehen. Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Wittenberge - Seit einigen Tagen ist die Seitenwand eines mehrstöckigen Wohnhauses am Marktplatz in Wittenberge (Landkreis Prignitz) mit einem großen Bild verziert. Es zeigt die Gottesmutter Maria als Ikone. Doch statt dem Jesuskind, mit dem sie üblicherweise dargestellt wird, hält sie eine Nähmaschine in den Händen. Und zwar eine, die von älteren Wittenbergern sofort erkannt wird: ein „Veritas“-Modell. Bis 1992 wurde die Marke in der Elbestadt produziert.

Gemalt hat das Bild die Künstlerin Susanne Klingenberg. Eine Woche lang war die Künstlerin aus der Nähe von Arendsee (Sachsen-Anhalt) in der Prignitz zu Gast. Sie nahm mit fünf weiteren Künstlerinnen und Künstlern an dem Projekt „Xtrem:Normal“ teil. Es versteht sich als „Kunstresidenzprojekt im öffentlichen Raum“. Eine Woche lang sollten die sechs Künstler ortstypische Projekte umsetzen und die Wittenberger Bürger mit einbeziehen. „Ich mag es, Kontraste zusammenzuführen“, sagte Susanne Klingenberg über die Motivwahl.

Als „Basislager“ diente den sechs Künstlern ein leer stehendes Kaufhaus in der Einkaufsstraße von Wittenberge. Künftig soll hier die Stadtbibliothek einziehen. „Ein Ziel des Projekts war, einen Austausch zwischen regionalen und internationalen Künstlern zu ermöglichen, damit sie sich gegenseitig inspirieren“, sagte Organisator Frederic Schröder. Auch habe sich die Stadtbevölkerung aktiv in das Projekt eingebracht. Es seien Menschen jedes Alters vorbeigekommen, unter anderem mehrere Schulklassen.

Die Berlinerin Julia Neuenhausen hatte ein „Labor“ mit Schläuchen, Stativen, kleinen Glasfläschchen und anderen typischen Geräten aufgebaut. Was sie dort zusammenbraute, hatte mit Chemie allerdings wenig zu tun: „Gestern haben sich zwei Frauen gewünscht, dass ich ihnen eine tiefe, verlässliche Freundschaft mixe“, sagte sie.