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Prozesse Zeugin: Amokfahrer raste bis zum Schluss mit hohem Tempo

In dem Prozess um die tödliche Amokfahrt durch die Trierer Fußgängerzone ist das Motiv des Täters weiterhin unklar. Eine Augenzeugin schildert beklemmende Eindrücke vom Tattag.

Von dpa Aktualisiert: 22.09.2021, 21:13
Eine Statue der Justitia steht unter freiem Himmel.
Eine Statue der Justitia steht unter freiem Himmel. Arne Dedert/dpa/Symbolbild

Trier - Der mutmaßliche Amokfahrer von Trier ist nach Aussage einer Zeugin bis zum Ende mit hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Sie habe gesehen, wie er mit seinem SUV über eine rote Ampel und dann an ihr vorbei gerast sei, sagte die 61-Jährige am Dienstag im Prozess gegen den Mann vor dem Landgericht Trier aus (8032 Js 35057/20.1 Ks). Kurz darauf habe er gebremst, das Auto am Straßenrand geparkt, sei ausgestiegen und habe Zigarette rauchend auf die Polizei gewartet. Er habe den Eindruck vermittelt, von jemandem, „der seine Arbeit getan hat“.

Bei der Amokfahrt in der Fußgängerzone in Trier waren am 1. Dezember 2020 fünf Menschen getötet worden. Zudem gab es zahlreiche Verletzte und Traumatisierte. „Ich habe das Ende der Amokfahrt miterlebt“, sagte die Zeugin, die als erste Privatperson im Prozess geladen war. „Die Situation war sehr unheimlich.“ Überall habe man Sirenen gehört, aber zunächst nicht gewusst, was passiert war.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-Jährigen fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 weiteren Fällen vor. Der Deutsche soll mit seinem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast sein, um möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzen. Dabei sei er in einem Zickzack-Kurs wahllos und gezielt auf Passanten zugefahren.

Ein Polizist berichtete am Dienstag, der Angeklagte sei nach seiner Festnahme „teilnahmslos“ gewesen. Man habe ihn in einem Bus liegend und am Boden fixiert zur Polizeidienstelle gebracht. Da er bei Ankunft der Aufforderung aufzustehen nicht nachgekommen sei, habe man ihn getragen, sagte er.

Der Prozess werde von wenigen Betroffenen im Gerichtssaal verfolgt, sagte Bernd Steinmetz für die Stiftung Katastrophen-Nachsorge, der als Ansprechpartner vor Ort war. „Die Belastung ist einfach zu groß.“ Der Prozess sei für Opfer und Hinterbliebene „ein Meilenstein“ - auch wenn das Motiv des Täters möglicherweise nicht klärbar sei. Der Angeklagte hatte zum Prozessauftakt am 19. August erklärt, er wolle keine Aussage machen. Steinmetz schloss nicht aus, dass der 51-Jährige seine Haltung möglicherweise noch ändern könnte.

Das sieht Rechtsanwalt Otmar Schaffarczyk anders, der die Nebenklage des Bruders einer getöteten Seniorin vertritt. „Ich glaube nicht, dass er noch aussagt“, sagte er am Dienstag. Er habe inzwischen das vorläufige psychiatrische Gutachten über den Angeklagten vorliegen, das von einer Psychose ausgehe. Das könnte auf eine verminderte Schuldfähigkeit hindeuten.

Beim letzten Verhandlungstag hatten bereits mehrere Polizisten ausgesagt, die bei der Festnahme dabei waren. Sie berichteten, dass der Mann ruhig und gelassen hinter seinem dann geparkten Auto auf die Beamten gewartet habe. Der Prozess gegen den Deutschen ist bis Ende Januar 2022 terminiert.