Prozessionsspiel Fantastisches auf dem Zerbster Markt
Riesenerfolg für das Zerbster Prozessionsspiel: Fast 450 Laiendarseller wirkten bei den drei Aufführungen mit.
Zerbst l Die Neuinszenierung des Zerbster Prozessionsspiels nach mehr als 500 Jahren fand mit der letzten Aufführung am Sonntagabend sein vorläufiges Ende. Es gab viel Applaus. Die Volksstimme-Redakteur befragte Prof. Dr. Hans-Rüdiger Schwab, künstlerischer Leiter und Regisseur des Stückes über seine Arbeit in Zerbst und die Zukunft des Prozessionsspiels.
Volksstimme: Herr Professor Schwab, mehr als ein Jahr Vorbereitung, zahllose Proben, drei Aufführungen. Es ist geschafft, Sie auch?
Prof. Hans-Rüdiger Schwab: So sonderbar dies klingen mag: überhaupt nicht. Von Aufführung zu Aufführung bin ich im Gegenteil lebhafter, ja fast beschwingter geworden. Etwas Wehmut gesellt sich dazu, dass es nun vorbei ist. Wirkliche Höllentage waren nur die beiden vor der Premiere, weil da externe Faktoren hinzukamen, auf die ich keinen Einfluss hatte.
Wie ist Ihr erstes Fazit jetzt am Montag danach?
Drei Aufführungen ohne Patzer: Alle Mitwirkenden haben Fantastisches geleistet. Ich hoffe sehr, dass sich die Einzigartigkeit dieses Projektes herumspricht, auch über die Stadt hinaus.
Wie fanden Sie das Zerbster Publikum?
Gerade rechtzeitig voller Neugier und begeisterungsfähig. Vielleicht verlieren manche jetzt sogar ihre Berührungsscheu dem Schatz unserer großen religiösen Tradition gegenüber.
Was würden Sie persönlich gerne hervorheben wollen?
Wenn ich etwas dergleichen täte, wäre dies ungerecht allem anderen gegenüber. Das gilt vor allem für die Szenen und deren Akteure.
Wo hat es vielleicht noch etwas gehakt?
An der äußeren Organisation, oder besser: den diesbezüglichen Möglichkeiten. Es gab genau einen halben Tag, an dem ich mit allen gemeinsam, einschließlich der Ton-, Licht-, Kamera- und Bühnentechnik, proben konnte. Dass ausgerechnet der noch unter verstärkter öffentlicher Beobachtung stand, war überdies nicht hilfreich.
Was sagen Sie Ihren knapp 450 Schauspielern?
Jedes Lob würde deren Leistung nur verkleinern - was übrigens auch für die Pferde gilt! Besonders imponiert hat mir nicht zuletzt die Motivation, sich auf solch ein Projekt einzulassen und dabei zu bleiben.
Wie lange haben Sie selbst an dieser Inszenierung gearbeitet?
Seitdem ich Herrn Bürgermeister Dittmann meine Zusage gegeben hatte, das Projekt zu betreuen, also seit etwa zweieinviertel Jahren, in verschiedenen Schritten.
Was sagen Sie zum Vorschlag von Ministerpräsident Reiner Haseloff, dieses Spektakel, und das meine ich ganz positiv, in einem bestimmten Turnus zu wiederholen?
Zunächst einmal, gleichwohl: Mein Ziel war es, dass etwas in sich vielfach Gebrochenes, Komplexes, etwas mit künstlerischem Anspruch entstehen sollte, keinerlei Art von Spektakel. Im Übrigen hat der Herr Ministerpräsident meiner Meinung nach einen Wink gegeben, worin eine große Chance für die Stadt bestehen könnte.
Was ist Ihr Rat und stünden sie bei Wiederholungen zur Verfügung?
Nach meinen schönen menschlichen Erfahrungen werde ich sicherlich weiter Beziehungen nach Zerbst pflegen.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
In diesem Monat habe ich noch je einen Vortrag - in Wittenberg übrigens -, ein Buchprojekt und eine Tagung vor mir. Außerdem hat am 1. Septemer die Amtszeit als neuer Dekan meiner Fakultät begonnen. Langweilig dürfte mir erst einmal kaum werden.