Demo in Magdeburg Tausende stellen sich gegen AfD-Demo
Böller sind geflogen - doch beim Aufmarsch der rechtspopulistischen AfD in Magdeburg blieb es weitgehend friedlich.
Magdeburg l Bereits am frühen Abend zogen die ersten Gegendemonstranten durch die Magdeburger Innenstadt zum Domplatz. Dort wartete schon die Polizei mit mehreren Hundertschaften und Gittern zur Absperrung. Die Domgemeinde ließ zu diesem Zeitpunkt die Glocken läuten und schaltete das Licht aus. Zum Start standen sich etwa tausend Demonstranten von AfD und Magida (Magdeburger gegen die Islamisierung des Abendlandes) fast ebenso viele Gegendemonstranten gegenüber.
Domprediger Giselher Quast las aus dem Landtag heraus Worte der Bergpredigt und begründete später, warum im Dom die Glocken läuteten. „Früher läuteten die Glocken, wenn Brandgefahr bestand. Dieses Mal besteht im Land wieder Brandgefahr", sagte Quast. An der Gegendemonstration beteiligten sich zahlreiche Landespolitiker. Linken-Fraktionschef Wulf Gallert sagte: „Das Bild des geteilten Domplatzes ist auch ein Sinnbild für das geteilte Land. Wir kämpfen für die Menschen, die in der Not zu uns kommen."
Landtagsabgeordneter Sören Herbst von den Grünen: „Schon einmal ging 1989 der Ruf nach Freiheit von diesem Platz aus. Auch dieses Mal ist er der Platz der Hoffnung." CDU-Stadtverbandschef Tobias Krull forderte, mit beiden Seiten zu reden. „Wir müssen dabei auch die Herausforderungen und Schwierigkeiten offen benennen", sagte Krull.
Die Stimmung war zwischenzeitlich aufgeheizt, als ein Böller aus den Reihen der Gegendemonstranten geworfen wurde. Ein Anhänger der AfD wurde verletzt. Andere Demonstranten versuchten später, über die Absperrgitter zu klettern. Die Polizei konnte dies aber verhindern.
Mit Sprechchören „Wir sind das Volk" und „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen" zogen die AfD- und Magida-Demonstranten zum Alten Markt. Sie sprachen sich gegen „Asylmissbrauch" aus. Auf den Plakaten stand unter anderem „Merkel muss weg!", „Rücktritt sofort!" und „Asylchaos stoppen". Nach Polizeiangaben standen sich zum Schluss jeweils rund 2000 Demonstranten gegenüber.
Eingeladen zu dem „Spaziergang" hatten Sachsen-Anhalts AfD-Chef André Poggenburg und der Chef der AfD Thüringen, Björn Höcke. Höcke sagte: „Unsere über Jahrhunderte gewachsene Solidargemeinschaft ist in Gefahr. Wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen, prognostiziere ich einen Bürgerkrieg. 2016 wird das Jahr der Entscheidung."
AfD-Landeschef André Poggenburg attackierte die Gegendemonstranten als „linksgrüne Sippschaft". „Diese verlogenen Lumpen wollen nach Lust und Laune jeden herholen, der unser hart erarbeitetes Sozialsystem plündern will", rief er unter dem Beifall seiner Anhänger. Deutschland sei dabei, sich selbst aufzulösen, während Gutmenschen sich am entstehenden Chaos ergötzten, so Poggenburg.
Für Mittwoch der kommenden Woche kündigte der AfD-Landeschef eine Demonstration in Halle an.