Sturmtief Sachsen-Anhalt räumt nach "Xavier" auf
Der schwere Sturm "Xavier" hat in Sachsen-Anhalt immense Sachschäden hinterlassen. Bahn- und Stromnetz haben am Freitag weiter Probleme.
Magdeburg (dpa) l Auf heftige Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern folgen ein kräftezehrendes Aufräumen und ein erstes Bilanzieren: Die Wucht von Sturmtief "Xavier" hat am Donnerstag in Sachsen-Anhalt zu schweren Schäden geführt und mehrere Menschen verletzt. Vor allem der Norden des Landes war betroffen, wie Polizei sowie Einsatz- und Verwaltungskräfte am Freitag mitteilten. Drei Menschen seien in der Region durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume verletzt worden. In Arendsee sei ein Kind von einem Baum getroffen worden. Zudem habe es Autounfälle gegeben, bei denen die Fahrer mit umgestürzten Bäumen kollidierten.
Im Altmarkkreis Salzwedel wurden die Feuerwehren bis Donnerstagabend nach Landkreisangaben 121 Mal gerufen, meist um entwurzelte oder abgeknickte Bäume wegzuräumen. Im Straßenverkehr sei es zu kurzzeitigen Sperrungen gekommen, Autofahrer hätten Umleitungen nehmen müssen. Busse seien aber immer gefahren, hieß es. Teilweise seien diese auch für von Zugausfällen betroffene Bahnreisende unterwegs gewesen, etwa auf der Strecke Salzwedel-Magdeburg und im Großraum Magdeburg.
Im benachbarten Landkreis Stendal nahm Freitagfrüh eine vom Landrat einberufene "Arbeitsgruppe für außergewöhnliche Ereignisse" die Tätigkeit auf. Sie sollte anfangs als Bindeglied zwischen Kreis und Gemeinden bei der Bewältigung der Sturmschäden helfen. In der Region gab es weiträumig Stromausfälle, die betroffenen Bereiche würden nun vom Versorger nach und nach abgearbeitet, hieß es. Viele Straßen waren blockiert und nicht befahrbar, die Aufräumarbeiten sollen etwa zwei Wochen andauern. Es lägen teils riesige Bäume auf den Straßen, die dem Wind durch ihre noch immer dichten Laubkronen eine große Angriffsfläche bieten konnten. Der Tiergarten Stendal konnte am Freitag wegen der Verwüstungen durch "Xavier" nicht öffnen.
Auf der A14 kippten mehrere Lastwagen wegen des Sturms um, die Fahrer konnten sich aber selbst befreien. Es kam zu Sperrungen und langen Staus, so die Autobahnpolizei. Landesweit mussten immer wieder Gegenstände wie umgewehte Schilder, Zäune oder Baustellenbegrenzungen von den Straßen geholt werden.
Im Stadtgebiet von Magdeburg waren die Berufsfeuerwehr, Freiwillige Wehren und das Technische Hilfswerk bis Freitagfrüh mehr als 200 Mal im Einsatz. Etwa 120 Kräfte seien unterwegs gewesen, hieß es von der Berufsfeuerwehr.
Laut Innenministerium summierten sich die sturmbedingten Einsätze in den drei Polizeidirektionen auf 296, rund zwei Drittel davon entfielen auf die Direktion Nord. "Das verdient höchste Anerkennung. Ohne zu zögern wurde unter teils schwierigen Bedingungen alles Menschenmögliche getan. Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass in solchen Notsituationen unsere Organisationen sehr gut funktionieren", sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU).
Das Unwetter hatte die Bahn zur Einstellung des kompletten Zugverkehrs in einigen Teilen Deutschlands gezwungen. Deshalb gab es auch am Freitag Zugausfälle und erhebliche Verspätungen im Land, etwa im Großraum Magdeburg-Stendal. Bis zum Nachmittag fuhren unter anderem die Regionalexpress-Linien RE 30 Salzwedel-Magdeburg, RE 20 Stendal-Uelzen und RE 40 Eilsleben-Braunschweig noch nicht wieder. Die Bahn verlängerte inzwischen die Gültigkeit ihrer Fahrscheine. Tickets für die betroffenen Verbindungen können nun bis 15. Oktober genutzt werden. Das gelte auch für Fahrkarten mit Zugbindung.
Auf Sturmtief "Xavier" folgt nun "Yap". Das Tiefdruckgebiet bringt laut Deutschem Wetterdienst am Wochenende kühles, ungemütliches Schauerwetter. Es kann aus dichten Wolken immer wieder regnen. In der Altmark, aber auch in Teilen des Bördekreises und des Harzes hatten umgestürzte Bäume und beschädigte Leitungen zu Stromausfällen geführt. Laut Avacon waren zwischenzeitlich Tausende Haushalte ohne Strom.
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) fegte das Tief mit Starkwind vor allem am späten Nachmittag über das Bundesland hinweg. Die Spitzengeschwindigkeit wurde mit fast 180 Stundenkilometern auf dem Brocken gemessen. Fernab des Mittelgebirges wurden die stärksten Böen in Genthin (114 Kilometer pro Stunde), in Seehausen in der Altmark (107 Kilometer pro Stunde) und in Magdeburg (98 Kilometer pro Stunde) registriert, wie ein DWD-Meteorologe in Leipzig sagte. Am Freitag gebe es verbreitet weitere Schauer und Windböen. Allerdings seien sie deutlich schwächer als am Vortag, prognostizierte er.