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EU-Parlament Abgesang aufs UKW-Radio

Radios sollen künftig Chips für Digitalempfang enthalten. Kommt die digitale Umstellung? Sachsen-Anhalt wäre unzureichend vorbereitet.

Von Alexander Walter 11.10.2017, 01:01

Magdeburg l Unbegrenzte Programmvielfalt, störungsfreier Sound – digitales Radio bietet viele Vorteile. Allein, in Sachsen-Anhalt ist es nicht sonderlich verbreitet. Nur 15 Prozent der Haushalte verfügen über ein Radio mit digitalem Empfang. Geht es nach dem EU-Parlament, soll sich das bald ändern. Das Gremium hat sich für neue Vorgaben für die Industrie ausgesprochen. Künftig sollen höherwertige Radios zusätzlich zum UKW-Empfänger einen Pflichtchip für den DAB+-Empfang besitzen. Ausgenommen sein sollen nur Radios im einstelligen Euro-Bereich sowie Smartphones.

Die ARD-Vorsitzende und MDR-Intendantin Karola Wille spricht von einem „wichtigen politischen Signal“. Die EU-Mitgliedsstaaten seien aufgerufen, nach Lösungen zu suchen, den Flickenteppich beim Radio zu beenden. Die Weichen zur Digitalisierung des Radios scheinen damit gestellt. Länder wie Norwegen haben bereits begonnen, die klassischen UKW-Sendefrequenzen abzuschalten.

So etwas droht in Sachsen-Anhalt vorerst nicht, sagt Michael Richter, Vorstandsvorsitzender der Digital-Radio-Plattform, im Land. Bis 2025 soll es definitiv keine Abschaltung geben – so der aktuelle Stand. Bleiben mindestens sieben Jahre für den Ausbau von Sendeanlagen.

Der allerdings ist nach wie vor nötig. Zwar wurden seit Beginn des bundesweiten DAB+-Betriebs 2011 zahlreiche Masten gebaut. Der Ausbau gelang aber vor allem den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. So deckt der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) heute mit acht Standorten 98 Prozent der Landesfläche im Mobilbetrieb (z. B. Autoradio) ab. Im Innenbereich von Häusern sind es selbst beim MDR aber nur 88 Prozent, so Richter. Das Nachsehen haben vor allem ländliche Regionen wie die Altmark. Zwei Gründe: Standorte mit hoher Bevölkerungsdichte werden bevorzugt, zudem müssen Ausbauvorhaben mit anderen Bundesländern abgestimmt werden.

Nachholbedarf haben daneben vor allem die Privaten. Sie haben erst fünf Sendestationen und liegen bei 70 Prozent Abdeckung für mobile Geräte. „Dabei glauben wir an das Digitalradio“, betont Jens Kerner, Chef der Unternehmenskommunikation bei Radio SAW. Sein Unternehmen war es, das im Mai 1999 mit „Rockland“ bundesweit den ersten digitalen Radiosender in Betrieb nahm. Der Ausbau von Sendestationen aber kostet viel Geld, sagt Kerner. Und da seien die Öffentlich-rechtlichen durch Rundfunkbeiträge privilegiert. Eine Lösung wäre, den Privaten Mittel für den Ausbau zur Verfügung zu stellen, so Kerner – etwa aus einem Teil der Rundfunkbeiträge. Vorschläge, die in diese Richtung zielen, habe die Politik bislang aber nicht aufgegriffen.

Dass der Umstieg kommt, steht außer Zweifel. Kunden sollten das berücksichtigen. Noch immer besitzen etwa vier von fünf Autos nur UKW-Radios. Michael Richter empfiehlt, beim Neukauf auf DAB+-Technik zu achten. Umstritten ist die Neuregelung auch, weil viele steigende Gerätepreise befürchten. Experten rechnen damit, dass die Chippreise beim Massenabsatz aber fallen. „Langfristig dürfte es daher kaum Preisunterschiede geben“, sagt Richter.