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Die Pest im Wasser Absichtlich eingeschleppt: Welche Folgen der Kamberkrebs für die heimischen Gewässer hat

Einst wurde der Kamberkrebs absichtlich in Sachsen-Anhalt ausgesetzt. Doch nun zeigen sich schwerwiegende Folgen. die invasive Art hat einen tödlichen Erreger mitgebracht. Das hat schwerwiegenden Konsequenzen.

Von Babett Gumbrecht 12.01.2022, 14:45
Der Kamberkrebs gefährdet die einheimischen Flusskrebse.
Der Kamberkrebs gefährdet die einheimischen Flusskrebse. (Foto: dpa)

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen/MZ - Die Pest war eine der schlimmsten Krankheiten in der Geschichte der Menschheit. Doch im Wasser lauert eine ähnliche Gefahr für einige Tiere. Denn der Kamberkrebs brachte die Krebspest aus Nordamerika nach Deutschland. Mit schwerwiegenden Folgen für die heimische Natur.

Kamberkrebs zur Unterstützung der Binnenfischerei

Das Tier ist um die zwölf Zentimeter lang und sei gut erkennbar, weil es auf den Hinterleibssegmenten immer einen länglichen rot bis rostfarbenen Querstreifen habe, erklärt Antje Kautzner, Dezernentin für Biodiversität beim Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Vermehrt zu finden sei der Kamberkrebs vor allem im Norden, im Bereich der Wipper oder in Halle am Hufeisensee.

Ursprünglich komme der Krebs aus Nordamerika. „Er wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts speziell in Sachsen-Anhalt eingesetzt, um die Binnenfischerei zu unterstützen“, sagt Antje Kautzner. Mann habe zu der Zeit schon einen Einbruch der Bestände des einheimischen Edelkrebses (Flusskrebs) zu verzeichnen gehabt. Diesen habe man vor allem befischt, um ihn zu verzehren.

Um den Bestandseinbrüchen entgegenzuwirken, die auch heute noch existieren, sei damals der Kamberkrebs ausgesetzt worden, damit die Fischer wieder eine Krebsart zum Befischen hatten, so die Expertin weiter. Damals sei man sich der schwerwiegenden Folgen nicht bewusst, gewesen.

Krebspest als Gefahr für heimische Arten

Denn der Kamberkrebs brachte die Krebspest in die heimischen Gewässer. Genau wie andere nordamerikanische Krebsarten - etwa der Signal- oder Marmorkrebs - könne dieser die Krebspest übertragen. Dabei handle es sich um einen Krankheitserreger, der auch den heimischen Edelkrebs befallen kann, so Kautzner. Die nordamerikanischen Krebsarten erkranken zwar auch daran, überleben die Krebspest aber in aller Regel und seien dann Überträger der Krankheit.

„Unser einheimischer Edelkrebs steckt die Krebspest leider nicht so gut weg und verstirbt recht schnell an deren Folgen.“ Die Hauptgefahr gehe also von der Einschleppung der Krebspest und der Infizierung der hier lebenden heimischen Krebsarten aus.

Kampf um Lebensraum

Zudem seien alle nordamerikanischen Krebse recht konkurrenzstark. Das heißt, sie messen sich mit den einheimischen Krebsarten um Lebensraum und Nahrung und verzehren auch heimische Larven und Laich. Zudem sei der, mittlerweile auch in Sachsen-Anhalt selten gewordene, heimische Edelkrebs eine europarechtlich geschützte Art, die ohnehin sensibel auf eine Lebensraumbeeinträchtigung wie verschmutztes oder belastetes Wasser reagiere.

Sein Lebensraum gehe also zunehmend verloren. Deswegen seien die Bestände ohnehin schon kleiner geworden, und wenn dann noch sowas wie die Krebspest hinzukäme, sei es für heimische Arten sehr schwer, weiterhin zu existieren, erklärt die Dezernentin für Biodiversität.

Eindämmung des Kamberkrebses kaum möglich

Auch künftig werde es schwer, die Einwanderung neuer, gebietsfremder Arten zu verhindern. „Es gibt zwar für bestimmte Arten, von denen bekannt ist, dass sie eine negative Auswirkung auf die heimische Natur haben, mittlerweile Zucht- und Handelsverbote, aber es ist schwer, das zu kontrollieren“, so Antje Kautzner. Denn wenn Privatpersonen beispielsweise Tiere in der Natur aussetzen, bleibe dies meist vorerst unbemerkt.

Auch der Kamberkrebs stehe auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten. Dies beinhalte auch strikte Haltungs-, Handels- und Zuchtverbote. Durch diese Verbote könne man über kurz oder lang die Ausbreitung derer Tiere stoppen, die noch nicht ganz so verbreitet seien. Beim Kamberkrebs sei das aber nicht mehr möglich: „Er ist schon zu gut etabliert. Den bekommen wir nicht mehr los“, befürchtet Expertin Kautzner.