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Technischer Filmstab aus München trifft Vorbereitungen in Blankenburg und Quedlinburg "Alles Klara" im Harz: Auf der Suche nach Drehorten für neue Krimiserie

Von Oliver Schlicht 09.07.2011, 06:33

Es hat lange gedauert. 21 Jahre nach der Wiedervereinigung wird der Norden Sachsen-Anhalts nun auch Schauplatz einer breit angelegten Fernsehserie. "Alles Klara" ist der Titel einer "Krimödie", die im östlichen Harz gedreht werden soll. Derzeit sucht der technische Stab des Produktionsteams in mehreren Städten die passenden Drehorte aus.

Blankenburg. Diese "Location" – so die Bezeichnung für einen Drehort im Filmfachjargon – sieht so gar nicht nach Harz-idyll aus: gruslige Masken mit Raffzähnen, schräge Graffiti an den Wänden. Regisseur Jakob Schäuffelen steht im Hinterzimmer eines Tattoo-Studios in der Altstadt von Quedlinburg. Szenenbildner Jörg Prinz sitzt ihm gegenüber auf der "Patienten"-Liege. Beide blicken sich um und nicken schließlich zufrieden. Die "Tattoo-Location" ist in Ordnung. "Falls nicht, hätten wir uns ein Tattoo-Studio eingerichtet", erzählt Producerin Sabine Naumann. Dann macht sich das etwa zehnköpfige Team auf den Weg zum nächsten Spielort.

Mehrere Tage lang nehmen die Filmleute aus München in dieser Woche mögliche Drehorte in Wernigerode, Blankenburg und Quedlinburg in Augenschein. Ein Voraustrupp hatte diese "Locations" – zum Beispiel kleine Gassen, Kneipen, Hotels und Wohnungen – zuvor streng nach Drehbucherfordernissen ausgesucht. Am 26. Juli wird die erste Klappe fallen. Bis Weihnachten sollen die ersten 16 Folgen der neuen TV-Serie "Alles Klara" im Kasten sein.

Viele Kontrastpunkte

Kameramann Bernd Neubauer schwärmt: "Der Harz ist nicht nur landschaftlich und architektonisch schön, sondern bietet mit alten Firmengeländen und Bahnhöfen auch viele, für Kriminalfilme wichtige Kontrastpunkte." Der Münchner Regisseur Jakob Schäuffelen ("Edel Starck", "Donna Roma") ist "froh, endlich mal nicht im Voralpenland einen Film zu drehen", wie er sagt. Den Harz kannte er bislang noch nicht. Reizvoll sei für ihn, dass Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge bislang TV-Neuland ist – zumindest, was größere Serienproduktionen betrifft. "Touris-tisch voll erschlossene Gebiete und völlig unveränderte Bereiche liegen hier nicht selten direkt nebeneinander. Das ist sehr faszinierend", so der Regisseur.

Das Team steht vor der nächsten "Location". Ferien-Residenz "Schlossblick". Ein schick restauriertes Haus. Flur und Zimmer erstrahlen frisch gepinselt in gelb und orange. "Das wäre doch eine schöne Teamunterkunft", witzelt Kameramann Bernd Neubauer im Treppenhaus. Verwalterin Britta Hamann lächelt stolz und schließt die Tür der Ferienwohnung auf. Wenig später wechselt ihre Farbe langsam von hellrosa in gräulich-fahl. Sie lauscht, wie im Schlafzimmer Szenenbildner Jörg Prinz vorschlägt, alle Möbel zu entfernen und die Wohnung farblich "proletarisch" umzugestalten. Doch die Verwalterin kann aufatmen. Für die vorgesehene Szene im Drehbuch erweist sich das Hotel als zu schön. Producerin Naumann: "Aber einmal von uns angesehen, wird das Haus bestimmt an anderer Stelle im Film eine Rolle spielen. Das ist meistens so."

In Blankenburg am Schlosshotel liegt die provisorische "Einsatzzentrale" des Filmteams. Produktionsleiter Konstantin Ehrlich löst gerade ein kleinen "Fall" am Telefon: "Nein, sagen Sie ihm, er bekommt erst ein Drehbuch zugeschickt, wenn er seinen Vertrag unterschrieben hat." Dann legt er auf und nimmt genussvoll einen Schluck aus der Kaffeetasse.

Ein "Revier" in der Post

Acht Mitarbeiter hat er im Moment vor Ort. In Spitzenzeiten wird die – laut Ehrlich – "mehrere Millionen Euro" teure Produktion etwa 50 Mitarbeiter beschäftigen. Die Basis und gleichzeitig der Hauptdrehort der Serie wird derzeit baulich vorbereitet: Die ehemalige Post von Blankenburg. "Das wird das Revier der Kripo Harz, die wir im Film nach Quedlinburg verlegen", erzählt Ehrlich. Neun Räume auf zwei Stockwerken werden hergerichtet. In diesem vom Wetter unabhängigen "Revier" werden in den nächsten Monaten Episoden aus Folgen auch "durcheinander" gedreht. Ehrlich: "Ansonsten sind wir grundsätzlich bemüht, im Sinne der Schauspieler auch beim Dreh chronologisch wie im Drehbuch vorzugehen."

Damit dies ab dem 26. Juli auch reibungslos passieren kann, muss der Produktionsleiter mit seinem Team viele Vorbereitungen treffen. "Straßensperrungen müssen beantragt und mögliche Busumleitungen organisiert werden. Und für Drehtermine in der Natur oder auf Schlössern müssen Umweltamt und Denkmalschutz mit im Boot sein", erzählt Konstantin Ehrlich. Er ist voll des Lobs über die Unterstützung in den Harzer Rathäusern. Nur eine Kleinigkeit stört etwas: "Die nächsten Flughäfen sind alle leider etwas weit weg." So werden wohl im Harz manchmal Schauspieler etwas länger am Drehort verweilen müssen als anderswo. In so schönen Städten wie Wernigerode oder Quedlinburg könnte das aber auch mehr Segen als Fluch sein.