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Archäologie in Sachsen-Anhalt Die alte Burg in Landsberg gibt immer mehr Geheimnisse preis

Die verschwundene Burg neben der Doppelkapelle St. Crucis in Landsberg (Saalekreis) gibt ihre unterirdischen Geheimnisse schrittweise frei. Archäologen können jetzt das Ausmaß der Anlage teilweise rekonstruieren.

Von dpa/DUR. Aktualisiert: 22.10.2024, 15:47
St. Crucis in Landsberg ist eine der größten erhaltenen Doppelkapellen.
St. Crucis in Landsberg ist eine der größten erhaltenen Doppelkapellen. Foto: Heiko Rebsch/dpa

Landsberg. - Archäologen haben bei Grabungen in Landsberg (Saalekreis) Reste von zwei Gebäuden der ehemaligen Burg aus dem 12. Jahrhundert entdeckt.

Direkt neben der Doppelkapelle in Landsberg liegt das Grabungsfeld.
Direkt neben der Doppelkapelle in Landsberg liegt das Grabungsfeld.
Foto: Heiko Rebsch/dpa

„Wir fanden Mauerzüge und Fußböden, welche die Existenz dieser Bauten belegen“, sagte Grabungsleiter Holger Grönwald vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. „Damit gibt es erstmals eine archäologische Grundlage für die Rekonstruktion von Bauten der Burg.“

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Aufwendige rauchfreie Heizung in der alten Burg Landsberg

„Ein Gebäude war mit Kachelöfen ausgestattet. Die Wärmeabgabe über die Kacheln machte das Heizen sehr effektiv“, sagte Grönwald. „Das Gebäude war mit einem Hochzugang zum Obergeschoss der Kapelle verbunden, sodass es sich vermutlich um einen herrschaftlichen Palas der Burg gehandelt haben dürfte.“

Heizraum für eine Umluftheizung: Grabungsleiter Holger Grönwald dokumentiert die Funde.
Heizraum für eine Umluftheizung: Grabungsleiter Holger Grönwald dokumentiert die Funde.
Heiko Rebsch/dpa

Das andere Gebäude war ein auf einer aufwendig angelegten Terrasse aufsitzender Wohnbau. Dieses im Obergeschoss wohl teils in Fachwerk ausgeführte Gebäude wurde bis ins 16. Jahrhundert genutzt.

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Es besaß eine Umluftheizung, dessen Feuerungsraum und Rauchgasabzug freigelegt werden konnten. Das Gebäude wurde von außen befeuert und in Warmluftkanälen stieg die erwärmte Luft nach oben.

Aus der Vogelperspektive: das Grabungsfeld auf dem Kapellenberg bei Landsberg.
Aus der Vogelperspektive: das Grabungsfeld auf dem Kapellenberg bei Landsberg.
Foto: Heiko Rebsch/dpa

„Eine komplette Etage konnte damit sicherlich nicht beheizt werden, aber die auf mehreren Etagen übereinander liegenden Wohnräume konnten warm gehalten werden. Das waren aber wahrscheinlich die Räume für die Bediensteten“, sagte der Grabungsleiter.

Bei Grabungen neben der Doppelkapelle St. Crucis gab es neue Funde.
Bei Grabungen neben der Doppelkapelle St. Crucis gab es neue Funde.
Heiko Rebsch/dpa

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Ehemalige Burg Landsberg: Große Menge an Funden 

An Funden wurden ein zur ritterlichen Ausstattung gehörender Kugelstachelsporn des ausgehenden 12. Jahrhundert geborgen. Dazu kamen eine halbe, als Brakteat bezeichnete Münze des 13. Jahrhunderts, ein Würfel, Geschossspitzen und ein Hufeisen zum Vorschein.

Eines der Fundstücke: ein Kugelstachelsporn aus dem 12. Jahrhundert. Einst gehörte es wohl einem adligen Ritter.
Eines der Fundstücke: ein Kugelstachelsporn aus dem 12. Jahrhundert. Einst gehörte es wohl einem adligen Ritter.
Heiko Rebsch/dpa

Ebenso wurden große Mengen Keramikscherben des 12. bis 14. Jahrhunderts, so wie wenig Keramik aus dem 10. Jahrhundert entdeckt. Daneben kamen Reste von Feuersteinen zu Tage, die auf die Arbeit eines steinzeitlichen Steinschlägers vor etwa 5.000 Jahren hindeuten.

Von Burg Landsberg blieb bloß die Doppelkapelle übrig

Die Burg des Markgrafen Dietrich II. von Landsberg (1142 bis 1185) verfiel nach der Mitte des 14. Jahrhunderts. Hinweise auf eine gewaltsame Zerstörung gibt es bislang nicht. Das Areal wurde als Steinbruch genutzt. Erhalten blieb lediglich die Doppelkapelle. Bedeutend sind ihr Bauornamente aus Sandstein und die frühe Verwendung von Ziegeln. Die Doppelkapelle wurde 1662 das erste Mal nachweislich instand gesetzt.

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Die Lehr- und Forschungsgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle) soll auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden.