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Zahl der Organspenden in Sachsen-Anhalt ist 2011 wieder leicht angestiegen / Region Ost ist bundesweit Spitzenreiter in der Statistik Altmärker Damentrio hat ein Herz für Organspenden

Von Andreas Stein 06.08.2012, 05:30

Drei Frauen aus der Altmark kämpfen gegen Ängste und Unwissen in Sachen Organspende. Die jüngsten Skandale empfinden sie als "Schande".

Badingen/Magdeburg l Elke Krickeldorf und Annemarie Kumpe leben mit einer Spenderniere, Elisabeth Mertens bekam gar ein neues Herz. Vor drei Jahren begannen die Ruheständlerinnen mit Postwurfsendungen in ihrem Heimatort, informieren Passanten und gehen regelmäßig mit einem Arzt in Schulen. "Die Schüler diskutieren das Thema Organspende aufgeschlossener als viele ältere Menschen", erzählt Annemarie Kumpe.

Die ehemalige Sportlehrerin hat bereits seit 31 Jahren eine Spenderniere, litt als Kind oft an Blasenentzündungen, bevor die Nieren ganz versagten. "Nur durch den Sport bin ich so lange fit geblieben", sagt die 73-Jährige, die bis heute sogar an internationalen Wettkämpfen teilnimmt. Für gewöhnlich gäben Mediziner die Lebensdauer der transplantierten Organe mit acht bis zehn Jahren an, erzählen die Frauen.

Ihre ehemalige Arbeitskollegin Elke Krickeldorf hat seit elf Jahren eine Spenderniere. "Ich war im Berufsleben immer kaputt, schleppte mich durch die Woche", denkt die 65-Jährige zurück. Dann kam die Diagnose Schrumpfnieren. Elke Krickeldorf musste viermal pro Woche bei der Dialyse das Gift aus dem Körper filtern lassen, bis ihr im März 2001 eine neue Niere transplantiert wurde. In Elisabeth Mertens\' Körper schlägt ein neues Herz. "Ich war schon als Kind schwach und oft krank", erinnert sich die 56-Jährige. Doch die Ärzte konnten nie etwas feststellen. Als die Erzieherin regelmäßig an Angina litt, ließ sie sich 1992 in der Berliner Charité auf den Kopf stellen. Ihr Herz bleibe nachts bis zu 4 Sekunden stehen, fanden die Ärzte heraus. Noch im gleichen Jahr bekam sie 38-jährig einen Herzschrittmacher und konnte nicht mehr arbeiten. Die Angina kam trotzdem zurück, die Medikamente setzten ihr sehr zu. Bis Weihnachten 2006 hatte sich ihr Zustand so sehr verschlechtert, dass sie auf die Transplantationsliste für ein neues Herz kam. "Jetzt wird es wohl bald vorbei sein", dachte Elisabeth Mertens, doch im Oktober 2007 kam der rettende Anruf: Ein Herz ist da.

Fünf Jahre nach OP und Reha geht es ihr sehr gut. "Ich kann wieder mit meinem Mann tanzen, mit den Enkeln spielen, ins Fitnessstudio gehen", freut sich Mertens. Für das rührige Damen-Trio sind die Korruptionsfälle in Göttingen und Regensburg ein Rückschlag und eine Schande. "Unsere Aufklärungsarbeit wird kaputt gemacht", sagen sie.

Ihnen gehe es nicht darum, Menschen zur Organspende zu drängen, sondern um Information. Man kann auch getrost ¿Nein\' sagen. Aber es ist wichtig, mit Angehörigen rechtzeitig darüber zu sprechen", sagt Elke Krickeldorf. Die Frauen wissen, es ist menschlich, Tod und Sterblichkeit wegzuschieben. Elisabeth Mertens hofft auf einen Paradigmenwechsel in der nächsten Generation. Ein offener Umgang mit dem Thema sei wichtig. "Wenn nicht jemand das Herz freigegeben hätte, wäre ich heute tot."