Schon Tausende Sachsen-Anhalter fahren wieder Autos mit der altvertrauten Buchstaben-Kombination Ans neue Auto kommt das alte Kürzel
Um die Altkennzeichen an ihren Autos hatten manche Bürger jahrelang gekämpft - seit November sind sie wieder möglich. Das Interesse an den neuen Schildern ist groß.
Magdeburg (dpa/js) l Viele Sachsen-Anhalter hängen an ihrem alten Nummernschild für das Auto. An Buchstabenkombinationen also, die 1994 nach der ersten oder aber 2007 nach der zweiten Kreisreform verschwanden.
Seit Ende November 2012 wurden bereits Tausende Kennzeichen mit den seither wieder möglichen Buchstabenkombinationen vergeben, wie eine Umfrage der Deutschen Presseagentur in Landkreisen und Städten ergab. Teils wurden die bisherigen Kennzeichen extra abgeschraubt, andere Fahrzeughalter entschlossen sich bei einer ohnehin notwendigen Anmeldung eines Autos für ein Alt-Kennzeichen.
Im Landkreis Börde gibt es neben dem seit 2007 gültigen Kennzeichen (BK) sechs Alt-Varianten. So vier Kennzeichen für die 1994 aufgelösten Landkreise Haldensleben (HDL), Wolmirstedt (WMS), Wanzleben (WZL) und Oschersleben (OSL) sowie darüber hinaus zwei Kombinationen für die bis 2007 existierenden Kreise Ohrekreis (OK) und Bördekreis (BÖ). Von den 2800 seit Ende November vergebenen Kennzeichen waren ein Drittel die neuen alten. Die Renner waren OK (363), BÖ (232) und HDL (132).
Auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld (neues Kennzeichen: ABI) wurden bei rund einem Drittel der Zulassungen die Altkennzeichen bevorzugt. Insgesamt waren bis Ende 2012 bereits 872 Kennzeichen mit "KÖT" (Köthen), "BTF" (Bitterfeld), "AZE" (Anhalt-Zerbst) oder "ZE" (Zerbst) vergeben, erklärte Kreissprecher Udo Pawelczyk.
Die Zerbster Autofahrer hatten - wie etliche in einigen andere Regionen auch - durch Kreisreformen nach der Wende zweimal ihre alten Kennzeichen aufgeben müssen. Der Kreis Zerbst (ZE) existierte bis 1994, der Nachfolge-Kreis Anhalt-Zerbst (AZE) bis 2007. Nun sind beide Alt-Kennzeichen wieder bestellbar.
Im Jerichower Land (JL) wurde laut Kreisverwaltung die Zahl der ausgegebenen Altkennzeichen nicht erfasst. Bei 6000 Zulassungsvorgängen pro Monat sei der Aufwand einfach zu groß, hieß es. Dort sind "BRG" (für Burg) und "GTH" (für Genthin) möglich.
Der Landkreis Harz (HZ) hat die Einnahmen durch die Gebühren bis Jahresende bereits auf die Nachkommastelle genau ausgerechnet: 15 227,40 Euro wurden eingenommen, weil 350mal das bisherige Kennzeichen "HZ" in "HBS" (Halberstadt), "QLB" (Quedlinburg) oder "WR" (Wernigerode) umgetauscht wurde. Den Einnahmen stehen allerdings auch Ausgaben von rund 14 400 Euro für die Anpassung der Software gegenüber, wie Sprecherin Ingelore Kamann erklärte.
Im Saalekreis (SK) wurden bis zum 8. Januar bereits Hunderte von Altkennzeichen vergeben. Am stärksten wurde "MER" - für Merseburg - mit 257-mal nachgefragt. Dieser Landkreis bestand bis 1994. Insgesamt 233 Autofahrer wählten "MQ" - für den Nachfolgekreis Merseburg-Querfurt, der bis 2007 existierte und dann in den Saalekreis aufging. 90 Autofahrer wollten "QFT", also Querfurt. Die Kosten betrugen 37,60 Euro bis 51,60 Euro pro Fall - plus den Kosten für die Schilderprägung von etwa 30 bis 40 Euro.
Im Salzlandkreis (SLK) wurde bislang rund 2400 Kennzeichen vergeben. Etwa die Hälfte der Autofahrer entschied sich für das neue "SLK"-Kennzeichen, die anderen wollten das altvertraute SBK (Schönebeck), SFT (Staßfurt), BBG (Bernburg) oder Aschersleben (ASL).
Im Landkreis Stendal (SDL) wurden indes nur rund 170 Altkennzeichen vergeben, wie das Straßenverkehrsamt erklärte.
In der Stadt Dessau-Roßlau gibt es nur ein Altkennzeichen - "RSL" für Roßlau. Von Ende November 2012 bis Anfang Januar 2013 wurden hier 75-mal "RSL"-Kennzeichen vergeben. Fast die Hälfte war eine reine Umkennzeichnung, also der Austausch sonst noch gültiger Kennzeichen, wie Stadtsprecher Carsten Sauer berichtete.
Auf nur 73 Altkennzeichen kommt der Landkreis Wittenberg (WB) bis Ende 2012. Dabei wurde den Angaben zufolge 46-mal ein "JE" (Jessen) und 27-mal ein "GHC" (Gräfenhainichen) - Kennzeichen vergeben. Die beiden Kreise waren schon 1994 aufgelöst worden.
Im Burgenlandkreis (BLK) wurden seit Ende November 2012 rund 5000 Kennzeichen vergeben - davon waren mehr als 1000 Altkennzeichen. Im Burgenlandkreis gibt es fünf alte Kombinationsvarianten. Darunter "NMB" für Naumburg, "WSF" für Weißenfels oder HHS für Hohenmölsen. In 140 Fällen wurden "ZZ" für Zeitz oder "NEB" für Nebra bestellt.