Parkplatz vor Frauenklinik im Visier von Abschleppdienst Auf Babyglück folgt Auto-Pech
Die Geburt seines Sohnes wird Sebastian Skosetz in doppelter Hinsicht in
Erinnerung bleiben. Während Ärzte Mutter und Kind bei einer OP das
Leben retten, wird vor der Landesfrauenklinik sein Auto abgeschleppt.
Nachfragen bestätigen: kein Einzelfall.
Magdeburg l Montagnacht, 3 Uhr, Stadtfeld-Ost: Sebastian Skosetz fährt mit Höchstgeschwindigkeit zur Landesfrauenklinik an der Gerhart-Hauptmann-Straße. Seine hochschwangere Frau leidet unter starken Schmerzen. Bei Nacht steuert er den Parkplatz direkt neben dem Krankenhaus an. Alles geht rasend schnell. Im Krankenhaus fällt die Entscheidung auf Not-OP. Kaiserschnitt, Leben von Mutter und Kind sind in Gefahr. Während der ganzen Zeit ist Skosetz bei seiner Frau. "Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so aufgeregt", sagt er. Die OP verläuft gut. Mutter und Kind sind wohlauf. Der 30-Jährige wartet bis zu den frühen Morgenstunden im Aufwachraum: Freudentränen und junges Familienglück.
Als die Situation sich beruhigt hat, will Skosetz nach Hause fahren, ein paar Sachen holen, die er in all dem Stress vergessen hat. Doch dort, wo sein Auto stand, steht es nicht mehr. Der 30-Jährige erkundigt sich bei der Polizei. Er erfährt, dass sein Skoda abgeschleppt wurde. "Erst da habe ich realisiert, dass das ein Privatparkplatz ist", sagt er.
In seinem Auto, das in einem Depot an der Großen Diesdorfer Straße steht, liegen Wohnungsschlüssel, Papiere und sein Portemonnaie. Am Telefon erfährt er, dass er sein Auto gegen 190 Euro auslösen kann. Er bietet einen Pfand, da er das Geld nicht dabei hat, er erst wichtige Dinge für seine Frau erledigen muss. Auf dem Gelände der Firma kommt es zum Wortgefecht. Die Nerven liegen blank. Skosetz darf sein Auto erst mitnehmen, als er das Geld bezahlt. "Ich sehe ein, dass ich einen Parkschein hätte holen müssen. Ich war mit den Gedanken aber woanders. Bei dem Abschleppdienst war null Verständnis für meine Situation", sagt er.
Laut Klinik-Leitung ist das kein Einzelfall, wie Chef Prof. Dr. Serban Dan Costa der Volksstimme bestätigt. Am Dienstag - einen Tag nach Skosetz - wurde das Auto einer Krebspatientin abgeschleppt. Auch sie hatte nicht realisiert, dass das Gelände direkt neben der Klinik ein Privatparkplatz ist. "Wir müssen uns Gedanken machen, das besser auszuschildern", sagt Klinik-Chef Costa. Denn auf dem Campus der Uni-Frauenklinik gibt es nur 15 Besucherparkplätze.
Rechtlich ist die Situation klar, sagt der Magdeburger Verkehrsrechtsanwalt Ronni Krug. Denn weder Eigentümer noch Abschlepper können um die besondere Situation des Schwarzparkers wissen. Allerdings könne man die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellen, so Krug.
Interessant ist: 2012 wurde das Gelände zwangsversteigert. Heute gehört die Fläche der Garagenkontor-Sachsen-Anhalt GmbH. Neben Architekt Rolf Onnen ist auch Marco Köhn Geschäftsführer der Firma. Köhn wiederum ist auch Chef der Abschleppfirma E.a.s.t. GmbH, die den Wagen von Skosetz am Haken hatte. Betreiber des Parkplatzes ist wiederum die Petersberg 72 VV GmbH. Das Unternehmen betreibt unter anderem noch den Großparkplatz am Damaschkeplatz. Eine Sekretärin von Petersberg bestätigt der Volksstimme am Telefon, dass der Fall bekannt sei, man mit dem jungen Familienvater bereits in Kontakt stehe.
"Wir sind ein Dienstleister. Wenn wir nicht abschleppen, dann macht das jemand anders", sagt Köhn von der Abschleppfirma E.a.s.t. auf Nachfrage der Volksstimme. Das sei ein Privatparkplatz und auf die persönlichen Geschichten der Parksünder könne man keine Rücksicht nehmen.