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Sachsen-Anhalt Auf den Friedhöfen gibt es reichlich Platz

Corona wirkt sich auch auf das Bestattungswesen aus. Doch auf den Friedhöfen in Sachsen-Anhalt gibt es überall ausreichend Freiflächen.

06.03.2021, 06:28

Halle (dpa) l Rund um den Jahreswechsel ächzten einige Bestattungsunternehmen in Sachsen-Anhalt unter der Last überdurchschnittlich vieler Todesfälle. Erst im Januar lag die sogenannte Übersterblichkeit bei 44 Prozent über dem Durchschnitt der Januar-Monate 2017 bis 2020 und somit weit über dem Bundesdurchschnitt. Bilder von überfüllten Krematorien machten die Runde.

Derweil scheinen die Ruhestätten im Land alles andere als überlastet zu sein. "Unsere Friedhöfe haben ausreichend Bestattungsflächen zur Verfügung um auch die größere Anzahl an Bestattungen durch die aktuelle Übersterblichkeit problemlos vornehmen zu können" sagt André Könnecke, Geschäftsführer des Verbandes der Friedhofsverwalter Deutschland (VFD). Die hohe Anzahl der Urnenbeisetzungen, die seit vielen Jahren bei über 90 Prozent liegt, habe zu Überhangflächen auf den Friedhöfen geführt, erklärt Könnecke. Diese seien jederzeit als Bestattungsflächen nutzbar.

Auch die Kommunen Sachsen-Anhalts berichten einhellig ein Problem des Platzmangels auf den Friedhöfen nicht zu kennen. "Unsere Gräberkapazitäten reichen trotz allem noch zur Genüge aus", teilte die Stadtverwaltung Stendal auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch auf den kommunalen Ruhestätten in Halle stehen nach Aussage der Stadt "ausreichend Grabstellen für Urnen-und Sargbestattungen zur Verfügung". In der Landeshauptstadt Magdeburg sei "alles wie bislang".

"Viele Friedhöfe in Deutschland sind in einer Zeit geplant worden, als es überwiegend Erdbestattungen gab", erklärt Elke Herrnberger, Sprecherin beim Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB). Dadurch sei mit ganz anderen Flächen geplant worden. Ein Urnengrab ist in der Regel deutlich kleiner als ein Sarggrab. Diese Entwicklung spiegelt sich auch auf den Friedhöfen wider, so Herrnberger. "An Flächen mangelt es den Friedhöfen nicht."

Beim Anteil der Urnenbestattungen konstatiere ihr Verband ein starkes Ost-West-Gefälle, erzählt Herrnberger. Insbesondere in Ostdeutschland beobachte der Verband seit jeher eine größere Verbreitung der Urnenbestattung als in Westdeutschland. Dies könne auch mit einer geschichtlich begründeten, sozialistischen Prägung zusammenhängen, vermutet Herrnberger. Während die Erdbestattung eher von Individualismus zeugt, sorgte die Bestattung in einer Urne für eine äußere Angleichung der Toten. In ländlichen oder katholischen Gegenden Deutschlands sei der Anteil an Feuerbestattungen deutlich geringer.

Auch der Kostenfaktor spiele bei der Wahl des Grabes mitunter eine Rolle. Friedhofsgebühren richteten sich nach "Grabeinheiten", die auch von der Größe des Grabes abhingen, so Herrnberger. Ein Urnengrab sei im Mittel deutlich kleiner als das Sarggrab. Hinzu komme bei vielen Nachkommen die Entfernung zur Ruhestätte. "Die Kinder leben oft nicht mehr in der Gegend ihrer Eltern", sagt Herrnberger. Das führe dazu, dass sich die Hinterbliebenen nach "pflegefreien Gräbern" umschauten. Auch diese seien in der Regel recht klein gehalten, sodass weniger Platz benötigt werde.

Friedhofsträger hätten zu lange größere Flächen für den vorausgesehen Bedarf an Erdbestattungen erschlossen. "Nun zeigt sich, dass diese Flächen aufgrund des Trends zur Feuerbestattung ungenutzt bleiben und also lediglich Kosten verursachen", kritisiert Herrnberger. In der künftigen Friedhofsgestaltung müsse sich diese Entwicklung hin zu kleineren Gräbern ebenso widerspiegeln wie die steigende Nachfrage nach naturnahen Bestattungsformen und pflegefreien Gemeinschaftsanlagen.