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Rohstoff-Gewinnung Aus Asche wird Phosphor: Sachsen-Anhalt will Vorreiter für Zukunftstechnologie werden

Um sich von Importen des Rohstoffs unabhängig zu machen, setzen Unternehmen auf die Aufbereitung von Klärschlamm. In Sachsen-Anhalt entsteht eine der ersten Anlagen dafür.

Von ANTONIUS WOLLMANN 16.02.2025, 18:02
Bernd Wüstneck/dpab66gocgKve79e19fG16-C43kC4c Sachsen-Anhalt möchte sich als Standort für Zukunftstechnologien weiter profilieren und unterstützt dafür ein Projekt zur Rückgewinnung von Phosphor  aus Verbrennungsaschen  aus kommunalen Klärschlämmen mit 27 Millionen Euro.  Am Chemiestandort Schkopau errichtet die Phosphorgewinnung Schkopau GmbH  – eine Gemeinschaftsgründung der Unternehmen Gelsenwasser und EasyMining  –  bis 2027   die weltweit erste großtechnische Demonstrationsanlage. Der Baubeginn steht kurz bevor. „Wir wollen in Europa eine Kreislauflösung für den  Nährstoff Phosphor etablieren“, sagte EasyMining-Geschäftsführer Christian Kabbe.Den offiziellen Förderbescheid übergab Umwelt- und  Energieminister Armin Willingmann (SPD) gestern bei einer Pressekonferenz in Magdeburg. Das Fördergeld stammt aus dem Just Transition Fund (JTF) der Europäischen Union, mit dessen Hilfe der Strukturwandel hin zur Klimaneutralität unterstützt werden soll.Chemiepark überzeugtWie hoch das gesamte Investitionsvolumen ist, wollten die Beteiligten nicht bekannt geben. Experten gehen jedoch von einer Millionensumme im dreistelligen Bereich aus.  Entstehen sollen voraussichtlich 23 Arbeitsplätze. Für Schkopau als Standort hatte nach Angaben von  Martin Braunersreuther,   Phosphorgewinnung Schkopau GmbH, „vor allem die Infrastruktur  des Chemieparks und die gute Verfügbarkeit an qualifizierten Mitarbeitern gesprochen“.Von großer Bedeutung sei das Vorhaben gleich aus mehreren Gründen, betonte Willingmann.  Die Europäische Union habe Phosphor  als kritischen Rohstoff eingestuft.  So stammten in der jüngeren Vergangenheit etwa 50 Prozent der importierten Rohphosphate aus Russland. Rund 84 Prozent der weltweiten Phosphorreserven verteilen sich nach Angaben des Umweltministeriums auf gerade einmal sechs Länder, darunter Marokko, China, Ägypten, Algerien, Südafrika und Brasilien. „Es gibt in Deutschland keine Vorkommen von Phosphor, so dass wir am Tropf von wenigen exportierenden Ländern hängen“, wies Braunersreuther auf die Notwendigkeit hin, sich aus der Importabhängigkeit zu lösen. Besonders in der Landwirtschaft ist Phosphor als Bestandteil von Düngemittel unverzichtbar.Umweltschutz im FokusMittelfristig könnten rund 300.000 Tonnen Klärschlamm aufgearbeitet werden, was rund 50 Prozent der in Deutschland anfallenden Klärschlamm-Asche entspreche. Dadurch könne umgerechnet etwa ein Viertel bis die Hälfte des aktuell nach Deutschland importierten Phosphors ersetzt werden. Von Bedeutung sei ferner, dass  man mit der Phosphor-Rückgewinnung auch auf umweltpolitischer Ebene vorangehe, so Willingmann. Ab 2029 würden europäische Regeln in Kraft treten, die eben diese Rückgewinnung  vorschreiben. Deutschland sei dabei das erste Land, das die europäischen Regeln zügig umgesetzt habe. Das in Schkopau angewandte Verfahren sorge dafür, dass der Anteil der Schwermetalle    viel geringer sei als bei importierten Phosphor. „Damit stärken wir den Gewässer-und Bodenschutz“, sagte Kabbe.Das Projekt in Schkopau könnte nicht das letzte von EasyMining und Gelsenwasser bleiben. Es gebe aber bereits Pläne für weitere Anlagen in Deutschland, sagte  Kabbe.                   Mit dpa-Material
Bernd Wüstneck/dpab66gocgKve79e19fG16-C43kC4c

Sachsen-Anhalt möchte sich als Standort für Zukunftstechnologien weiter profilieren und unterstützt dafür ein Projekt zur Rückgewinnung von Phosphor aus Verbrennungsaschen aus kommunalen Klärschlämmen mit 27 Millionen Euro. Am Chemiestandort Schkopau errichtet die Phosphorgewinnung Schkopau GmbH – eine Gemeinschaftsgründung der Unternehmen Gelsenwasser und EasyMining – bis 2027 die weltweit erste großtechnische Demonstrationsanlage. Der Baubeginn steht kurz bevor. „Wir wollen in Europa eine Kreislauflösung für den Nährstoff Phosphor etablieren“, sagte EasyMining-Geschäftsführer Christian Kabbe.

Den offiziellen Förderbescheid übergab Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann (SPD) gestern bei einer Pressekonferenz in Magdeburg. Das Fördergeld stammt aus dem Just Transition Fund (JTF) der Europäischen Union, mit dessen Hilfe der Strukturwandel hin zur Klimaneutralität unterstützt werden soll.

Chemiepark überzeugt

Wie hoch das gesamte Investitionsvolumen ist, wollten die Beteiligten nicht bekannt geben. Experten gehen jedoch von einer Millionensumme im dreistelligen Bereich aus. Entstehen sollen voraussichtlich 23 Arbeitsplätze. Für Schkopau als Standort hatte nach Angaben von Martin Braunersreuther, Phosphorgewinnung Schkopau GmbH, „vor allem die Infrastruktur des Chemieparks und die gute Verfügbarkeit an qualifizierten Mitarbeitern gesprochen“.

Von großer Bedeutung sei das Vorhaben gleich aus mehreren Gründen, betonte Willingmann. Die Europäische Union habe Phosphor als kritischen Rohstoff eingestuft. So stammten in der jüngeren Vergangenheit etwa 50 Prozent der importierten Rohphosphate aus Russland. Rund 84 Prozent der weltweiten Phosphorreserven verteilen sich nach Angaben des Umweltministeriums auf gerade einmal sechs Länder, darunter Marokko, China, Ägypten, Algerien, Südafrika und Brasilien. „Es gibt in Deutschland keine Vorkommen von Phosphor, so dass wir am Tropf von wenigen exportierenden Ländern hängen“, wies Braunersreuther auf die Notwendigkeit hin, sich aus der Importabhängigkeit zu lösen. Besonders in der Landwirtschaft ist Phosphor als Bestandteil von Düngemittel unverzichtbar.

Umweltschutz im Fokus

Mittelfristig könnten rund 300.000 Tonnen Klärschlamm aufgearbeitet werden, was rund 50 Prozent der in Deutschland anfallenden Klärschlamm-Asche entspreche. Dadurch könne umgerechnet etwa ein Viertel bis die Hälfte des aktuell nach Deutschland importierten Phosphors ersetzt werden.

Von Bedeutung sei ferner, dass man mit der Phosphor-Rückgewinnung auch auf umweltpolitischer Ebene vorangehe, so Willingmann. Ab 2029 würden europäische Regeln in Kraft treten, die eben diese Rückgewinnung vorschreiben. Deutschland sei dabei das erste Land, das die europäischen Regeln zügig umgesetzt habe. Das in Schkopau angewandte Verfahren sorge dafür, dass der Anteil der Schwermetalle viel geringer sei als bei importierten Phosphor. „Damit stärken wir den Gewässer-und Bodenschutz“, sagte Kabbe.

Das Projekt in Schkopau könnte nicht das letzte von EasyMining und Gelsenwasser bleiben. Es gebe aber bereits Pläne für weitere Anlagen in Deutschland, sagte Kabbe.                   Mit dpa-Material

dpa