Bad Bibra Generalstaatsanwalt ermittelt zum Nazi-Bier
Ein Getränkemarkt in Bad Bibra (Burgenlandkreis) bietet "Deutsches Reichsbräu" an. Die Geschäftsleitung zeigt sich schockiert.
Bad Bibra l In Sachsen-Anhalt sorgt eine Biersorte für Wirbel, die in der "Getränke-Quelle" in Bad Bibra verkauft werden soll. Grund dafür ist das "Deutsche Reichsbräu", welches dort offensichtlich für 18,88 Euro angeboten wird. Ein Tweet dazu wurde am Donnerstagabend (23. Januar) veröffentlicht.
Thomas Scharf ist Geschäftsführer der "Getränke-Quelle" und nennt den Vorfall "unglaublich". Über 40 E-Mails habe er am Freitagvormittag bereits im Postfach gehabt. Er habe "sofort die Konsequenzen gezogen". Bereits am Donnerstagabend habe in der entsprechenden Filiale sämtliche Kästen entfernen lassen, auch die Polizei sei bereits vor Ort gewesen. "Wir distanzieren uns ganz klar davon und werden alles dafür tun, dass so etwas nie wieder passiert".
Die "Getränke-Quelle" arbeitet als Franchise-Unternehmen - was bedeutet, dass es in jeder Filiale ein Standard-Angebot an Getränken gibt, welches aber durch den jeweiigen Filial-Inhaber erweitert werden kann. Vom "Deutschen Reichsbräu" und dem Verkauf habe das Unternehmen nichts gewusst, heißt es weiter in einer offiziellen Stellungnahme.
Die "Getränke-Quelle" hat die Zusammenarbeit mit dem Unternehmer nach Volksstimme-Information beendet. Der private Betreiber selbst sei "todunglücklich" über den Vorfall. Er war für eine Stellungnahme am Freitagvormittag nicht erreichbar, will sich jedoch in Kürze öffentlich dafür entschuldigen.
Auch der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich, reagierte Freitagvormittag zum Bierverkauf: "Ich schäme mich so sehr", schreibt er auf Facebook. "Während gerade in Yad Vashem in Israel der deutsche Bundespräsident zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz spricht, findet in meinem Heimatort Bad Bibra der Verkauf von Bier mit dem Namen "Deutsches Reichsbräu" in einem Getränkemarkt statt", so Ulrich.
Recherchen ergaben, dass hinter der Biermarke Neonazi Tommy Frenck aus Thüringen steckt, der das Bier seit Anfang 2020 verkauft. Auf die Idee habe ihn der Innenminister gebracht, "weil Gutmenschen und andere staatliche Stellen unseren ganzen Zulieferern ständig auf den Sack gegangen sind", lässt sich auf der Seite von Frencks Gasthaus in Thüringen lesen. 2017 organisierte Frenck eines der europaweit größten Rechtsrock-Treffen.
Generalsstaatsanwalt Jürgen Konrad sagte der Volksstimme: „Wir haben ein Ermittlungsverfahren wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole eingeleitet." Der Paragraf 86a ziehe nach seiner Auffassung auch, wenn Symbole verwendet werden, die zu Verwechslungen führen können. Mit dem Fall beschäftige sich nun die Staatsschutzabteilung.