Bauern Angst vor Schweinepest in Sachsen-Anhalt
Schweinehalter in Sachsen-Anhalt fürchten den Ruin, sollte die Tierseuche das Land erreichen. Einen Preisverfall spüren sie bereits.
Magdeburg l Immer mehr Länder stoppen die Einfuhr von deutschem Schweinefleisch: Nach China und Südkorea hat nun auch Japan ein Exportverbot verhängt. Ein Problem für viele Schweinebauern, speziell China gilt als wichtigster Exportmarkt außerhalb der EU. Die Folge ist ein Preisverfall, der auch den hiesigen Schweinehaltern zu schaffen macht. Im Land gibt es mehr als 200 Betriebe mit mehr als einer Millionen Schweinen.
Dorit Nyenhuis züchtet Ferkel in Theeßen (Jerichower Land). Wenn sie 25 Kilogramm wiegen, verkauft sie die Tiere. Im vergangenen Jahr seien es etwa 40 000 gewesen. Die Produktion eines Ferkels koste sie 50 Euro, für etwas mehr habe sie diese verkaufen können, sagt sie.
Dann seien die Preise durch die Corona-Ausbrüche in vielen großen Schlachtbetrieben abgestürzt, berichtet die Züchterin. In der vergangenen Woche habe sie nur noch 39 Euro für ein Ferkel bekommen. Doch das war vor dem ersten nachgewiesenen Schweinepestfall in Brandenburg. Nach Bekanntwerden sei der Preis auf 27 Euro pro Ferkel abgestürzt. „Wenn das die nächsten sechs Monate so bleibt, kann ich aufhören“, betont sie. Auch andere Schweinehalter würden über eine Schließung nachdenken. „Die Preise werden sich nicht so schnell erholen“, fürchtet Nyenhuis.
Besorgt über die Exportverbote ist auch Hans-Georg Meyer, der Chef des Schweinewirtschaftsverbands des Landes. Der Preisverfall sei „ruinös“ für viele Schweinehalter, betont Meyer. Bis Deutschland wieder als unbelastetes Land anerkannt werden könne, würden noch „mindestens zwei Jahre“ vergehen – selbst wenn sich die Seuche hier nicht weiter ausbreite, sagt er.
Wenn ein Schweinepestfall in Sachsen-Anhalt auftritt, soll der Bereich mit einem Zaun großflächig abgesperrt werden. Befinden sich Zuchtbetriebe in der Nähe, dürfen sie je nach Entfernung ihre Tiere nicht mehr verkaufen. „Das wäre eine Katastrophe“, sagt Hubertus von Rundstedt, Bio-Schweinebauer aus Schönfeld (Landkreis Stendal).
Ob die Schweinepest tatsächlich nach Sachsen-Anhalt kommen wird, ist für einige Schweinebauern nicht die Frage. Ferkelzüchterin Nyenhuis betont: „Es ist nur eine Frage der Zeit“.
Das Landwirtschaftsministerium hat für diesen Zeitpunkt Vorkehrungen getroffen. „Für den Fall eines Ausbruchs hat Sachsen-Anhalt einen elektrischen Wildschutzzaun angeschafft“, teilt Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) mit. Wird das Virus bei einem Schwein festgestellt, wollen die Behörden den 50 Kilometer langen Zaun dort aufstellen. Für Menschen ist das Virus ungefährlich, für Schweine aber meist tödlich. Seite 4