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Bibliotheken verändern sich: große Häuser werden attraktiver

Einfach nur einen Wälzer aus dem Regal ziehen - das war früher. Heute sind Bibliothekare Ratgeber, Veranstalter und Aussteller in einem. Manche fahren im Auftrag der Bildung sogar quer durchs Land.

07.07.2019, 08:24

Magdeburg (dpa/sa) - Die Arbeit in den öffentlichen Bibliotheken des Landes hat sich stark verändert. "Es reicht nicht mehr, Medien ins Regal zu stellen", sagte Cornelia Poenicke vom Deutschen Bibliotheksverband Sachsen-Anhalt in Magdeburg. Die Einrichtungen müssten auch mit den Medien arbeiten. Dazu gehöre es, Veranstaltungen wie etwa Lesungen zu organisieren, Ausstellungen vorzubereiten oder Beratungen anzubieten. Das Motto müsse lauten: "Weniger Regale, mehr Begegnung". Poenicke selbst leitet eine der wichtigsten Bibliotheken im Land - die 1525 gegründete Stadtbibliothek Magdeburg.

Im Jahr 2018 gab es nach Verbandsangaben 186 öffentliche Bibliotheken im Land. 2010 waren es noch 233. Die Zahl der Besucher sei allerdings stabil geblieben. 2010 kamen 1,94 Millionen Menschen in die Häuser, 2018 waren es 1,98 Millionen Besucher. Besucher haben den Angaben zufolge nicht zwangsläufig einen Bibliotheksausweis. Erst wenn Bücher oder andere Medien ausgeliehen werden, brauchen sie einen Ausweis, wie Poenicke erklärte. Die Zahl der Nutzer lag in beiden Jahren bei rund 114 000 Menschen.

Die Entwicklung sei je nach Haus sehr unterschiedlich, sagte Poenicke. Während kleinere Einrichtungen eher an Attraktivität verlören, gebe es auch Bibliotheken, die wachsen. In größeren Häusern wie in Magdeburg seien Nutzer-, Besucher- und Entleihungszahlen in den vergangenen Jahren gestiegen. Das habe verschiedene Gründe.

Kleinere Bibliotheken auf dem Land hätten mit schrumpfenden Einwohnerzahlen zu kämpfen, so Poenicke. Zudem liehen Nutzer wegen der guten Verfügbarkeit im Internet weniger CDs und Filme in den Häusern aus. Außerdem gehörten Bibliotheken zu einer freiwilligen Leistung der Kommunen - wenn das Geld knapp werde, werde eine Bibliothek oft eher geschlossen, hieß es.

Erfreulich sei jedoch, dass vor allem Kinder wieder mehr lesen würden. Die Zahlen der ausgeliehenen Kinderbücher steige, sagte Poenicke. Den Spagat zwischen analogen und digitalen Medien meisterten die Kleinen oft recht gut. Bibliotheken, die sich auf die neue Medienwelt und die damit verbundenen Bedürfnisse der Kinder eingestellt hätten, seien im Vorteil. Besonders wichtig sei, auf die Leseförderung einzugehen. 2018 gab es 8940 Veranstaltungen in den öffentlichen Häusern, davon rund 5550 für Kinder.

Doch nicht nur auf die jungen Besucher gehen die Bibliothekare verstärkt ein. Auch Menschen, die auf dem Land ohne gut erreichbare Bibliothek wohnen, seien im Blick des Verbands, hieß es. Landesweit gibt es vier sogenannte Fahrbibliotheken - zwei davon im ländlichen Raum, zwei in Halle und Magdeburg. Die rollenden Bücherstationen fahren regelmäßig bekannte Haltestellen an und verleihen ihre mitgebrachten Hefte, Romane und Sachbücher.

Bibliotheken des DVB Sachsen-Anhalt