Bundestagswahl CDU favorisiert Jamaika
Die mehr als 100 Mitglieder und Anhänger der CDU in Sachsen-Anhalt quittierten das eigene Ergebnis mit Enttäuschung.
Magdeburg l Den ersten Applaus gab es am Sonntagabend erst, als Gastgeber Tino Sorge das Büffett eröffnete. Eher ungläubig hatten die versammelten Christdemokraten zuvor um 18 Uhr auf die Prognose geblickt, bei der der CDU-Balken in der TV-Grafik bereits bei 33,5 Prozent stehenblieb.
Landtagsabgeordneter Tobias Krull sagt zum Ergebnis seiner Partei: „Das ist für uns ein schwerer Dämpfer. Wir hatten uns deutlich mehr erwartet.“ Gründe sieht er etwa im aggressiven Wahlkampf-Finale. „Auch möglich, dass sich manche Leute zu siegessicher waren und deshalb nicht zur Wahl gegangen sind.“ Von den beiden Koalitionsvarianten würde er der Jamaika-Kombination aus CDU, FDP und Grünen den Vorzug geben. „Wichtig ist, dass ohne uns keine Regierung gebildet werden kann.“
Auch die Präferenz von Thomas Kuhn, CDU-Mitglied und Domarchäologe, liegt bei einer Jamaika-Koalition. Der AfD-Einzug in den Bundestag mit klar zweistelligem Ergebnis macht dem Mann von der Basis keine Angst. „Wir sind die staatstragende Partei und werden es bleiben.“ Den Grund für den Aufstieg der Rechtskonservativen sieht er in der Flüchtlingskrise von 2015. Krull meint zur AfD: „Wir haben das in Sachsen-Anhalt erlebt – die Diskussionskultur wird eine andere werden. Ich erwarte, dass es im Bundestag wesentlich schärfer zugehen wird als bisher.“
Tino Sorge, der ebenfalls Jamaika favorisiert, hatte Grund zur Freude: Er wurde mit einem besseren Ergebnis als 2013 in Magdeburg/Schönebeck wiedergewählt. Das Bundesergebnis für die Union sei „enttäuschend, da gibt es nichts drumrum zu reden“. Es komme darauf an, sich mit der AfD sachlich auseinanderzusetzen und klare Kante zu zeigen. Viele Wähler seien mit der persönlichen Situation zufrieden, doch der Herbst 2015 wirke nach. Wackelt nun Angela Merkel? Sorge: „Die Union steht hinter Angela Merkel. Wir müssen aber unsere Politik besser transportieren.“
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