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Keine öffentlichen Bunker Sachsen-Anhalt: Warum niemand weiß, wo man sich im Ernstfall schützen kann

Sachsen-Anhalt hat ein Problem. Es gibt einerseits keine öffentlichen Bunker für die Bevölkerung, andererseits wissen die Ministerien nicht, wie viele sogenannte Schutzräume wie Tiefgaragen im Ernstfall zur Verfügung stehen.

Von Sebastian Rose 22.01.2025, 10:23
In Sachsen-Anhalt gibt es keine öffentlichen Schutzbunker.
In Sachsen-Anhalt gibt es keine öffentlichen Schutzbunker. Symbolfoto: dpa | Robert Michael

Magdeburg/Halle (Saale). - Wenn Krieg herrscht oder in anderen schweren Notfällen, gibt es in Sachsen-Anhalt keine öffentlich anerkannten Schutzbunker.

Aber auch sogenannte Schutzräume wie Tiefgaragen und Keller könnten im Ernstfall Leben retten. Eine genaue Liste und damit das Wissen über die Anzahl aller öffentlichen Schutzräume, sind aber auch nicht vorhanden, teilt das Landesinnenministerium auf Anfrage mit.

"Der Zweck öffentlicher Schutzräume besteht darin, Schutz zu bieten. Zu den öffentlichen Schutzräumen, die vor dem Hintergrund des Kalten Krieges seit Mitte der 1960-er Jahre errichtet beziehungsweise wiederhergerichtet worden sind, zählen Hoch- und Tiefbunker, alte Stollenanlagen sowie neu errichtete sogenannte Mehrzweckanlagen", so das Innenministerium Sachsen-Anhalts.

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Keine Bunker in Sachsen-Anhalt

Bei Mehrzweckanlagen handele es sich um zivile Bauwerke wie Tiefgaragen oder Bahnhöfe, die nach dem Krieg errichtet worden seien. Laut Gesetz gebe es jedoch keinen Anspruch für jeden Bürger auf einen öffentlichen Schutzraum. Sein eigenes Leben zu retten, ist aktuell daher Aufgabe eines jeden selbst.

"Für die in den 1990-er Jahren gemeldeten Schutzräume aus Sachsen-Anhalt erfolgte vom Bund keine Anerkennung als 'öffentlicher Schutzraum'", so das Landesinnenministerium. Auch der Schutzraumbau sei 2007 eingestellt worden.

"Im erforderlichen Fall besteht daher die Möglichkeit auch durch die zuständigen Gefahrenabwehrbehörden, die Bevölkerung über die behördlichen Warnsysteme entsprechend zu informieren", so das Innenministerium Sachsen-Anhalts weiter.

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Liste von Schutzräumen in Sachsen-Anhalt nicht vorhanden

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärt zu der verwirrrenden Schutzraum-Situation: "Dies ist darauf zurückzuführen, dass die im Ostteil Deutschlands bestehenden Schutzräume nach der Wiedervereinigung nicht in das Schutzraumkonzept übernommen wurden."

Seit einiger Zeit arbeite das Bundesamt für Bevölkerungsschutz wegen der verschärften internationale Bedrohungslage an einem neuen Konzept.

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Eckpunkte seien die Erfassung von öffentlichen Gebäuden und privaten Immobilien wie Tiefgaragen, U-Bahnhöfe und Kellerräumen, die im Notfall als Schutzraum dienen können. Dazu kämen Handlungsempfehlungen zum Selbstschutz und ein digitales Verzeichnis für das Handy.

Aktuell bleiben daher besonders in ländlichen Gebieten ohne U-Bahnhof oder größere Tiefgaragen nur der eigene Keller oder innenliegende Räume. "Mit kurzfristigen und einfachen Verstärkungen können aus Kellerräumen oder innenliegenden Räumen sogenannte bauliche Selbstschutzräume werden", informiert das Bundesinnenministerium.

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Wann eine vollständige Liste aller Schutzräume in Sachsen-Anhalt ausgearbeitet ist, ist aktuell noch offen.