Corona Straßenzüge werden abgeriegelt
Magdeburgs Oberbürgermeister Trümper beklagt schwere Quarantäne-Verstöße und kündigt harte Maßnahmen an.
Magdeburg l In Magdeburg ist am Freitag die kritische Grenze von 30 Neu-Infektionen auf 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten worden. Damit springt die sogenannte Corona-Ampel auf Rot. Das ist die höchste von drei Alarmstufen. Ab diesem Schwellenwert gelten „großräumige Eindämmungsmaßnahmen durch das Land“.
Bundesweit liegt die Schwelle erst bei 50 Fällen pro 100.000 Einwohner. Erst dann müssen Lockerungen zurückgenommen werden. In Sachsen-Anhalt gelten strengere Regeln.
In den vergangenen Tagen hat die Stadt Magdeburg bereits elf Schulen geschlossen; dazu mehrere Jugendclubs und Spielplätze. Altenpflegeheime und Krankenhäuser haben Besuchsregeln wieder drastisch verschärft.
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hat am Freitag die Abriegelung mehrerer Straßenzüge im Stadtteil Neue Neustadt angekündigt. Allein in diesem Bezirk – dort leben viele Roma – wurden laut Trümper in rumänischen Familien bereits 80 Corona-Fälle bestätigt.
Der Oberbürgermeister sagte, viele Corona-Infizierte in dem Stadtteil würden sich nicht an die Quarantäne-Vorschriften halten: „Die fahren Straßenbahn, gehen zur Arbeit, die Kinder spielen draußen Fußball.“
Darum werde nun eine härtere Gangart eingeschlagen. „Jetzt ist Schluss mit lustig“, sagte Trümper. Am Samstag soll in einer Krisensitzung das weitere Vorgehen besprochen werden.
Seit Ausbruch der Pandemie ist bei 216 Magdeburgern das Coronavirus nachgewiesen worden. Allein vom 18. auf den 19. Juni kamen 22 Fälle neu hinzu.
Das Gesundheitsministerium teilte am Freitag auf Anfrage mit, es sehe „derzeit“ keine Veranlassung für Abriegelungen. Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte: „Das Ausbruchsgeschehen in Magdeburg zeigt auf eindringliche Weise, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Es kann jederzeit zu lokalen Ausbrüchen kommen.“ Es gelte daher, sich weiter strikt an die Maskenpflicht und an Abstands- sowie Hygieneregeln zu halten.
Kann es zu einem Lockdown mit Ausgangssperren kommen? Das Gesundheitsministerium beantwortet diese Frage ausweichend: „Es ist immer in Abhängigkeit von der konkreten Situation zu entscheiden.“
Nachdem eine Magdeburger Patientin in einer Schönebecker Reha-Klinik positiv auf das Coronavirus getestet worden ist, läuft in der Stadt im Salzlandkreis die Suche nach möglichen weiteren Infizierten. 250 Patienten und Mitarbeiter zweier Kliniken seien getestet, für 70 Prozent lägen Ergebnisse vor – allesamt seien negativ, teilte der Salzlandkreis gestern mit. Auch das Personal der Rettungswache in Schönebeck, das die Patientin von der Reha- in die Innere Klinik transportiert hatte, sei untersucht worden.
Für die Kliniken hat der Landkreis Besuchsverbot und einen Aufnahmestopp erlassen.