Das letzte Interview: Zum Westkaffee bei Margot Honecker
Hamburg/Berlin (dpa) - Auch im chilenischen Exil liebte es Margot Honecker preußisch-penibel. Die Böden ihres Hauses in Santiago waren blitzblank, kein Staubkorn wurde geduldet, wie der Historiker Nils Ole Oermann in dem neuen Buch Zum Westkaffee bei Margot Honecker schreibt. Mehrmals war er zu Interviews bei der früheren DDR-Ministerin für Volksbildung in Santiago, zuletzt im April 2016. Da sei Margot Honecker allerdings schon schwer an Brustkrebs erkrankt gewesen. Die einstige First Lady der DDR starb am 6. Mai im Alter von 89 Jahren.
In seinem Buch hat der Lüneburger Professor, der in Sachsen-Anhalt lebt, noch einmal seine Begegnungen mit einer Unbeirrten zusammengefasst. Der Autor rätselt dabei selbst, warum die sonst so misstrauische Honecker gerade ihm über ihr Vertrauen schenkte. Schließlich stammte er aus der BRD, dem Staat des Klassenfeindes. Oermann vermutet, dass es vor allem seine Rolle als Professor war, als ein Mann der Bildung, die der Autodidaktin Respekt einflößte. Sie hatte ein Leben lang zweifellos einen Irrweg verfolgt - hart und unerbittlich, schreibt der Autor.